„Irgendwas ist anders bei dir“, sagte Donna, die Frau meines Bruders Nick und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. Ich hob eine Augenbraue und zeigte ihr den Vogel. „Nick, deine Frau spinnt", murmelte ich und trank einen Schluck Kaffee. „Erzähl mir was neues“, kam es von meinem Bruder und kassierte sogleich eine Kopfnuss von seiner Frau. „Ich werde es noch rausfinden", schnaufte sie und strackste in die Küche zurück. „Sie ist gruselig heute. Hat sie ihre Tage? Oder sind es die Wechseljahre?“ scherzte ich. „Das hab ich gehört!“ rief sie und klang wütend „Und weder noch!“ War sie etwa sauer? „Was ist los mit ihr?“ fragte ich und sah kurz in Richtung Küche, dann wieder zu Nick. Mein zweitältester Bruder seufzte. „Sie ist schwanger", gab er schließlich zu. „Schwa… was? Seit ihr da nicht langsam ein bisschen zu alt für?“ fragte ich verwundert. „Nenn sie nicht alt, Henners. Du fliegst im hohen Bogen aus dem Haus, wenn sie das hört“ brummte er „Komm mit", murmelte Nick und ich folgte ihm auf die Terrassee. "Puh, das ist ne Hausnummer. Ich meine, Tom und Tony sind schon fast Teenies. Aber ich freue mich für euch", lächelte ich. „Es war nicht geplant. Eigentlich dachten wir, sie könnte nicht mehr schwanger werden. Denn sie IST in den Wechseljahren. Naja, passieren kann es immer noch“, erklärte mir mein Bruder und ich schmunzelte. Da musste er mir nichts erzählen. Ich trank noch einem Schluck Kaffee. „Wissen es die Jungs schon?“ wollte ich dann wissen. „Nein. Wir sind uns selbst noch nicht ganz sicher, ob wir das Baby bekommen.“ Ich machte große Augen. „Du machst Scherze", brummte ich, nicht wissend, was ich von dieser Aussage halten sollte. „Ich bin 43 Jahre alt. Donna kein Jahr jünger. Unsere Söhne sind 13 und 11. Jetzt noch ein Baby?“ stöhnte er. „Wer weiß davon?“ fragte ich. „Nur du jetzt. Wir wissen es erst seit vorgestern.“ Ich blies Luft aus meinen Wangen. „Also mich um Rat zu fragen ist eindeutig die bescheidenste Wahl“, schnaufte ich. „Egal wie alt ihr seid, ich werde sicher nicht sagen, das eine Abtreibung die richtige Entscheidung ist.“ Allein bei dem Gedanke drehte sich mir der Magen um. „Ich habe dir das auch nicht gesagt, um deine Zustimmung zu bekommen, Henry. Es musste einfach mal raus. Ich werde verrückt", maulte Nick und wanderte auf der Terrasse umher. „Einerseits will ich das ja. Der Gedanke nochmal Vater zu werden ist toll. Dieses kleine Wesen im Arm halten… Aber die Umstände? Wenn das Kind aus der Schule kommt, bin ich ein alter Sack,“ redete er sich um Kopf und Kragen. „Mom und Dad waren auch schon über 40, als Mom mit mir schwanger war. Ich war auch nicht geplant. Von Charlie mal ganz abgesehen.“
„Das weiß ich ja alles….“ schnaufte er und setzte sich. „Mom und Dad haben das super hinbekommen. Aber ich weiß nicht, ob wir das packen", gab er zu bedenken. „Natürlich packt ihr das. Ihr seid tolle Eltern. Und gewiss nicht alt“, wand ich ein. „Du hast grad selbst noch was anderes gesagt", murmelte er und seufzte. „Lass uns von was anderem reden. Was ist bei dir los. Donna hat recht. Irgendwas ist anders.“ „Keine Ahnung was ihr meint“, murmelte ich. Ich hatte seit ein paar Tagen nicht mehr wirklich etwas von Sunny gehört, außer ein paar kurze Nachrichten und so langsam schlichen sich Zweifel in mein Hirn. Kal kam zu mir und legte seinen Kopf auf meinen Schoß. Ich seufzte und kraulte ihn. „Was ist los?“ harkte mein Bruder nach. „Lass mich raten. Ein Mädchen?“ Wieder hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. Nick wusste leider zu genau, wie ich tickte. Beinahe noch besser als Charlie. All meine Brüder hatten gute Antennen, Nick und Charlie jedoch erkannten sofort, wenn etwas war. „Eine Frau, ja“, gab ich murmelnd zu. „Läuft nicht so, wie du es dir vorstellst, hm? Klammert sie? Will sie zu viel?“ „Im Gegenteil. Ich kann nicht genug von ihr bekommen. Eigentlich läuft alles super, aber ich hab nicht sonderlich viel von ihr gehört in den letzten Tagen", brummte ich. „Oh, oh. Bist du ihr zu langweilig, oder was stimmt nicht? DU bist die Klammer?“ fragte er. Grinste er etwa? „Hör auf, dich über mich lustig zu machen. Niemand klammert. Sie arbeitet nur ziemlich viel. Das ist alles“, erklärte ich und Nick lachte. „Jetzt weißt du, wie sich deine Mädchen immer fühlen.“ „Meine Mädchen? Kannst du mal aufhören, dass zu sagen? Das klingt ja furchtbar. So als hätte ich für jeden Wochentag eine andere“, grummelte ich und leerte meinen Kaffee. „Es gab da solche Zeiten….“ erinnerte er mich. „Das ist Jahre her und ich war nicht ich selbst.“ Schnaufte ich. Das war zu einer Zeit, an die ich mich nur ungern erinnerte. „Seit ich zurück in London bin, bin ich alleine", gab ich trotzig zu. Ja, ich war es leid, immer der Einzige zu sein, der noch nicht die Richtige gefunden hatte.
„Schon gut, tut mir Leid. Erzähl mir von ihr. Ist sie wenigstens volljährig?“ scherzte er, doch ich fand das hier grad nicht mehr lustig. „Weißt du was? Du kannst mich mal. Krieg deine eigenen Probleme in den Griff, bevor du dich über mich lustig machst", maulte ich, pfiff nach Kal und ging durch die Terrassentür wieder ins Haus. „Es tut mir leid, Henry. Bleib hier", hörte ich Nick, doch ich ignorierte ihn. Ich drückte meiner Schwägerin einen Kuss auf die Wange. „Machs gut, Donna. Behalte das Baby. Die Schwangerschaft steht dir super", raunte ich ihr zu und ging. „Du hast es ihm erzählt?“ schrie sie meinen Bruder an und ich ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Mir war klar, dass das eine Scheißaktion von mir war, aber ich war sauer und er sollte mit seiner Frau darüber reden. Gefrustet fuhr ich nach Hause, wollte heute keinen mehr sehen oder hören. Zuhause angekommen stieg ich in meine Motorradklamotten und setzte mich auf meine Ducati und fuhr aus der Stadt. Ich musste meinen Kopf frei bekommen. Ich genoss den Wind um die Nase und hielt erst an, als ich tanken musste. Ich lehnte an meinem Bike, trank von meiner Coke und warf einen Blick auf mein Handy. Natürlich hatte Nick versucht mich anzurufen. Außerdem hatte er mir drei Sprachnachrichten geschickt, die ich erstmal ignorierte. Und Sunny hatte mir geschrieben. „Hey. Ich habe heute Abend frei. Sehen wir uns?“ hatte sie schon vor über eine Stunde geschrieben. Ich fluchte und rief sie an. „Hey schöner Mann", hörte ich ihre liebliche Stimme und sie brachte mich damit auf der Stelle zum lächeln. „Hey, schöne Frau“, gab ich zurück. „Entschuldige, ich bin mit dem Motorrad unterwegs und habe deine Nachricht erst jetzt gelesen.“ „Kein Problem", sagte sie und ich hörte sie hantieren. „Was machst du?“ fragte ich. „Ich entwickle die Bilder, die ich in Sully gemacht habe. Ich habe endlich Zeit dafür gefunden“, erklärte sie. „Oh", murmelte ich. „Dann… viel Spaß?“ wünschte ich ihr. Vermutlich würden wir uns dann doch nicht sehen. Wie frustrierend. „Vielleicht möchtest du herkommen und mir helfen? Ich glaube es sind ein paar tolle Bilder von dir und Kal dabei", schlug sie vor. Nun lächelte ich. „Du machst mich neugierig", gab ich zu. „Dann beweg deinen hübschen Hintern hier her", kicherte sie. „In Ordnung. Gib mir eine halbe Stunde", bat ich. „Ich lasse dir die Haustür offen, damit du rein kannst. Ich bin im Keller, zweiter Raum auf der linken Seite. Bitte klopfe, bevor du rein kommst", bat sie mich und ich schmunzelte. „Ja, Ma'am.“ Sie lachte. „Bis gleich. Fahr vorsichtig“, bat sie mich und legte auf. Ich trank die Coke aus und machte mich dann auf den Weg nach Holloway.
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When superman is lovin' you
FanficSunny und Henry kennen sich seit der Schulzeit und sehen sich bei einem Schultreffen wieder. schnell wird aus Freundschaft liebe, aber kann sie auch standhalten?