XXXVI

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"death is peaceful -easy. Life is harder" - S. Meyer

Zaubereiministerium, 1946

Wenn das der Tod war, dann war er schmerzhafter, lauter und chaotischer, als ich angenommen hatte. Ich hatte meine Augen geschlossen und dennoch nahm ich durch meine Augenlider hindurch den grünen Lichtblitz wahr, ehe ein lauter Knall ertönte. Meine Halskette brannte so sehr auf meiner Haut, dass ich sicher war, dass eine Narbe zurückbleiben würde – aber spielte das jetzt noch eine Rolle? Splitter schienen mein Gesicht aufzukratzen, aber ich wusste nicht ich woher diese kamen. Und dann hörte ich Sarah aufschreien, dicht gefolgt von Carlyle Thynne der rief: „Haltet ihn! Petrificus Totalus!". Doch da war noch eine andere Stimme, die ich schon seit ewigen Zeiten nicht mehr so klar gehört hatte, denn sie gehörte zu Mary und war für mich das Zeichen, dass ich tot sei musste. „Heute gehörst du noch nicht zu uns", woraufhin ich meine Augen aufschlug. Und tatsächlich konnte ich in einer milchigen Silhouette die Gestalt von Mary erkennen, die neben mir stand. Geisterhaft und unwirklich. Und ehe ich komplett begreifen konnte, was ich das sah, war sie auch schon verschwunden.

Noch immer starrte ich auf, die Stelle, wo ich meine verstorbene Schwester erblickt hatte, als ein lautes: „Was war das!", ertönte, weswegen ich in den Raum schaute, der völlig demoliert war, denn anscheinend hatte Toms Todesfluch eine der Rüstungen erwischt und nicht mich. Und zwischen den Trümmerteilen stand Sarah, die eine Hand auf den Mund gepresst hatte und unentwegt auf den Punkt starrte, wo sich Mary soeben aufgelöst hatte. Hinter ihr war Carlyle, der sich als erster zu fangen schien und eilig auf mich zu gerannt kam, was auch sehr gut war, denn im nächsten Moment gaben meine Beine nach, weshalb er mich vorsichtig zu einem gemütlichen Sessel geleitete, der in einer Ecke stand.

„Wo...wo ist er? Und was ist passiert?", brachte ich gerade noch so hervor, während ich mich in dem zerstörten Büro umsah. „Er ist disappariert, dieser Mistkerl", erklärte mir Carlyle, der soeben einen Krug mit Wasser herbeirief und mir ein Glas reichte. „Sarah wollte dich gerade zum Mittagessen abholen und nun ja ich habe sie begleitet, weil ich hier etwas zu erledigen hatte. Wir sind hereingekommen als er den Todesfluch ausgesprochen hat ...Und...", er geriet ins Stocken und blickte zu meiner Schwester, die noch immer reglos in den Trümmern stand. „Nun es ging alles sehr schnell, aber auf einmal ist diese Rüstung zum Leben erwacht und hat sich vor dich geworfen. Natürlich hat es sie komplett zerfetzt, aber naja besser dieser alte Schrott als du. Und danach ist Tom Riddle verschwunden und ähh irgendwie...", wieder hielt er inne und schenkte sich nun selbst ein Glas ein, da er offensichtlich nicht wusste, wie er fortfahren sollte.

Noch immer konnte ich ihn nur mit großen Augen anstarren, während diese Informationen in mich einsickerten, dort aber nichts auslösten, da ich sie einfach nicht verarbeiten konnte. „Es war Mary, nicht wahr?", kam es nun von Sarah, die sich wohl endlich aus ihrem Schock befreien konnte und zu uns herüberlief. „Ja, ich hatte schon öfter das Gefühl irgendwelche Stimmen wahrzunehmen, aber sowas wie heute habe ich noch nie erlebt", murmelte ich und blickte auf meine Hände, die ebenfalls mit Schnittwunden der zerstörten Rüstung übersäht, waren und plötzlich überkam mich eine Erkenntnis. „Sie war das mit dieser Rüstung, sie hat mich beschützt. Die Kette, es ergibt alles Sinn", sprudelte es aus mir heraus, allerdings spürte ich, wie mich die Emotionen zu übermannen drohten, weswegen ich in Schweigen verfiel. „Aber das ist doch nicht möglich. Wahrscheinlich sollten wir einfach froh sein, dass Mr. Hansby offenbar sehr wirksame Sicherheitsmaßnahmen getroffen hat", meinte Carlyle daraufhin, der mit seinem Fuß ein verbeultes Metallstück wegkickte. Doch als ich den Blick meiner Schwester auffing, wusste ich, dass auch sie an meine Theorie glaubte und das war das Einzige, was zählte.

„Was ist denn hier passiert!", ertönte eine entsetzte Stimme hinter uns, die zu Ernest Hansby gehörte, der soeben von seinem täglichen Lunch mit dem Minister zurückkam und nun schockiert auf die Trümmer starrte, die einst zu seinem Büro gehört hatten.

Die Wochen und Monate nach Toms Verschwinden waren ein auf und ab der Gefühle. Zwar hatten wir alles Mögliche versucht, um ihn aufzuspüren, jedoch war er wie vom Erdboden verschluckt, da er seinen Job bei Burgin&Burkes aufgegeben hatte und auch sonst gab es keine Anhaltspunkte über seinen Verbleib. Also begann das Leben wieder seine üblichen Bahnen zu nehmen, obwohl ich mich sehr über den plötzlichen Tod von Hebzipah Smith wunderte, der im Tagespropheten verkündet wurde. Zwar wurde dort ihre Hauselfe dafür verantwortlich gemacht, jedoch hatte ich das schreckliche Gefühl, dass dies nicht der Wahrheit entsprach. Auch zu meinem Schutz wurden sämtliche Sicherheitsmaßnahmen getroffen, denn nachdem meine Eltern über die Vorfälle im Ministerium informiert wurden, waren diese außer sich.

Ich hingegen wollte einfach nur Abstand zu dieser ganzen Sache gewinnen und verbrachte viel Zeit bei Sarah und Henry in Alnwick Castle, wo ein paar Wochen nach Toms Mordversuch meine zweite Nichte zur Welt kam. Es war ein herrlicher Sommer gewesen, obwohl ich niemals angenommen hatte, dass so etwas möglich gewesen wäre, nachdem binnen Sekunden mein ganzes Leben zerstört wurde. Doch Henry und Sarah schafften es mich auf andere Gedanken zu bringen, aber irgendwann spürte ich, dass es Zeit war für mich allmählich in mein altes Leben zurückzufinden, weswegen ich wieder nach Chatsworth House ging, das mir auf einmal nicht mehr, wie der Palast all meiner Träume vorkam. In dieser Zeit verbrachte ich sehr viele Stunden mit Carlyle Thynne, der bereits in Alnwick ein regelmäßiger Besucher gewesen war und nun fast täglich bei mir war, weswegen ich irgendwann mit ihm nach Longleat ging.

Eigentlich hätte ich nicht gedacht nach Tom jemals wieder mit jemandem glücklich zu werden, aber Carlyle war einfach ein so herzensguter Mensch, dass man überhaupt nicht anders konnte als ihn zu mögen. Außerdem war er wirklich sehr humorvoll und hatte immer ein offenes Ohr für die Probleme anderer Menschen. Und wenn ich ehrlich zu mir war, dann hatte ich ihn wohl von Anfang an schon sehr gerne gehabt und aus dieser einfachen Zuneigung wurde langsam, aber sicher eine starke und sichere Liebe, etwas was ich mit Tom nie empfunden hatte. Longleat war wirklich ein wundervoller Ort, an dem mich nicht ständig die Schatten der Vergangenheit einzuholen schienen und allmählich heilte meine Seele von all dem Kummer und der Trauer.

Meiner Beschäftigung beim Ministerium ging ich immer noch nach, obwohl es mich zu Beginn viel Überwindung gekostet hatte, wieder in das Büro von Ernest Hansby zu gehen, der kurz nach meinem Unfall in den Ruhestand gegangen war, weswegen ich den Raum nach meinen Vorstellungen eingerichtet hatte. Nur eine der Rüstungen behielt ich und verzauberte diese tatsächlich, um mich ihm Zweifelsfall zu verteidigen, allerdings musste ich ihre Dienste nie in Anspruch nehmen, weswegen sie in einer Ecke des Büros verstaubte. Und auch die Stimme meiner Schwester vernahm ich für die nächsten Jahre nicht, bis Lord Voldemort mit seiner Schreckensherrschaft die Zaubererwelt in Angst und Schrecken stürzte. Doch auch er konnte besiegt werden, von einem Jungen namens Harry Potter, der etwas hatte, was Voldemort nicht kannte – die Liebe.


Im Jahre 1949 heirateten Juliet Cavendish und Carlyle Thynne, wodurch sie die Marquess of Bath wurde. Sie hatten zwei Kinder zusammen, denen sie schon von klein auf vermittelten, dass niemand besser war, nur weil er magische Fähigkeiten besaß. Drei Jahre später wurde Juliet zur Vorsitzenden des Zaubergamots ernannt, während ihr Ehemann sich stark einsetzte für die Stärkung des Bandes zwischen der magischen und der nicht-magischen Welt.

Ane Slather wurde die Mitbegründerin einer großen Zaubereranwaltskanzlei in Amerika. Sie setzte sich stark für die Rechte von benachteiligten, magischen Kreaturen ein, darunter für die Rechte von Hauselfen, Kobolden und Riesen, wobei sie nicht nur auf Zustimmung traf. Allerdings sieht sie ihren größten Erfolg darin, in den Schokofroschkarten verewigt worden zu sein.

Sarah Cavendish und ihr Mann Henry hatten gemeinsam fünf Kinder. Nachdem Nigel offiziell enterbt wurde, nachdem sich sein Zustand immer weiter verschlimmerte, wurde Sarah zur Duchess von Devonshire ernannt, weswegen ihr Mann seine Ämter in Schottland niederlegte und gemeinsam mit seiner Frau nach Chatsworth House zu ziehen, um dort die Arbeit ihres Vaters, nach dessen Tod fortzusetzen.

Evangeline Chisholm wurde 1958 von ihrem Ehemann Arno Fersen ermordet, nachdem sie sich gegen seine radikalen Einstellungen bezüglich der Zaubererwelt aufgelehnt hatte. Daraufhin verschwand Fersen aus Frankreich und kehrte als treuer Anhänger von Lord Voldemort zurück, ehe er nach dessen Sturz in Askaban den Tod fand.

Auch für Nigel Cavendish gab es keine Hoffnung und so starb er noch vor Juliets Hochzeit, in Folge seines immer weiter und schneller voranschreitenden Gedächtnisverlustes, wodurch auch seine Körperfunktionen beeinträchtigt wurden und schließlich versagten.

Afterglow - TOM RIDDLE Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt