"Ich fand so viel Charakter in allem, was sie sagte, ich sah mit jedem Wort neue Reize, neue Strahlen des Geistes aus ihren Gesichtszügen hervorbrechen, die sich nach und nach vergnügt zu entfalten schienen, weil sie an mir fühlte, dass ich sie verstand." - J.W. von Goethe
Hogwarts, 1944
Beinahe hätte ich Hogwarts nicht mehr erkannt, denn der Bereich vor der großen Halle, wo sich die ganzen Paare versammelten, war mir einem Meer aus Blumen und Girlanden geschmückt, was das alte Gemäuer von seiner besten Seite zeigte. Verschwunden waren die rostigen Ritterrüstungen und verstaubten Spinnenweben, stattdessen sorgten große Kronleuchter für ein angenehmes Licht und vereinzelt waren Tische aufgestellt, an denen man sich mit einer kleinen Erfrischung bedienen konnte. Auch die Lautstärke, die hier draußen herrschte, war nicht vergleichbar mit der Aufregung, die sich am ersten Schultag ausbreitete, denn das hier war etwas komplett anderes, überall wurden Kleider und Anzüge bestaunt, Witze gemacht oder über die neuste Ausgabe des Tagespropheten diskutiert und ich spürte, wie ich mich davor scheute die Treppe nach unten zu laufen, da ich keine Aufmerksamkeit auf mich ziehen wollte.
„Da drüben ist Matthew, ich werde mal zu ihm rübergehen, wir sehen uns später", und nach einer flüchtigen Umarmung war Ane die Treppe hinuntergeeilt, um zu ihrem Partner zu gelangen, weswegen ich nun allein hinter meinem Versteck hervorlugte. Von Tom war weit und breit keine Spur zusehen, obwohl es durchaus möglich war, dass ich ihn in dieser großen Masse einfach übersah. Doch gerade als ich mir überlegte, was ich nun tun sollte, ertönte eine Stimme hinter mir.
„Vor was versteckst du dich denn?", fragte sie belustigt nach, was mich zusammenschrecken ließ, ehe ich mich umdrehte und in das freundlich lächelnde Gesicht von Tom Riddle sah. Er sah wirklich unglaublich aus, seine schwarzen Haare hatte er zu einer sehr modernen Frisur nach hinten gestylt, die ihm sehr gutstand, dazu trug er einen schwarzen Frack, sowie ein weißes Hemd und dazu eine schwarze Fliege. Noch nie zuvor hatte ich ihn in einem solchen Aufzug gesehen und ich musste zugeben, dass ich es gerne öfter getan hätte.
„Ich wollte nur etwas schauen", erwiderte ich ihm etwas verlegen und deutete auf die Ansammlung vor der großen Halle, woraufhin er verständnisvoll nickte, ehe er mir galant seinen Arm anbot. „Sollen wir?", was ich schwach lächelnd bejahte und unsicher seinen Arm annahm. Mir war bewusst, dass in diesem Augenblick die gesamte Aufmerksamkeit auf uns gerichtet war, als wir gemeinsam die Treppe hinunterliefen, und hier und da konnte ich sehen, wie ein paar Mädchen die Köpfe zusammensteckten und zu tuscheln begannen. „Achte nicht auf sie", flüsterte mir mein Begleiter zu, der ein Lächeln aufgesetzt hatte, so als würde er es genießen im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte, jedoch gab ich mein Bestes mir nichts anmerken zu lassen.
Glücklicherweise waren wir nicht mehr ganz so interessant, nachdem wir unten angekommen waren und die Gespräche wurden wieder auf andere Themen gelenkt, während mich Tom zu seinen Slytherin- Freunden führte, die eine kleine Gruppe gebildet hatten. Abraxas Malfoy begrüßte mich höflich und seine Begleitung, die ebenfalls aus Slytherin stammte, tat es ihm gleich, wohingegen Orion Black mich nur mit einem abschätzenden Blick bedachte und seine Partnerin war ein so schüchternes, junges Mädchen, die permanent hoffnungsvolle Blicke zu dem stattlichen Black warf, dass ich mir sicher war, sie hatte meine Anwesenheit nicht einmal bemerkt. Schnell wurde das Gespräch auf die aktuellen Geschehnisse im Krieg gelenkt, ein Thema, das ich und meine Freunde stets mieden, weswegen ich mich nicht daran beteiligte, wobei ich sowieso die Vermutung hatte, dass eine weibliche Meinung hier nicht sehr geschätzt wurde. Stattdessen ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen, in der Hoffnung Evangeline zu erblicken und fand sie letztendlich auch.
Sie stand am anderen Ende des Raumes und trug ein herrliches schwarzes Kleid und noch nie zuvor hatte sie die Werte von Slytherin so sehr verkörpert, wie in diesem Augenblick und dennoch war ich mir sicher, dass nicht ihr Vater für dieses extravagante Kleid gezahlt hatte. Neben ihr stand ein großer, stattlicher Mann und ich war mir sicher, dass es sich dabei um ihren Verlobten handelte, der ein angeregtes Gespräch mit Professor Dumbledore führte. Hin und wieder beteiligte sich Eva durch ein kleines Lachen, hörte aber ansonsten den beiden Männern gespannt zu, wobei sie alles andere als unglücklich wirkte, eher im Gegenteil.
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Afterglow - TOM RIDDLE
Fanfiction"Mit Stärke und Fleiß" Schon seit Jahrhunderten sind das die Leitworte von Juliets reinblütiger Zaubererfamilie. Sie selbst hat diesen Worten nie viel Beachtung geschenkt, doch jemand in Hogwarts tut es - nämlich der junge Tom Riddle. Er sieht in di...