Allein

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„Möchtest du laufen, oder lieber mit dem Auto fahren?“ fragte ich Sunny, als wir mit Kal das Apartment verließen. „Laufen. So hat Kal auch was davon", entschied sie.
„Ich würde gern deine Hand nehmen, aber ich weiß nicht, ob es ok ist", gab ich nach ein paar hundert Metern zu. Statt zu antworten verschlang sie ihre Finger mit meinen. „Es könnten Fotografen auf uns aufmerksam werden", erklärte ich, doch sie schenkte mir einfach ein Lächeln. Ein stilles Einverständnis. Ich lächelte in mich hinein, denn ich musste zugeben, dass es mich stolz machte, dass sie sich nicht verstecken wollte. Es war ein befreiendes Gefühl, dass sie sich ganz normal verhielt. Das war manchmal nicht ganz einfach, aber im Moment schien es auch nicht so, als würde uns groß jemand beachten. „Hey, was grübelt du?“ riss sie mich aus meinen Gedanken. „Ach eigentlich nichts", zwinkerte ich ihr zu und sie beließ es dabei. Wir schlenderten durch die Straßen und hier und da erzählte ich ihr was von einem bestimmten Gebäude. Ich fand geschichtliche Architektur einfach faszinierend und hier gab es eine Menge davon. Interessiert hörte sie zu.
„Corey hat nicht zu viel versprochen", freute sich Sonja, als wir den Eifelturm erblickten. Sie blieb stehen und holte ihre Kamera aus ihrer Tasche. Sie hängte sie sich um und sofort machte sie ein paar Bilder, ehe wir näher ran gingen. Es faszinierte mich, Sonja dabei zu zusehen, wenn sie die Welt durch ihre Kamera sah. Ihr Gesicht strahlte und sie erfreute sich an jedes kleinste Detail, was sie fand. Ich grinste zufrieden vor mich hin, als sie sich umdrehte und ein Foto von mir machte. „Hey. Da ist das Objekt deiner Begierde. Nicht hier", lachte ich. „Da täuscht du dich“, schmunzelte sie und kam auf mich zu. „Dich begehre ich. Der Eiffelturm ist zwar auch nett anzusehen, aber meine Entscheidung fällt eindeutig auf dich.“ Ich war etwas überrascht, als sie mir einen Kuss auf den Mund drückte, dann jedoch legte ich einen Arm um sie und zog sie an mich heran, um den Kuss zu erwidern. Warum sollten wir in Paris nicht das gleiche tun, wie Zuhause in London auch?
Ich hörte Klickgeräusche einer Kamera und die kamen nicht von ihr. „Wir werden fotografiert", flüsterte ich ihr ins Ohr, doch sie schmunzelte. „Sollen sie doch", säuselte sie, hielt ihre Kamera mit dem Objektiv auf uns und gab mir einen Kuss auf die Wange, drückte dann den Auslöser. „Ich wette meine Fotos werden schöner", kicherte sie und ich musste lachen. „Da wette ich mit. Aber was du kannst, kann ich auch", grinse ich, kramte mein Handy aus der Hosentasche und machte ein Selfie von uns beiden. Dabei hatte sie ihre Wange an meine gelegt. Ich sah, dass das Nachrichtenfenster meines Smartphones aufploppte. Es war eine Nachricht von Nick. Ich las sie und schluckte. „Donna und ich können das Baby nicht bekommen. So sehr wir es auch wollen. Ich wollte nur, dass du es weißt", hatte mein zweitältester Bruder geschrieben. Ich seufzte und steckte das Telefon zurück in die Hosentasche. Ich konnte darauf noch nicht antworten. „Alles ok?“ fragte Sonja besorgt und legte ihre Hand an meine Wange. Ich nahm sie, drückte ihr einen Kuss auf die Handinnenfläche und verschlang dann unsere Finger wieder miteinander. „Lass uns weiter gehen", bat ich und sie nickte.
Wir schlenderten durch den Park. Die Stimmung war gekippt, aber ich wollte und konnte ihr einfach nichts vormachen. Dennoch drängte sie mich nicht. Erst als ich sicher war, dass wir nicht von Fotografen verfolgt wurden zog ich sie zu einer Bank und setzte mich. Sie setzte sich neben mir und lehnte ihren Kopf an meine Schulter. „Das war mein Bruder Nick vorhin. Er und seine Frau werden das Baby nicht bekommen", verriet ich ihr nun. „Oh", kam von ihr und sie hob den Kopf um mich anzusehen. Ich drehte den Kopf und erwiderte den Blick. „Hat er gesagt warum?“ fragte sie und ich schüttelte den Kopf. „Ich glaub, ich wills auch nicht wissen“, gab ich zu. „Bist du dir sicher?“ Nun nickte ich. „Thomas und Anthony sind zwei fantastische Jungs. Wie kann man nicht noch eins von der Sorte wollen?“ Ich seufzte und stand auf, schob meine Hände in die Hosentaschen, während Sunny sitzen blieb und mich ansah. „Vielleicht erklärt es dir dein Bruder, damit du verstehst, warum", schlug sie vor, doch wieder schüttelte ich den Kopf. „Ich will nicht wissen, warum Eltern so eine Entscheidung treffen", gab ich zu. Nein, da traf es bei mir auf Unverständnis. Sonja nickte und biss sich auf die Unterlippe. Ich schmunzelte und hockte mich vor sie. „Lass das", brummelte ich und küsste sie. „Ich kann da nichts für. Ich mache das unbewusst", kicherte sie „…und mich damit unbewusst ganz vogelig", grinste ich und drückte ihr einen weiteren Kuss auf, den wir erst unterbrachen, als Kal seine nasse Nase zwischen uns schob. Wir brachen in lautes Gelächter aus und ich knuddelte meinen Hund. „Kein Grund zur Eifersucht.“ Dann wand ich den Kopf zur Seite. „Schau mal", sagte ich und deutete in Richtung Eifelturm, an dem die Lichter angegangen waren. „Wow", hauchte Sonja und sah fasziniert hin. Sie hob ihre Kamera und machte ein Foto davon. „Du weißt schon, dass du deshalb einen Haufen Ärger bekommen könntest?“ fragte ich amüsiert. „Weil ich den Eifelturm fotografiert habe? Das ist doch nicht verboten", erwiderte sie überrascht.  „Doch, wenn die Lichter an sind, dann schon", bestätigte ich ihr. „Poste das Bild also lieber nicht auf irgendwelche Blogs ohne das Copyright zu erwähnen", zwinkerte ich. „Ich habe nicht vor es irgendwo zu veröffentlichen. Aber sollte ich es irgendwann mal ausstellen, erinnere mich bitte nochmal daran", kicherte sie und stand nun ebenfalls auf. „Möchtest du noch etwas laufen, oder zurück gehen?“ fragte sie mich dann. „Wie es dir lieb ist“, gab ich zurück. „Ok, dann laufen wir noch ein wenig. So um den Park herum und dann zurück?“ schlug sie vor und ich nickte. So hätte Kal auch schon seine letzte große Runde gelaufen und ich würde nicht nochmal mit ihm losmüssen. Ich legte meinen Arm um Sonjas Schulter und drückte ihr einen Kuss an die Schläfe. Sie legte ihren Arm um meine Mitte und schob ihre Hand in meine Gesäßtasche. Zufrieden Schmunzelte ich vor mich hin, was Sunny mit einem leisen Kichern erwiderte. Wir sprachen nicht viel, denn wenn ich ehrlich war, ging mir die Nachricht von meinem Bruder nicht aus dem Kopf. Sie wollten das Kind, behielten es aber dennoch nicht. Nein, dass würde ich nie verstehen. Ich beschloss, auf die Nachricht nicht zu reagieren und weiterzumachen wie bisher. Nick und Donna hatten sicher ihre Gründe für diese Entscheidung, doch ich wollte sie nicht wissen. Für mich hatte sich das Thema erledigt und ich würde es sicher nicht ansprechen. Vermutlich war ihnen das sogar ganz lieb. „Lass uns zurück gehen. Du bist ganz woanders mit deinen Gedanken", meinte Sunny und war stehengeblieben. „Tut mir Leid. Ich bin dir wirklich keine gute Gesellschaft", entschuldigte ich mich. „Ist schon gut. Ich verstehe das. Lass uns zurückgehen und genießen, das wir alleine sind", schlug sie kichernd vor und brachte mich damit zum Grinsen. Damit hatte sie mich in der Tasche. „Ok“, erwiderte ich nur und legte ein bisschen Tempo zu, was Sonja zum Lachen brachte.

When superman is lovin' youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt