"Liebe wechselt nicht mit Stunde oder Woche, weit reicht ihre Kraft bis zum letzten Tag." - W. Shakespeare
Chatsworth House, 1944
„Und du bist dir sicher, dass du nicht wenigstens am Abendessen teilnehmen willst?", kam es leicht besorgt von mir, während ich mir vorsichtig ein wenig Parfüm auftrug. Inzwischen war der Abend hereingebrochen und wir alle hatten uns für das bevorstehende Dinner umgezogen, zumindest fast alle, denn Ane bestand vehement darauf, dass sie ihre Mahlzeit allein in der Bibliothek von Chatsworth zu sich nehmen würde, da sie nicht stören wollte bei dem Treffen mit den Thynnes. „Ja, ganz sicher, außerdem muss ich noch für meinen Aufsatz für Zaubertränke recherchieren, an den du dich auch mal setzen solltest", über den Spiegel hinweg, warf ich ihr einen vorwurfsvollen Blick zu, obwohl ich natürlich wusste, dass sie recht hatte. Denn ich den Sommerferien hatte ich etwas angefangen meine schulischen Aufgaben außer Acht zu lassen, da ich oftmals stundenlang wartete, ob nicht doch noch ein Brief von Tom Riddle eintreffen würde und wenn ich nicht wartete, dann malte ich mir in meinem Kopf wunderschöne Fantasie - Konstrukte aus, die ich alle, irgendwann, tatsächlich mit dem gutaussehenden Schülersprecher erleben wollte – sofern er das auch wollte.
„Aber morgen setzte ich mich daran", erklärte ich ihr und erhob mich von meinem Frisiertisch, weswegen sie mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen musterte. „Ist heute Abend nicht auch ein junger Gentleman anwesend?", entwich es ihr und natürlich war es eine Anspielung darauf, dass ich ein sehr teures Kleid aus Paris anhatte und meine Haare seidigen Locken eingedreht hatte. „Hast du schon wieder in den Ahnenbüchern gelesen?", hakte ich gespielt böse nach, woraufhin sie nur unschuldig mit den Armen zuckte. „Ich will doch wissen, wer heute Abend nach Chatsworth kommt, außerdem habe ich herausgefunden, dass ihr über fünfzig verschiedene Ecken mit ihnen verwandt seid, was dich nicht abhalten sollte von einem kleinen Flirt" „Und trotzdem nimmst du nicht am Essen teil?", wobei ich versuchte ihrem letzten Kommentar auszuweichen. „Nun ja, Theorie und Praxis sind eben zwei verschiedene Dinge und jetzt beeil dich, nicht das du noch zu spät kommst". Sie hatte recht und vermutlich hatte dieses Gespräch sowieso keinen Zweck, denn ich wusste, dass sich Ane in unseren Kreisen nicht sonderlich wohl fühlte, zwar mochte sie meine Eltern sehr gerne, aber das war auch vor allem ihrer offenen und freundlichen Art gut zuschreiben, von der sich andere reinblütige Familien ruhig etwas hätten abschneiden können.
Rosamunde war bereits am späten Nachmittag eingetroffen und mit ihrer überschwänglichen Art, hatte sie überall Küsse verteilt, ehe sie erst einmal den neusten Klatsch und Tratsch aus London und der Umgebung preisgab, bevor sie uns anschließend noch ein paar Details über Lord Thynne und seine Familie verriet, die keinen so wirklich interessierten, aber jeder zu höflich war, um sie darauf hinzuweisen. Lady Margereth und ihr Mann Sir Doyle kamen pünktlich um halb sechs über einen Portschlüssel zu uns nach Chatsworth. Der Ehemann der Lady hatte ein paar gute Kontakte zum Zaubereiministerium, die er gerne einmal spielen ließ, wenn es um bequeme und praktische Reisemittel ging, da er als junger Mann einmal beim Apparieren zersplittert war und deswegen nun lieber anderweitig von A nach B kam. Demnach war es auch kein Wunder das sämtlichen Anträgen auf Portschlüssel stattgegeben wurde, gerade wenn es um festliche Anlässe ging.
So wartete die versammelte Runde sehnsüchtig, auf die Ankunft der Thynnes, die über das Flohnetzwerk anreisen würden, da der gesundheitliche Zustand des Lords kaum noch eine andere Reisemöglichkeit zuließ und selbst das schon ein sehr gewagtes Unterfangen war. Anschließend daran würde die Familie aus Somerset vermutlich einen kurzen Augenblick brauchen würden, um sich wieder herzurichten, weswegen wir geduldig auf ihr Eintreffen warteten, bis endlich eine schüchterne Hauselfe, die schwere Mahagonitür zum Salon öffneten. „Mylord, der Lord von Bath ist eingetroffen", berichtete sie uns mit ihrer quitschigen Stimme, ehe sie rasch einen Schritt zur Seite trat, woraufhin ein großgewachsener Mann in Begleitung einer zierlichen Frau eintraf.
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Afterglow - TOM RIDDLE
Fanfiction"Mit Stärke und Fleiß" Schon seit Jahrhunderten sind das die Leitworte von Juliets reinblütiger Zaubererfamilie. Sie selbst hat diesen Worten nie viel Beachtung geschenkt, doch jemand in Hogwarts tut es - nämlich der junge Tom Riddle. Er sieht in di...