vierundzwanzig

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Wenn uns der Gemeinschaftsraum zu voll war, verbrachten wir viel Zeit in der heulenden Hütte. Da sich sowieso keiner der Schüler dorthin traute, konnten wir hier ungestört lernen, trinken, einfach unter uns sein. Das Leben in Hogwarts wurde immer mehr eingeschränkt mit fast täglich neuen Regeln, welche die Wand bei der großen Halle schmückten. Draco, die Jungs und Pansy waren mittlerweile dem Inquisitionskommando von Umbridge beigetreten und die ZAGs rückten immer näher. Durch das Kommando sah ich Draco seltener, was mir jedoch mehr Zeit zum lernen verschaffte. 

Es war wieder ein kalter Nachmittag im Dezember. Daphne und ich hatten uns wie mittlerweile üblich in der heulenden Hütte zurückgezogen und lernten für die ZAGs. Heute hatten wir uns Zaubertränke vorgenommen. Nachdem wir schon einige Stunden den theoretischen Teil gelernt hatten, war jetzt die Praxis an der Reihe. Wir brauchen also ein kleines Feuer für unsere Kessel. "Meinst du man findet uns, wenn wir den Kamin anzünden?" fragte Daphne und versuchte sich vergeblich selbst zu wärmen. "Ich denke die Leute würden sich wundern, wieso aus dem Schornstein der verlassenen Hütte Rauch kommt," erklärte ich ihr meine Überlegung. "Vielleicht sollten wir doch zurück ins Schloss, Sophia. Schau doch mal," sagte sie und zeigte zum Fenster. Es schneite. Das war mein erster Schnee in Hogwarts. "Es wird zu kalt, ohne Feuer hier zu bleiben," fügte Daphne hinzu und riss mich aus meinen Gedanken. "Na gut, dann lass und mal sehen, ob wir den Raum der Wünsche finden. Vielleicht haben wir dort Ruhe," schlug ich vor während ich meine Sachen wieder zusammensuchte. 

Wir beleuchteten den dunklen, nicht mehr ganz so staubigen Gang mit unseren Zauberstäben. Ich ging vor, da Daphne jedesmal laut aufschrie, wenn etwas vor ihr her krabbelte. "Aber ich finde, wir sind schon ganz gut voran gekommen," stellte ich fest und versuchte beiläufig eine Unterhaltung zu führen, um vor dem trotzdem furchteinflößenden Gang abzulenken. "Ich meine, wenn wir jetzt noch die Tränke tatsächlich so hinbekommen wie in der Theorie." Daphne lachte spöttisch. "Falls wir überhaupt so weit kommen. Umbridge streicht gefühlt die gesamte Praxis." Sie lag nicht ganz falsch. "Aber eigentlich geht es dem Ministerium doch nur um die 'dunklere' Magie, wieso sollten die uns Zaubertränke streichen," überlegte ich laut vor mich hin. "Ich hoffe nur, das ganze hat bald ein Ende. Ihre Strafaufgaben sollen praktisch Folter sein, habe ich gehört," erzählte sie mir gerade, als ich Schritte in der Nähe wahrnahm. Ich blieb stehen, sodass Daphne in mich hineinlief. Ich versuchte zu lauschen und zog Daphne schnell mit mir in eine Ecke, hinter eine alte, staubige Kiste. Mit dem Zeigefinger an den Lippen deutete ich ihr, sie solle still sein. "Daphne Licht aus," forderte ich flüsternd und wir packten beide unsere Stäbe weg. Wie sonst auch wenn staub in der Nähe war musste Daphne zu unserem Pech niesen. Ich hielt ihr Mund und Nase zu, bevor sie nochmal niesen konnte, als sich plötzlich ein kleines Licht in unsere Richtung bewegte. "Was ist da?" fragte eine Stimme. "Keine Ahnung, ich dachte ich hätte jemanden gehört," antwortete eine andere Stimme ganz in unserer Nähe. "Hier kommt keiner her, Ron. Sei nicht albern," gab die erste Stimme zurück, als ich sie endlich zuordnen konnte. Harry und Ron. Aber was wollten die beiden in der heulenden Hütte?

Nachdem sich die Stimmen und Schritte allmählich entfernt hatten, machten wir uns auf den Weg zurück ins Schloss. "Warum waren Potter und Weasley dort?" fragte Daphne als sie in schnellen Schritten neben mir herlief. "Wenn ich das wüsste, Daphne," antwortete ich und dachte gleichzeitig über ihre Frage nach. "Die führen irgendwas im Schilde. Das ständige Rumschleichen durchs Schloss und jetzt die heulende Hütte?" stellte sie fest und ich konnte ihr nur recht geben. "Wir hätten da bleiben und nachsehen sollen." 

In der großen Halle saßen Draco, Pansy und die anderen bereits am Tisch zum Abendessen. Daphne und ich hatten uns noch in Snape's Klassenzimmer mit den Zaubertränken auseinander gesetzt. Als wir an unserem Platz ankamen, öffnete Draco bereits seine Arme nach mir. "Ich hab dich so unglaublich vermisst," murmelte er als er meinen Kopf küsste. "Hey, ich dich auch," antwortete ich und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, nachdem ich mich hingesetzt hatte. Sie hatten mit dem Essen natürlich nicht auf uns gewartet, typisch Jungs. Ich nahm mir von allem kleine Mengen auf meinen Teller, schnappte mir auch eins zwei Frikadellen von Draco's. "Die hab ich noch gegessen," jammerte er und ich grinste ihn frech an. "Sag mal, seid  ihr heute eigentlich wieder Harry und seinen Freunden aufgelauert ?" fragte ich so unauffällig und beiläufig wie möglich, während ich begann zu essen. "Haben wir heute nicht erwischt," sagte er und aß wieder. "Wieso?" fragte er dann neugierig, doch ich zuckte nur mit den Schultern. "Ach, war bloß so 'ne Frage. Du hast immer soviel Spaß, wenn du Gryffindor Hauspunkte abknöpfen kannst," lächelte ich dann zu seiner Beruhigung. 

"Ob der Schnee wohl schon liegen bleibt?" fragte ich leise, als ich aus dem Fenster im Gemeinschaftsraum sah. Mit meinem Buch in der Hand hatte ich mich dieses Mal ausnahmsweise auf ein Sofa am Fenster gesetzt anstatt wie üblich an den Kamin. Draco's Kopf lag auf meinem Schoß, auch er war am lesen. "Natürlich tut er das. Es wird die ganze Nacht schneien," antwortete Draco, immer noch vertieft in sein Buch. Ich klappte meins zu und legte es zur Seite, fuhr mit meinen Fingern durch seine Haare. "Bald sind Ferien." Auch Draco legte jetzt sein Buch zur Seite und setzte sich auf. "Und du verbringst sie gemeinsam mit mir bei uns Zuhause. Das haben wir doch schon geklärt, Sophia." Er sagte das nicht böse, aber sein Tonfall war bestimmend. Es stimmte, wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich die Ferien bei ihm im Malfoy Anwesen verbringen sollte. "Weihnachten mit deiner Mom, danach hole ich dich in London ab. Das war der Deal, Sophia." Ich seufzte. "Ich weiß, Babe," sagte er nun leise nahm meine Gesicht zwischen seine beiden Hände. "Ich hätte nur gerne etwas mehr Zeit mit meiner Mutter verbracht. Wer kann denn schon sagen, ob es danach überhaupt wieder möglich sein wird," sagte ich und wich seinem Blick aus. "Sieh mich an, Sophia." Ich hob meinen Blick und traf auf seine besorgten grauen Augen. "Ich verspreche dir, Sophia Davis, dass ich nicht zulassen werde, dass dir etwas geschieht." Tränen stiegen mir in die Augen und meine Sicht verschwamm allmählich. "Wir werden ihn treffen. Wir werden uns ihm anschließen." Ich erkannte die Angst und den Schmerz in seinen  Augen, als er das sagte und schon lief die erste Träne meine blasse Wange hinunter. "Wir werden ihn von uns überzeugen, Sophia. Wir werden das tun, um die Menschen die wir lieben, zu schützen." Er wischte mir sanft die Tränen vom Gesicht. "Wir haben keine Wahl.." Ich begann zu schluchzen und Draco zog mich in eine enge Umarmung. Es tat weh, das alles zu hören. Es waren Tatsachen, Dinge die ich bereits wusste. Aber laut ausgesprochen hatten wir beide sie nie vorher. In diesem Moment realisierte ich erst, wie dunkel meine, unsere Zukunft werden würde. Um meine Eltern zu schützen, um bei Draco zu sein, würde ich alles tun. Auch wenn es hieß ein Todesser zu werden. Ich wusste, Draco hatte einen Plan. Ich wusste, Dumbledore und Snape würden uns nicht wissentlich so einer Gefahr aussetzen, wenn sie nicht auch einen Plan hatten. Wir hatten alle das selbe Motiv, unsere Liebsten zu schützen. Koste es was es wolle.

Sein Herzschlag beruhigte mich, ich hörte allmählich auf zu weinen und löste mich vorsichtig von ihm. "Gemeinsam oder garnicht," flüsterte ich, als ich in seine glasigen Augen sah. "Gemeinsam oder garnicht," wiederholte er und drückte sanft seine Lippen auf meine. Ich küsste ihn lange, innig, denn ich hatte das erste Mal ernsthaft Angst, ihn verlieren zu können. Seine Lippen wollten sich keine Sekunde von meinen lösen, auch er schien sich dieses Mal anders zu fühlen. Und dann spürte ich eine heissen Tropfen auf meiner Wange. Es war nicht meine Träne, doch es zerriss mir das Herz. Er sollte nicht weinen, er sollte keinen Schmerz empfinden. Ich legte behutsam meine Hand auf seine Wange und lösten schwer atmend meine Lippen von seinen. Ich wischte ihm die Träne vorsichtig weg und setzte ein leichtes Lächeln auf.

"Ich liebe dich, so sehr, Draco.."

part of my darkness - draco malfoy ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt