"Oh, dream maker, you heart breaker" - A. Hepburn
Hogwarts, 1942
Es war bereits dunkel draußen, doch zum Glück war unser Schlafsaal ziemlich gut beleuchtet, weswegen ich mich noch einmal über meinen Aufsatz für Verwandlung beugte, den ich heute schon fünfmal Korrektur gelesen hatte. Dennoch dachte ich mir, dass es nicht schaden würde, ihn noch einmal vor dem Schlafen gehen durchzulesen. Ane saß derweilen auf ihrem Bett und war gerade damit beschäftigt, die schnurrende Audrey zu bürsten. Susan war auch bereits in ihrem Bett, hatte allerdings schon ihre dunkelblauen Vorhänge zugezogen, da sie sich schon seit zwei Tagen nicht so gut fühlte und meinte, dass sie so kurz vor Halloween nicht krank werden durfte. Gerade als ich einen fehlenden „i"-Punkt setzte, betrat Amelia das Zimmer und ich bemerkte, dass sie sich ein Grinsen verkneifen musste, weswegen ich nur fragen eine Augenbraue nach oben zog. „Myrtle Warren ist ausgezogen", erklärte sie mir fröhlich und schlenderte zu ihrem Bett hinüber. „Was? Wieso denn das?", kam es von Ane, die Audrey auf den Boden gesetzt hatte, weshalb diese beleidigt nach unten in den Gemeinschaftsraum lief. „Weil es noch ein Zimmer gibt mit anderen Mädchen, die allerdings nur zu zweit in ihrem Schlafsaal sind und du kennst sie doch. Sie hasst alles und jeden", erklärte unsere Mitbewohnerin uns. „Na hoffentlich gefällt es ihr da besser", meinte ich schlicht und ließ die Tinte durch meinen Zauberstab trocknen. Ich hatte kein persönliches Problem mit Myrtle Warren, allerdings hatte ich in den vergangenen drei Jahren, die sie bei uns im Schlafsaal verbracht hatte, kaum mehr als drei Worte mit ihr gewechselt.
Sie war fast immer miesepetrig gelaunt und zog ein Gesicht hin, wie drei Tage Regenwetter. Außerdem hatte sie diese sehr weinerliche, hohe Stimme, bei der sich mir, beim bloßen Gedanken daran, die Nackenhaare aufstellte. Zudem musste sie sich permanent über die ganze Welt beschweren und war eine furchtbare Petze, die nichts für sich behalten konnte, weswegen ich um ehrlich zu sein gar nicht so traurig über ihren Abschied war. „Sind ihre Sachen schon weg?", fragte ich Amelia, die daraufhin nickte. „Mhmm, vielleicht findet sie ja im neuen Schlafsaal endlich Freunde", sagte Ane hoffnungsvoll. Mir war vom ersten Tag an klar gewesen, dass meine Freundin ein großes Herz hatte, allerdings verstand ich nicht, weswegen sie nun ausgerechnet Myrtle bemitleidete. „Die? Ha, niemals", witzelte Amelia, die inzwischen ihre Uniform gegen ein blaues Nachthemd eingetauscht hatte. „Aber die Arme wird von allen gehänselt, wegen ihrem Aussehen und ihrer Art. Vor allem Olive Hornby setzt ihr ziemlich zu und Peeves verstärkt das Ganze noch. Ich glaube sogar, dass Myrte mehr Zeit weinend auf dem Klo verbringt als irgendwo sonst", verteidigte Ane sie. Ich wusste zwar, dass man das pummelige Mädchen mit den vielen Pickeln, sehr leicht hänseln konnte, aber den ganzen Tag weinend im Klo zu sitzen, hatte wirklich niemand verdient. Außerdem konnte ich mich nicht daran erinnern, dass sie jemals über all das geredet hätte, denn meistens schlief sie schon, während wir anderen in den Schlafsaal kamen.
„Ach, lasst uns das vergessen. Ich habe nämlich noch viel wichtigere Neuigkeiten, vor allem für dich Juliet", dabei deutete sich auf mich, weswegen ich sie abermals fragend ansah. „Also Professor Slughorn will vor Halloween noch ein Dinner geben, wie ich heute von meinem Bruder erfahren habe, da er ja immer dazu eingeladen wird", erklärte mir Amelia. „Und nun? Wir werden dazu eh niemals eingeladen. Du weißt doch, dass Professor Slughorn keine Frauen in seiner Männerrunde schätzt", entgegnete ich ihr, da ich definitiv auf etwas interessanteres als den Slug Club gehofft hatte. „Nein, nein, du missverstehst mich. Es ist ein Dinner, zu dem jeder Junge eine weibliche Begleitung mitbringen soll", fuhr sie ruhig fort. „Und Juliet soll jetzt mit deinem Bruder dahin gehen?", kam es belustigt von meiner Freundin, die unser Gespräch aufmerksam verfolgt hatte. Kurzzeitig sah unsere andere Mitbewohnerin ziemlich empört über diesen Einwurf aus, ehe sie schon fast beleidigt fortfuhr: „Nein, Charles hat nämlich schon jemanden...", ihre Worte wirkten fast schon hervor gepresst, aber dann schien sie sich wieder zu besinnen, was sie eigentlich los werden wollte. „Allerdings habe ich erfahren, dass es jemanden anderen gibt, der offenbar nur zu gerne mit dir zu diesem Dinner gehen möchte. Und zwar Tom Riddle!", die letzten Worte betonte sie so sehr, als hätte sie uns gerade offenbart, dass sie neue Zaubereiministerin werden würde. Jedoch konnte ich sie nur entsetzt anstarren, bevor ich zu Ane blickte, die nur vollkommen verwirrt mit den Achseln zuckte. „Das ist unmöglich! Ich habe noch nie ein Wort mit diesem Jungen gewechselt! Weswegen sollte er ausgerechnet mit mir zu Slughorns blödem Abendessen gehen wollen, wenn die halbe Schule hinter ihm her ist?", ich konnte meinen Ton kaum beherrschen, denn ich fand es höchst unpassend von Amelia mir solche Lügengeschichten zu erzählen, weswegen ich mit einem Schlenker meines Zauberstand meine Vorhänge zuzog und danach nur noch: „Gute Nacht", brummelte. Im Stillen beschloss ich allerdings, dass ich Evangeline fragen würde, ob etwas Wahres an den Worten von Amelia dran war, schließlich wusste sie am besten Bescheid über den Klatsch und Tratsch von Slytherin.
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Afterglow - TOM RIDDLE
Fanfiction"Mit Stärke und Fleiß" Schon seit Jahrhunderten sind das die Leitworte von Juliets reinblütiger Zaubererfamilie. Sie selbst hat diesen Worten nie viel Beachtung geschenkt, doch jemand in Hogwarts tut es - nämlich der junge Tom Riddle. Er sieht in di...