"Do not swear by the moon, for she changes constantly. then your love would also change." - W.Shakespeare
Hogwarts, 1944
Von einem Augenblick auf den anderen war die Stimmung gekippt, weshalb ich die letzten Knöpfe meines Kleides schloss und rasch hinter dem Raumteiler hervortrat, woraufhin Eva meinte: „Sieht schön aus", und mir ein halbherziges Lächeln schenkte, was aber nicht weiter von Bedeutung war. „Das tut jetzt nichts zur Sache, was ist los?", entgegnete ich ihr und musterte sie eindringlich. Erst jetzt fiel mir auf, dass sich dunkle Ringe unter ihren wachsamen Augen abzeichneten und dass ihre Haut deutlich blasser und fahler war, als normalerweise und fast schon fühlte ich mich schlecht, dass ich es nicht bemerkt hatte, immerhin zählte sie zu meinen besten Freundinnen.
Tränenflüssigkeit bildete sich in ihren Augen, die sie eilig versuchte zu verstreichen, was allerdings nicht viel half. „Ich gehe gar nicht nach Hogsmeade, ich muss lernen", meinte sie mit brüchiger Stimme und wischte sich immer panischer mit ihren Fingerspitzen über ihr Gesicht, so als wolle sie um jeden Preis vermeiden, dass man ihre Tränen sah. Ich wusste genau woher diese Reaktion kam, denn ich vielen reinblütigen Familien wurden Gefühle, wie Trauer, Angst und Schwäche nur sehr ungerne gesehen, stattdessen wollte man, dass die Kinder mutig, tapfer und zumeist auch sehr selbstbewusst waren, was zu einem ungesunden Maß an Arroganz und emotionaler Verkrüppelung führte. Tränen gehörten definitiv nicht in dieses Schema und ich wusste, dass Evangeline von Zuhause sicherlich keine tröstenden Worte kannte, wenn es ihr mal schlecht ging – eher das Gegenteil.
Unverzüglich war Ane aufgesprungen, woraufhin sich Tiffany maunzend zu mir begab, und war an die Seite unserer Freundin geeilt, um sie in den Arm zu nehmen, was diese hinter ihrem Tränenschleier wohl kaum bemerkte. „Ich gehe nicht mit nach Hogsmeade, sondern bleibe hier in Hogwarts...", schniefte sie erneut auf, so als würde sie annehmen, wir hätten ihre ersten Worte nicht gehört, wobei sie eisern auf ihre inzwischen zusammengefalteten Hände starrte, während unkontrollierte Ströme der salzigen Flüssigkeit über ihr Gesicht flossen. „Wieso das denn?", hakte ich besorgt nach und sah ratlos zu Ane, die beide Arme um das Slytherin-Mädchen geschlungen hatte und meinen Blick genauso hilflos erwiderte. „Ich wollte es eigentlich nicht sagen...", inzwischen hatte Eva einen schrecklichen Schluckauf bekommen, weshalb ihre Sätze immer wieder von kräftigen Schüttlern unterbrochen wurden. „...aber meine Noten sind zu schlecht und mein Vater hat mir schon gedroht, dass wenn ich meine ZAGs nicht gut bestehe...das er....dann", sie brach mitten in ihrem Satz ab und vergrub das Gesicht in den Händen, woraufhin sich Ane an sie schmiegte, um ihr ein Gefühl der Geborgenheit zu geben. Ich war immer wieder überrascht, wie gut sie mit anderen Menschen umgehen konnte und manchmal fragte ich mich ernsthaft, ob Hufflepuff nicht genauso eine gute Wahl für sie gewesen wäre, andererseits war sie wirklich sehr intelligent.
„Du musst nicht weiterreden", erklärte ich meiner schottischen Freundin sanft, denn ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was passieren würde, wenn sie ihre Prüfungen nicht mindestens mit einem Erwartungen übertroffen bestehen würde, wobei mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. „Aber warum hast du uns nie davon erzählt?", redete Ane freundlich auf sie ein und streichelte ihr sanft über den Rücken. „Ich habe mich geschämt, ihr beide seid so gut in der Schule und dann komme ich, bei meinem momentanen Stand würde ich wahrscheinlich meine Prüfungen nur mit Mies oder Annehmbar absolvieren, dass reicht Vater nie im Leben...", ein unkontrolliertes Zucken durchfuhr den hilflose Körper von Evangeline, weswegen ich nur verzweifelt zu meiner anderen Freundin sah, doch diese nickte mir nur beruhigend zu, so als hätte sie die Lage längst unter Kontrolle.
„Was fändest du es, wenn ich heute mit dir hierbleiben und wir gemeinsam einen strukturierten Lernplan erstellen und schonmal anfangen den Stoff gemeinsam durchzuarbeiten und zu wiederholen", meinte Ane, woraufhin Eva ungläubig ihr Tränen überströmtes Gesicht hob. „Aber du wolltest doch in den Honigtopf und etwas recherchieren für deine Zaubertränke", schniefte sie, schien aber durchaus angetan von diesem Vorschlag zu sein. Ruhig schüttelte meine Zimmergenossin daraufhin ihren Kopf und erwiderte: „Ich kann noch so oft in den Honigtopf gehen und es ist wichtiger, dass wir dich gut durch die ZAGs bringen", ich hätte vor Freude beinahe losweinen können, obwohl ich natürlich wusste, dass das vollkommen unangebracht gewesen wäre und dennoch wurde mir das Herz leichter, als ich erneut bemerkte, was Ane für einen zauberhaften Charakter hatte.
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Afterglow - TOM RIDDLE
Fanfiction"Mit Stärke und Fleiß" Schon seit Jahrhunderten sind das die Leitworte von Juliets reinblütiger Zaubererfamilie. Sie selbst hat diesen Worten nie viel Beachtung geschenkt, doch jemand in Hogwarts tut es - nämlich der junge Tom Riddle. Er sieht in di...