dreizehn

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Er schien mich erst jetzt zu bemerken. "Und du liest schon wieder," lächelte er als er zu mir kam. Ich klappte das Buch zu und legte es zur Seite. "Drinnen war es mir zu laut und die Mädels wollte ich schlafen lassen," erklärte ich ihm. "Ja, das stimmt. Hier ist es wesentlich ruhiger," antwortete er. Ich klopfte auf den Platz neben mir und er setzte sich. 

"Stolz und Vorurteile," las er auf dem Einband. "Ein Klassiker." Ich lächelte leicht verwundert. "Du kennst dich wohl aus mit Muggelliteratur." Draco nahm einen Schluck aus seinem Glas. "Ich habe eine Zeit lang sehr viel gelesen, mittlerweile leider nicht mehr," sagte er in ruhigem Ton und sein Blick galt der Dunkelheit. "Mein Vater findet es.. nicht in Ordnung. Milde ausgedrückt," gestand er dann und wandte sich zu mir. "Er ist streng zu dir, nicht wahr?" stellte ich fest und versuchte ihn nicht mit meinen Worten anzugreifen. "Streng," spottete er und trank von seinem Whiskey. "Für ihn bin ich eine einzige Enttäuschung." 

Es tat mir weh, ihn so zu sehen. Er war verletzt und wieder sah ich vor mir einen kleinen Jungen, der bloß das Ansehen seines Vaters zum Ziel hatte. Er wollte nichts lieber, als seinen Vater stolz zu machen. Ich legte meine Hand auf seine, als er gerade wieder einen Schluck trinken wollte und hielt ihn so davon ab. "Rede mit mir, Draco. Bitte.." 

Ein leises Seufzen verließ deine Lippen. Stille. Er sah nachdenklich aus, als würde er schon wieder überlegen, wieviel er mir sagen konnte oder eben nicht. "Das ist kompliziert, Sophia," brach er nach kurzer Zeit die Stille. "Du würdest es nicht verstehen."

Ich musterte seine Miene, wollte in seine Augen sehen, doch er wich meinen Blicken aus. "Dann erklär es mir." Ich richtete mich ein wenig auf, setzte mich so um, dass ich nun genau vor ihm saß. Er hatte keine Wahl. Er musste mich jetzt ansehen. Ich nahm das Glas aus seiner Hand und legte es zur Seite. "Bitte," flehte ich beinahe. Sein Kopf hob sich an und wir sahen uns genau in die Augen. Seine wunder schönen Augen waren von Schmerz betrübt. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Er schien so hilflos, so verloren. Es brach mir das Herz. "Pssht, nein. Nicht weinen," flüsterte er und legte seine Hand sanft auf meiner Wange ab. "Ich will dir so gerne helfen, Draco," murmelte ich zurück. "Mir kann man nicht helfen, Sophia. Das kann keiner." 

Ich nahm ihn in den Arm. Auch seine Arme schmiegten sich schnell um meinen Körper und wir saßen einfach eine Weile so da. Ich sog seinen Duft ein, es beruhigte mich unglaublich. Als wir uns schließlich voneinander lösten, blickte ich nervös auf den Boden und wagte es diese eine Frage zu stellen, die sich keiner traute zu fragen. " Es stimmt, oder? Er ist wirklich wieder da." 

Draco sah mich wehmütig an und nickte vorsichtig. "Und mein Vater steht ganz vorne in seinen Reihen," sprach er schließlich das aus, was ihn schon eine ganze Weile auf der Seele brannte.

Ohne zu überlegen, ob es richtig war oder nicht, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob ich es bereuen würde, lehnte ich mich nach vorne, legte meine Hand um seinen Nacken und küsste ihn. In dem Moment, in dem sich unsere Lippen trafen, war alles vergessen. Die Welt um uns herum schien egal zu sein, nicht mehr zu existieren. Die Sorgen und Probleme verschwanden einfach. Als Draco den Kuss nun endlich erwiderte, musste ich lächeln. Es war ein so liebevoller, sanfter Kuss.. 

Ich löste mich vorsichtig von ihm und stütze meine Stirn an seine. Seine Augen waren noch immer vom Kuss geschlossen. Ich ließ meine Hand von seinem Nacken nach vorne gleiten und streichelte sanft seine Wange. "Ich bin hier, Draco. Lass mich dir bitte helfen.."

Ich lag wach in meinem Bett. Es waren einige Tage vergangen und Draco war mir die ganze Zeit aus dem Weg gegangen. Meine Gedanken hingegen kreisten nur um ihn. Ich bereute es, ihn einfach geküsst zu haben, denn ich glaube es hatte ihn verschreckt. Er war es nicht gewohnt, dass jemand für ihn da war. Er hatte Angst. Große Angst. Doch er ließ mich nicht mehr an sich ran und mauerte sich wieder zu.
Ich gab den Versuch einzuschlafen auf, und zog mich stattdessen schonmal an. Es musste bereits 6 Uhr früh gewesen sein, denn allmählich ging die Sonne auf. Ich schlich mich aus dem Zimmer und wanderte durch das menschenleere Schloss. Es war unglaublich still. Nach einer Weile fand ich mich vor der großen Halle wieder, welche um diese Uhrzeit natürlich komplett leer stand. Ich betrachtete die deckenhohen Fenster und wie langsam die ersten Sonnenstrahlen durch sie durch drangen. Es war irgendwie magisch, obwohl keinerlei Magie im Spiel war . Der riesige Raum schimmerte golden in der morgendlichen Sonne.

part of my darkness - draco malfoy ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt