vierzehn

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Es wurde mucksmäuschenstill, bis auf ein Klirren von Metall auf Porzellan war kein Ton in unserer Reihe zu hören. Ich sah an Daphne vorbei in die Richtung, aus der das Klirren kam und sah wie Pansy hastig versuchte aufzustehen. "Pansy," hörte ich Crabbe flüstern und sah wie er die Hand nach ihr ausstreckte. Doch Pansy schlug sie weg. Sie sagte kein Wort, hielt ihre Bücher an der Brust und lief in schnellen Schritten aus der großen Halle raus.

"S-sie ist was?" stotterte Daphne und sah schlagartig zu mir. "Stimmt das?!" wollte meine Freundin von mir wissen, doch ich brachte kein Wort raus. Daphne schüttelte den Kopf und rannte jetzt Pansy hinter. 

Meine Sicht verschwamm und ich bemerkte, wie alles um mich dumpfer wurde. Ich nahm die Geräusche und Stimmen kaum mehr wahr. Ich schottete mich ab. Es war wie ein Schutzmechanismus, den ich mir in all den Jahren angeeignet hatte. Ich blendete das gesamte Geschehen in der Halle aus. 

"Komm mit," sagte er und griff meine Hand. Mein Kopf schoss hoch, ich sah Draco in die Augen. Er zog mich hinter sich her und auch wir verließen die große Halle. Als wir das Gebäude verlassen hatten und ich frische Luft in den Lungen hatte, konnte ich wieder klar denken und mich von ihm losreißen. "Was zur Hölle sollte das, Draco ?!" schrie ich ihn an. "Du kannst doch nicht einfach so einen Mist erzählen !" Er packte wieder mein Handgelenk und zerrte mich weiter hinter sich her. "Lass mich los! Du tust mir weh!" rief ich, doch er ignorierte mich. Er sagte nichts, bis wir am Rand des Sees zum Stehen kamen. 

Sein Griff um mein Handgelenk lockerte sich allmählich. Er hob meine rechte Hand behutsam an und betrachtete die gerötete Stelle um mein Handgelenk. "Es tut mir Leid," murmelte er und strich über die Stelle. Ich atmete tief ein und versuchte meine Wut zu kontrollieren. Ich wollte ihn nicht anschreien. "Was sollte das eben, Draco," fragte ich erneut, versuchte in seine  Augen zu schauen. "Du kannst doch so etwas nicht einfach so sagen.. Weißt du eigentlich, wie sehr du Pansy damit verletzt hast? Wie sehr wir sie damit verletzt haben?" Sein Blick lag immer noch auf meiner Hand in seinen Händen. "Draco," flüsterte ich jetzt und meine Hand vorsichtig weg. "Du kannst nicht einfach sagen, ich sei dein Mädchen, ohne über die Konsequenzen nach zu denken. Sowas geht nicht," erklärte ich in ruhigem Ton. "Also hätte ich zulassen sollen, dass sie dich mit jemandem verkuppelt, oder was?" stieß er verärgert vor und ballte seine Hand zu einer Faust. "Draco, ich bin doch nicht ein Objekt? Ich bin niemandes Eigentum." stellte ich klar und meine Stimme erklang lauter als geplant. "Es bringt mich um den Verstand, Sophia," sagte er jetzt wieder ruhiger, doch ich merkte, er kämpfte mit sich selber. "Du gehst mir seit Tagen aus dem Weg. Ist dir eigentlich bewusst wie absurd das gerade klingt?" sagte ich und jetzt sah er mir endlich in die Augen. "Du bringst mich um den Verstand, Sophia." 

Ich setzte mich auf einen nahegelegenen Stein. "Seit dem einen Abend, an dem du auf der Terrasse gelesen hast, seitdem ist alles anders Sophia," begann er zu erzählen. "Ich war an dem Tag zuhause in unserem Anwesen. Mein Vater wollte mich jemandem vorstellen. Er wollte mich ihm vorstellen." Er setzte sich neben mich auf den Stein. "Ich soll mich ihm anschließen, ihm dienen." Seine Stimme brach ab. Ich legte meine Hand auf seine, um ihn dadurch etwas zu beruhigen. Es fiel ihm schwer darüber zu reden. "Ich hab gar keine andere Wahl. Ich hatte nie eine," fuhr er mit zittriger Stimme fort. "Es ist schon immer mein Schicksal gewesen, Sophia." Ich lauschte seinen weinerlichen Worten. "Und dann gibt es da auf der anderen Seite dich. Meine Sophia," seufzte er leise. "Du bist immer anders gewesen. Hast nicht nur meine Fassade, sondern auch mein Inneres gesehen." Ich streichelte sanft über seinen Handrücken. "Ich könnte durchdrehen bei dem Gedanken daran, dass dich ein anderer anfasst," fauchte er jetzt und ballte seine Hände zu Fäusten. "Warum bist du mir dann aus dem Weg gegangen, Draco?" fragte ich neugierig und lenkte ihn von dem Gedanken ab. "An dem Abend, wie du da im Kerzenlicht auf der Terrasse gelesen hast.. Du sahst so friedlich aus, Sophia." Er hob seinen Kopf und nahm meinen zwischen seine Hände. Er blickte mir tief in die Augen. Mein Herz setzte kurz aus, denn ich hatte das Gefühl er würde in meine Seele hinein blicken können. "Ich kann dich nicht mit in den Abgrund reißen." 

"Schließ mich nicht aus, Draco," bittete ich ihn und schmiegte mich an seine Hand. "Ich muss, Sophia," flüsterte er und nahm seine Hände langsam von meinem Gesicht. "Ich möchte dir helfen. Ich möchte dich aus diesem Loch rausziehen, Draco. Aber damit ich das kann, musst du mich lassen." Er nickte wortlos. 

Als wir zurück ins Schloss gingen, hatte der Unterricht bereits begonnen. Schon wieder kamen wir zu spät. Professor Sprout war glücklicher Weise eine der netteren Lehrkräfte und zog uns daher keine Hauspunkte für unser Zuspätkommen ab. Harry tippte Ron an, als ich gemeinsam mit Draco das Gewächshaus betrat. Ich merkte wie viele uns neugierig ansahen. Ob sie die Sache beim Frühstück wohl alle mitbekommen hatten? Zudem wich mir Draco nicht mehr von der Seite und allein das ließ die anderen schon gaffen.

"Draco, die Leute starren uns alle an," flüsterte ich mit dem Versuch den Unterricht nicht zu stören. "Lass sie doch," gab er bloß trocken zurück. Mein Blick schweifte durch den Raum. Weder Daphne, noch Pansy waren anwesend. Ich seufzte. "Alles okay?" flüsterte Draco jetzt und Sorge lag in seinem Blick. Ich nickte nur leicht, denn ich spürte Professor Sprout's Blicke auf uns. 

Wir verließen das Gewächshaus, doch an der Tür fing mich Harry ab. "Hast du 'ne Minute?" wollte er wissen. Bevor ich selber antworten konnte, stellte sich Draco beschützerisch vor mich. "Nicht für dich, Potter!" zischte er mit angespanntem Kiefer. In legte ihm meine Hand auf die Schulter, er drehte sich leicht zu mir. Mit einem leichten lächeln versicherte ich ihm, dass es in Ordnung ging. Er seufzte und ließ von mir ab. "Ich warte im Gemeinschaftsraum auf dich," gab er mir Bescheid und ich nickte zu Bestätigung. Wir sahen ihm noch einige Sekunden hinterher, erst als er um die Ecke war drehte ich mich schließlich zu Harry. "Was gibt's?" wollte ich direkt wissen. "Sag, wie geht's dir, Sophia ? Ist alles in Ordnung bei dir?" fragte er jedoch, als wollte er nur Smalltalk führen. Jetzt traten auch Hermine und Ron neben ihn. Mit einem fragenden Blick sah ich die drei an. "Mir geht es ganz gut," zögerte ich, denn ich wusste es ging hier um etwas anderes. "Wir müssen uns unterhalten, Sophia." 

"Ihr könnt mir nicht vorschreiben mit wem ich befreundet bin, genau so wenig wie er," stieß ich hervor, nachdem sie schon wieder auf mich einredeten, ich solle mich fern von Draco halten. "Sophia, es ist zu deinem Schutz," versuchte Harry erneut zu erklären. "Zu meinem Schutz vor wem, Harry ?!" sagte ich mittlerweile lauter. Diese ganze Unterhaltung ging mir auf die Nerven. "Vor Draco ? Glaubt mir, er wäre der letzte Mensch, der mir absichtlich wehtun würde!" Wir waren außerhalb des Schlosses und liefen einen kleinen Pfad entlang."Er wird auf seiner Seite sein, wenn es zu einem Kampf kommt ! Checkst du das nicht?!" knurrte Ron jetzt. "Sophia, er wird uns alle hintergehen." Ich blieb stehen. Wo gingen wir überhaupt hin ?  "Danke, dass ihr euch so um mich sorgt, aber haltet euch da raus." Ich sah der Reihe nach in ihre Gesichter. "Er braucht mich." Keiner der drei sagte etwas. Harry's Blick hatte sich verfinstert, Ron und Hermine sahen sorgenvoll zu mir. "Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet," sagte ich und wandte ihnen den Rücken zu. Ich war bereits wenige Schritte Richtung Schloss gegangen, als ich sie hinter mir reden hörte. "Lass. Sie hat sich offensichtlich schon entschieden." Ich war mir sicher, dass es Harry war, der Hermine daran hinderte, mir nach zu laufen.

Ich hatte nicht vor, nach dieser Unterhaltung in den Unterricht zu gehen. Ich war noch immer gereizt, dass jeder versuchte mir vorzuschreiben wer gut für mich war und wer nicht. Ich hatte mein Leben lang immer nur Rücksicht auf andere genommen, hatte nie das getan was ich wollte. Aber jetzt war Schluss damit, jetzt war ich dran. Ich war am Zug und ich wollte mir das nehmen, was ich wollte. Ohne Rücksicht, ohne Schuldgefühle. In mir kochte es mittlerweile vor Wut, denn ich steigerte mich so sehr in diesen Gedanken, dass ich alles um mich rum vergaß.

Ich öffnete die Tür, stieg die Wendeltreppe hoch und sah mich kurz um. Blicke lagen auf mir, doch es war mir egal. Ich riss die Tür auf, zog ihn zu mir und presste gierig meine Lippen auf seine. Denn in diesem Moment wollte ich, obwohl alles um mich rum dagegen sprach, nur eins.

Draco Malfoy.

part of my darkness - draco malfoy ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt