zwölf

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Er drehte sich wieder so, dass sein Blick ebenfalls der Decke galt. Das Buch lag auf seiner Brust. "Ich habe dich geküsst, weil ich wusste, dass du es auch wolltest, Sophia." flüsterte er. Ich schwieg. "Ich kann bei dir ich sein, muss mich nicht verstellen. Aber frag mich bitte nicht warum, denn ich weiß es nicht," sprach er nach einem Augenblick der Stille weiter. "Ich könnte dich in diesem Moment schon wieder küssen," murmelte er und ich merkte dass er sich wieder zu mir gedreht hatte. Dieses Mal war er es, der sich seitlich mit dem Arm abstützte. Er streichelte mir sanft mir den Fingerrücken über die Wange. "Aber ich weiss, es wäre dir unangenehm." Ich hatte meine Augen geschlossen, und genoss das Gefühl seiner Finger auf meiner Haut. Ich atmete enorm ruhig und war seltsamer Weise garnicht mehr nervös. Seine Anwesenheit fühlte sich gut an. "Tu es," hauchte ich kaum hörbar, aber fordernd. Ich merkte wie ich unbewusst die Luft anhielt und darauf wartete, seine Lippen auf meinen zu spüren. Doch stattdessen spürte ich wie er sich aufsetzte und schließlich von meinem Bett aufstand. Auch ich setzte mich jetzt auf und bereute meine letzte Aussage. Es war peinlich und ich war selbst von mir überrascht. "Nicht jetzt, nicht hier," sagte er mit einem friedlichen Lächeln. "Die anderen sind sicher bald hier und ich kann mir denken, dass du nicht so mit mir gesehen werden möchtest," fügte er scherzend hinzu. Draco stand schon an der Tür. Ich sprang auf und ging gerade zu ihm, als sich die Tür öffnete. Puh, Glück gehabt !

Daphne sah irritiert zu mir, als würde sie eine Erklärung von mir erwarten. "Ich hab nur was abgeholt," erklärte Draco stattdessen und hielt das Buch leicht hoch. "Was ist denn Sturmhöhe?" las Pansy auf dem Einband und wollte ihm das Buch gerade aus der Hand reißen. Draco versteckte es kurzerhand hinter sich und vermied so, dass Pansy an das empfindliche Buch rankam. "Nichts was dich interessieren könnte," zischte er sie an. 

Nachdem Draco endlich gegangen war schmiß sich Pansy genervt in ihr Bett. "Was mache ich nur falsch?" sagte sie in ihr Kissen. Ich fühlte mich irgendwie verantwortlich für ihre missliche Lage. Wieder überkam mich eine Welle an Schuldgefühlen und ich verkroch mich schnell in mein Bett. Sie war meine Freundin und sie gab sich so viel Mühe, seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Und was tat ich ? Was tat ich eigentlich? 

Ich drehte mich ein weiteres Mal auf die andere Seite und lag auf der schlafenden Pansy. Ein leises Seufzen entwich mir und ich setzte mich auf. Schon wieder konnte ich nicht schlafen, weil mir zu viele Gedanken durch den Kopf schwirrten. Ich warf meine Beine über die Bettkante und schlich mich mit einem Buch unterm Arm raus in den Gemeinschaftsraum. Ich setzte mich gegenüber vom Kamin auf die Couch, es war schon irgendwie mein Stammplatz geworden. "Incendio," flüsterte ich mit dem Zauberstab zum Kamin gerichtet und ließ ein gemütliches Feuer brennen. Ich kuschelte mich in die Ecke, legte eine der Decke um meine Beine und lehnte mich zurück. Stolz und Vorurteile, Jane Austen. Es war ebenfalls eines meiner Lieblingsromane. 

Vertieft in mein Buch merkte ich nicht, wie die Zeit verstrich. Meine Augen wurden schwer, ich nahm die Worte die ich las nicht mehr auf. Irgendwann verschwamm meine Sicht und meine Augen fielen zu. 

Ich spürte, wie es wärmer um mich rum wurde und fiel in einen wohligen, erholsamen Schlaf.

Als ich am nächsten morgen von Stimmen um mich rum geweckt wurde, merkte ich dass ich mich im Gemeinschaftsraum befand. Ich war wieder hier eingeschlafen. Als ich mich strecken wollte, bemerkte ich eine zweite Decke auf mir. Komisch, an die erinnerte ich mich garnicht. Ich wickelte mich in die beiden Decken und schlenderte in mein Zimmer. Die Mädels waren schon wach und unterhielten sich gerade. "Da ist ja unsere Nachteule," scherzte Pansy als sie mich bemerkte. "Ich bin scheinbar wieder beim Lesen eingeschlafen," gähnte ich noch völlig verschlafen. "Hat einer von euch mich zugedeckt?" wollte ich wissen und hielt ihnen die mir unbekannte Decke. Daphne schüttelte den Kopf, doch Pansy sprang gleich auf und kam auf mich zu. Sie riss mir die Decke aus der Hand und nahm sie genau unter wie Lupe. Sie suchte etwas bestimmtes. Und dann fand sie es. "Und du warst sicher alleine?" fuhr sie mich an, ich runzelte die Stirn. "Ja, es war niemand außer mir da," antwortete ich irritiert. Dann hielt sie mir eine Ecke der dunkelgrünen Decke hin und zeigte auf eine Stickerei. 𝔇.𝔏.𝔐. "Die gehört Draco."

"Ich bring sie ihm," bot Pansy an, doch ich hielt es für unangebracht. Schließlich hatten sie sich doch auf der Party genau deswegen gestritten ? "Nicht nötig. Ich mach das schon," gab ich zurück und riss ihr die Decke aus der Hand. 

Ich stand vor der Tür und wollte klopfen, doch ich zögerte. "Er ist schon wach, du kannst ruhig rein," sagte plötzlich Crabbe neben mir und ich nickte ihm kurz zu. Wenige Sekunden nachdem ich geklopft hatte, öffnete mir ein halb verschlafener Draco, oben ohne wohl angemerkt, die Tür. Mein Blick huschte scheinbar zu offensichtlich über seinen trainierten Oberkörper, denn ihm entfuhr ein leises Lachen. "I-ich ehm, ich wollte..," stammelte ich und streckte ihm schließlich die Decke entgegen. "Ich wollte mich bedanken und dir die hier zurück geben." Ich fühlte mich unglaublich beobachtet, als wären alle Augen im Gemeinschaftsraum in diesem Moment auf uns beide gerichtet. Draco nahm endlich die Decke aus meiner Hand und ich drehte mich ohne ein weiteres Wort auf der Stelle um, um zurück in mein Zimmer zu gehen. Ich traf auf interessierte Blicke aus allen Richtungen, vor allem aber auf die von Pansy, die gerade an den Türrahmen gelehnt Draco und mich beobachtet hatte. Genervt seufzend ging ich an ihr vorbei in unser gemeinsames Zimmer. Ich schmiss mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Ich wollte nicht so schwach sein in seiner Nähe, es nervte mich. "Fandest du das nicht auch irgendwie merkwürdig eben?" hörte ich die beiden tuscheln. "Schon irgendwie, ja."

Ich verbrachte den ganzen Tag wieder im Bett. Las mein Buch weiter, schlief zwischendurch ein. Die Mädels kamen zwischendurch ins Zimmer, verbrachten aber den Sonntag ansonsten draußen. Kurz vorm Abendessen kamen sie nochmal ins Zimmer und wollten mich abholen. "Ich hab keine Lust, die Leute starren immer noch so komisch wegen der Party," log ich, doch ich wurde wider meinem Willen aus dem Bett gezerrt. "Zieh dir was Anständiges an und kämm deine Haare, los Davis," rollte Pansy die Augen und schob mich ins Bad. 

Der eigentliche Grund war Draco. Er verwirrte mich, und machte mich vor allem schwach. Ich verfiel ihm auf eine merkwürdiger Art und Weise jedesmal, wenn wir auch nur einen kurzen Moment alleine waren. Es begann aufzufallen. 

Am Slytherin Tisch saßen wir in gewohnter Konstellation, nur Draco fehlte. Pansy hatte Crabbe nach ihm gefragt, doch der zuckte nur mit den Achseln. "Ich seh nachher mal nach ihm," beschloss sie  selbstbewusst. Ich hoffte bloß, dass es nicht wieder in einem Streit zwischen den beiden eskalierte. 

Zurück auf unserem Zimmer zog ich mir wieder meinen geliebten Pyjama an. Pansy kam wenige Minuten später dazu. "Er ist garnicht da," stellte sie fest und setzte sich nachdenklich ins Bett. "Aber, er war doch heute morgen noch hier ?" hörte ich auf der anderen Seite des Zimmers Daphne grübeln. "Ich hoffe du hast ihn nicht verjagt, Davis," fuhr mich Pansy anschließend an. "Was hat denn Sophia schon mit Draco zu tun, Pansy. Komm runter," lachte meine Freundin heiter und nahm mich wieder in Schutz. Wenn du nur wüsstest, Daphne. Wenn du nur wüsstest..

Ich hatte mich auf die Terrasse gesetzt, mit einer dicken Decke über meinen Schultern und meinem Buch in den Händen. Kleine verzauberte Kerzen schwebten neben mir, sodass ich genug Licht hatte, um lesen zu können. Die Mädels hatten sich bereits schlafen gelegt, doch ich war nicht müde gewesen. Den ganzen Tag im Bett zu verbringen war wohl keine so gute Idee gewesen. Der Gemeinschaftsraum war noch relativ belebt, weswegen meine Wahl für einen geeigneten Ort zum lesen auf die ruhige Terrasse fiel. Ich saß dicht an der Schlossmauer, um wenigstens etwas mehr Schutz vor dem kühlen abendlichen Wind zu haben. 

Im flauen Licht meiner Kerzen, erkannte ich aus dem Augenwinkel wie jemand die Terrasse betrat. Es war niemand geringeres als Draco Malfoy. Er hatte mich offensichtlich nicht gesehen, der er ging geradewegs auf den Rand der Terrasse zu, wie immer mit einem halb gefüllten Glas in der Hand. 

"Du trinkst schon wieder."

part of my darkness - draco malfoy ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt