Langsam öffnete Minoko ihre schweren Augen. "Wo bin ich?", bemerkte sie sofort die fremde Umgebung. "Du bist wach.", sagte Chishiya plötzlich. Sie sah sich um und fand sich in einem Hotelzimmer wieder. Sie lag auf dem Bett und sah hinunter zu ihren nun ordentlich verbundenen Fuß. "Danke.", sagte sie mit schwacher Stimme. Chishiya summte nur. Sie trug auch noch ihre Sachen vom Vortag und ihre Bauchtasche. "Du hast bestimmt viele Fragen, aber der Hutmacher will dich sofort sehen." "Hutmacher? Wo bin ich?", fragte Minoko und setzte sich richtig auf. "Im Beach. Komm, dass wird dir gleich alles erklärt.", forderte Chishiya und öffnete schon die Zimmertür.
Minoko stand vorsichtig vom Bett auf und belastete beide Beine. Erstaunlicher Weise spürte sie keinen Schmerz. Beim ihrem verwunderten Blick erklärte Chishiya: "Es ist ein dicker Gips. Er sollte deinen Fuß größtenteils schützen, aber rennen und ähnliches solltest du vermeiden." Dann liefen beide den Flur entlang und gingen durch eine Lobby voller Menschen. Alle hatten ein Armband wie Aguni- es wurde also wirklich eine Gemeinschaft gebildet. Von draußen konnte man laute Musik hören. Minoko sah Chishiya und wollte fragen stellen, doch sie erinnerte sich, dass sie gleich noch beantwortet werden.
Sie gingen weiter durch Flure und standen vor einer großen Holztür. "Dann wollen wir mal.", sagte Chishiya und öffnete die Türen. "Ich hab noch was zu erledigen. Ich komme soweit ich fertig bin." Er wollte gehen, doch Minoko hielt ihn am Arm fest. Sie hatte bereits in den Raum gesehen, wo mehrere Wachen und Leute in Badeanzügen waren. "Du lässt mich hier nicht umbringen oder?", fragte sie flüsternd, woraufhin Chishiya auflacht. "Misstraust du mir etwa?"
Minoko sah ihn kurz stumm an, bevor sie sagte: "Nein, komplett vertrauen tu ich dir aber auch nicht." Ohne ein weiteres Wort löste er sich von ihrem Griff und lief davon. Minoko drehte sich zur offenen Tür. Sie konnte wohl kaum weggehen, wenn alle sie bereits gemerkt hatten.
Unsicher und vorsichtig lief sie in den Raum. Sofort hallte eine laute Stimme durch den Raum. "Ah. Willkommen im Beach!" Minoko lief weiter in den Raum und die Türen wurden von den Wachen geschlossen. Sie sah zum Mann der gesprochen hatte. "Du bist dann wohl Minoko- schön dich endlich kennen zu lernen." Verwundert sah sie ihn an. Hatte er sie ausspioniert?
"Du bist wahrscheinlich verwirrt- komm setzt dich hin.", er führte sie zum Stuhl, der mitten im Raum war. Erst wollte sie sich nicht setzte, da alle Anderen im Raum standen, doch der Blick des Mannes verriet, dass es eine Aufforderung war. Unangenehm und von allen Blicken durchbohrt saß sie nun da, doch sie sah eine Frau mit langen schwarzen Haaren ihr zulächeln und entspannte sich etwas.
"Aguni hat von dir erzählt. Ein kleines Mädchen, dass sich wohl mit Waffen auskennt." Angeschlagen sah Minoko ihn an. "Ich bin 19.", bezog sie sich auf den ersten Teil des Satzes, doch redete sofort weiter. "Ich habe Fragen." "Fragen.", lachte der Mann auf. "Jeder hat Fragen und ich hab Antworten."
Er lächelte sie breit an, bevor er sich hinter sie stellte und seine Arme an der Lehne abstützte. Die Wachen begannen die riesige Holzwand vor ihnen weg zu schieben und hinter ihr verbargen sich alle Spielkarten aufgemalt. Einige waren durchgestrichen. "Dies ist der Weg zurück", sagte der Mann hinter ihr. "Alle Karten sammeln?", fragte Minoko. Er lief nach vorne, zu den Malereien, kehrte ihr somit den Rücken zu und lachte: "Ja, du bist äußerst schlau." "Das ist das einzige was wirklich Sinn macht.", stellte Minoko klar. Ihre Anmerkung ignorierend sprach er weiter: "Wir als Beach haben uns die Aufgabe gestellt alle Karten zu sammeln..." Er drehte sich ruckartig um und sah sie durch die Sonnenbrille an. "Chishiya hat dich gestern verletzt hier hergeschleppt. Ohne uns wärst du aufgeschmissen und dem sicheren Tod entgegen gekommen. Wir tun eigentlich keine Gefallen, aber ich habe gehört du seist eine gute Spielerin. Deshalb erlaube ich dir weiter Karten zu sammeln und hier ein gutes Leben zu führen."
Minoko war klar, dass sie das Angebot nicht abschlagen konnte, sodass sie wortlos nickte. "Doch du musst dich an Regeln halten.", sprach zum ersten Mal ein Anderer im Raum. Er trug eine Brille, ein Hemd und eine Badehose. "So sieht es aus.", bestätigte der Andere wieder. "Regel Nummer 1: Im Beach werden nur Badesachen getragen." Minoko verzog das Gesicht. "Unter Badesachen kann man nicht verstecken.", erklärte er. "Was ist mit Aguni? Ich erinnere mich, dass er normale Sachen getragen hat.", sagte Minoko darauf. "Er gehört zum Militär hier im Beach. Sie sind von der Regel ausgenommen, da sie nichts verstecken müssen", erzählte der Mann, als wäre es selbstverständlich. "Regel Nummer 2: Alle Karten, die gesammelt werden gehören dem Beach. Mitglieder, die mehr Karten sammeln und uns näher ans Ziel bringen, bekommen eine höhere Nummer."
"Höhere Nummer?", fragte Minoko und dachte direkt an die Armbänder, die auch Zahlen reingraviert hatten. "Jedes Mitglied hat eine Nummer. Je höher die Nummer, desto höher dein... Rang. Angezeigt wird die Nummer durch dein Armband. Du bekommst deins auch noch, aber erstmal zurück zu Regel 2." Der Mann war während des Redens im Raum umhergelaufen und beugte sich nun vor Minoko zu ihr herunter. "Deine Karten. Wir werden sie nun in Gewahrsam nehmen", sagte er und streckte sein Hand auffordernd auf. Minoko wollte ihre Karten nicht abgeben- immerhin hatte sie und viele Andere hart dafür gekämpft, doch wie schon oft zuvor in dieser Welt, blieb ihr keine Andere Wahl. Minoko sah ihm tief in die Augen und als der Mann sie nochmal auffordern wollte, griff sie in ihre Bauchtasche. Dort waren noch das Armband aus dem Jäger-Spiel und ihre Karten. Diese zog sie raus und legte sie zögernd in die ausgestreckten Hände. Sofort zog er die Karten weg und richtete sich wieder auf.
Schnell drehte er sich zur Wand und verglich die Karten und mit den aufgemalten. Plötzlich fing er an zu lachen und hielt stolz drei ihrer fünf Spielkarten hoch. "Uns scheint ein Engel geschickt worden sein.", rief er aus. "Herz vier, Pik sieben und Karo zehn!" Alle der Anwesenden lächelten und sahen Minoko bewundernswert an. "Minoko", sprach der Mann, der nach dem ganzen Reden sich definitiv aus Anführer rausgestellt hatte, "du hast uns drei Stritte näher zum Ziel gebracht. Dafür wirst du in die Führungskraft befördert." Minoko lächelte nur gefälscht und sagte: "Schön..." Der Blick des Mannes wandelte einmal über ihren Körper. "Wenn du Loyalität uns über erwiesen hast, werden wir in Betracht ziehen dich auch der Militärs Gruppe angehörig zu machen. Aguni schwärmt selten über Andere Spieler." "Ich hab doch nur den Jäger erschossen. Hat er wirklich daran erkannt, dass ich Training hatte?", fragte sich Minoko. "Außerdem kam beim Pik sieben Spiel, dass du absolviert hast, keiner von meinen Leuten zurück. Beeindruckend."
Ein Schauer lief Minoko über den Rücken und sie wollte die Gedanken an dieses Spiel verdrängen.
Der Mann legte die drei Karten auf einen Schreibtisch neben ihr und holte aus der Schublade ein pinkes Armband heraus. Er überreichte es Minoko, worauf hin sie im Tausch das blaue von Agunis toten Verbündeten übergab und leise sagte: "Das ist dann wohl euers." Weiterhin lächelte er sie an und antwortete: "Hab mich schon gefragt wo es geblieben ist."
Er stellte sich wieder mit dem Rücken zu ihr und ließ kurz eine dramatische Pause. Minoko merkte, dass es wieder ernst wurde. "Eine Regel gibt es noch. Die dritte und letzte Regel: Verräter erwartet der Tod." Minoko hatte es sich bereits gedacht. Irgendwie musste man unter so vielen verzweifelten Leuten Ordnung schaffen. Nachdem Minoko genickt hatte, grinste er. "Wie unhöflich von mir. Ich bin der Hutmacher und die Nummer 1 hier und ich hoffe du hast noch einen angenehmen Aufenthalt bei uns im Beach."
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Niragi- My star
FanfictionNiragi- Alice in Borderland FanFiction Minoko war von klein auf hilfsbereit und sah immer das Gute in Menschen. Sie bewunderte die Sterne und studierte später auch diese Leidenschaft. Als plötzlich niemand mehr in Tokyo zu finden war und Spiele übe...