XXV

1.4K 71 0
                                    

"Who needs heaven, when I have you?" - S. Meyer


Chatsworth House, 1944

Es war ein wundervoller Tag in Derbyshire, weswegen ich mich mit einer Picknickdecke und einem guten Buch in den Garten verkrochen hatte, um ein paar Stunden der Ruhe zu genießen. Heute Morgen waren nämlich Sarah und Henry angereist, um ein paar Tage zu Besuch zu bleiben und am Abend würde ein großes Bankett stattfinden mit einigen Verwandten und Freunden, die wir schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte, weswegen ich nun etwas Zeit für mich brauchte. Ane hatte sich bereits nach dem Frühstück in unserem Gewächshaus verkrümelt, wo sie seit Wochen versuchte junge Alraunen zu züchten – bis jetzt nur mit mäßigem Erfolg. Allerdings half ihr inzwischen eine unserer Hauselfinen, die sich normalerweise auch um den Garten kümmerte und ich hoffte wirklich, dass sie Erfolg hatten – oder lieber nicht, immerhin waren die Schreie der Alraunen nicht zu unterschätzen und obwohl wir sie mit sicherer Schutzkleidung ausgestattet hatten, so konnte Ane manchmal doch etwas leichtsinnig sein.

In ein paar Wochen würden wir endlich die Ergebnisse unserer ZAG- Prüfungen erfahren und je länger ich darüber nachdachte, desto schlechter wurde mein Gefühl, weshalb ich inzwischen befürchtete überall Troll erhalten zu haben und daran konnten auch Anes Zusprüche nichts ändern. Allerdings wusste ich, dass es noch eine Person gab, die auf glühenden Kohlen saß, nämlich Evangeline, denn trotz der Tatsache, dass wir stundenlang mit ihr gelernt hatten, konnte keiner von uns Dreien sagen, ob unsere Bemühungen ausreichend gewesen waren und ich bangte um ihre körperliche Gesundheit, falls es nicht gut ausgehen sollte, weswegen ich bereits meine Sorgen gegenüber meinem Vater hatte verlauten lassen. Dieser meinte zwar, er würde sich für meine Freundin aus Slytherin einsetzen würde, sofern es notwendig werden sollte. Jedoch ließ er gleichzeitig verlauten, dass er sich nicht, wie Ane, nach Chatsworth holen konnte, immerhin konnte er, trotz seiner Stellung, keinen Ein-Mann-Krieg gegen sämtliche reinblütigen Familien anzetteln.

Tom Riddle meldete sich nur sehr sporadisch alle paar Wochen und in seinen Briefen schrieb er oft nur, dass er sehr viel zu lernen hatte, immerhin begann nächsten Schuljahr sein letztes Jahr in Hogwarts und ich wusste, dass er sich nur mit den besten Noten zufrieden stellen würde. Oftmals schrieb ich ihm ellenlange Texte, in denen ich über die unterschiedlichsten Dinge philosophierte oder legte interessante Artikel aus dem Tagespropheten bei, die ich in meinen Schreiben als Referenz nahm. In der Hoffnung, dass er dann auch leidenschaftlicher wirken würde. Doch oftmals bekam ich auch darauf nur sehr knapp formulierte Antworten, die sich nicht immer vollends mit seinem hohen Lernpensum rechtfertigen ließen, was mich etwas traurig stimmte.

Ich war gerade dabei meinen mitgebrachten Apfel, auf einem kleinen Holzbrettchen mit Hilfe von Magie zu zerschneiden, als ich sah, wie jemand über die Wiese gelaufen kann. Augenblicklich erkannte ich die Person an ihren hellen Haaren und dem schönen fliederfarbenen Kleid und obwohl ich eigentlich allein sein wollte, so schätzte ich die Gesellschaft meiner ältesten Schwester stets, weswegen ich ihr nicht böse war, dass sie mich störte. „Willst du auch ein Stück?", meinte ich und reckte in eine Apfelscheibe entgegen, die sie dankend ablehnte. „Sieht aber schon ganz ordentlich aus", erwiderte sie mir und nickte mit einem freundlichen Lächeln in Richtung meines Zaubers. „Ja, aber du weißt ja, ich darf eigentlich nicht zaubern", murmelte ich und hoffte inständig, dass sie mich nicht verpetzten würde. „Keine Sorge, ich sag schon nichts", antwortete sie mir, während sie sich zu mir auf die Decke setzte.

„Wer kommt eigentlich heute Abend alles?", erkundigte ich mich und aß nebenbei meinen Snack, wofür ich einen mahnenden Blick von Sarah bekam, was mich leicht erröten ließ. „Bei deinen Manieren niemand", fluchte sie, hatte sich aber im nächsten Augenblick schon wieder beruhigt, da sie es wohl selbst für übertrieben hielt, wegen so einer Lappalie einen Streit zu provozieren. „Rosamunde kommt aus London, sowie Lady Margereth und ihr Mann Sir Doyle", erklärte sie mir und ließ ihren Blick aufmerksam über die Landschaft schweifen, so als würde sie irgendwen erwarten. „Kommt Rosalyn auch?", hakte ich nach und griff beherzt nach einem weiteren Stück des Obstes. „Nein, sie hat anderweitige Verpflichtungen, aber dafür kommt der Marquess of Bath mit seiner Frau und seinem ältesten Sohn, offenbar ist der alte Markgraf schwer erkrankt und sein Sohn soll nun an seine Stelle treten", fuhr sie fort, weswegen ich mich zusammenreißen musste, um nicht erleichtert aufzuatmen, aber ich war wirklich erleichtert, dass unsere Großmutter keine Zeit hatte. „War der Sohn des Marquess auch auf Hogwarts?", es interessierte mich nicht wirklich, andererseits war es immer schwierig bei solchen Abenden die Gespräche am Laufen zu halten, weswegen ein paar Informationen nicht schaden würden. „Nein, er ist zwar nur drei Jahre älter als du, aber soweit ich weiß war er auf Ilvermony...", normalerweise hätte sie sich nun über die amerikanische Schule für Zauberei ausgelassen, jedoch konnte man ihr deutlich ansehen, dass sie etwas beschäftigte, weswegen auch ich mir sämtliche, boshaften Kommentare über Ilvermony verkniff.

Afterglow - TOM RIDDLE Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt