"Verjag uns den Neuzuwachs nicht.", sprach plötzlich eine bekannte Stimme hinter Niragi.
Genervt drehte sich Niragi um und löste sich von der Wand und Minoko. "Chishiya.", sagte er nur und sah ihn verhasst an. "Was denn? Ich meine ja nur.", sagte dieser darauf unschuldig. "Wird schon nicht passieren.", hörte man dann Minoko sagen. "Bis jetzt scheint er ja ganz nett zu sein." Das war weder eine Lüge noch die komplette Wahrheit. Um ihn richtig einschätzen zu können, müsste sie ihn länger kennen. "Wenn du meinst.", sagte Chishiya mit einem saften Lächeln und ließ die beiden wieder alleine im Flur.
Auch Niragi und Minoko liefen weiter, wobei Niragi seinen Arm wieder über ihre Schulter legte. "Ganz nett also.", sagte er belustigt. Minoko grinste leicht. "Abgesehen davon, dass du immer mit deiner Waffe rumrennst, ja." Niragi lachte auf und legte seinen Kopf schief. "Gehört zum Outfit."
Auch Minoko lachte leise und beließ es dabei. Als sie weiter liefen und Minoko davon erzählte, was sie heute gemacht hatte, sah Niragi sie mit intensiven Blick und Lächeln im Gesicht an.
"Das kann ja interessant werden.", meinte Chishiya, der vom Flur Ende alles mitbekommen hatte. Niragi- jemand der hier seinen kompletten Menschenverstand ausgeschalten hatte und alle Schwachen schikanierte und Minoko- die einzige gute Seele hier, die alles dafür tat, um alle Mitspieler am Leben zu behalten. Was die Zukunft mit ihnen wohl vorhatte...
"Ich muss zu meinem Zimmer und mich umziehen.", teilte Minoko mit und Niragi begleitete sie zu ihrer Tür. "Sehen wir uns gleich in der Lobby?", fragte Niragi und lehnte sich lässig an den Türrahmen. Minoko lächelte ihn an. In der "normalen" Welt hatte sie keine wirklichen Freunde gehabt. Sie wurde zu Hause unterrichtet und hatte sonst nicht viele Gelegenheiten raus zu gehen. Und auch wenn sie Niragi heute erst kennengelernt hatte, der erste Eindruck überfordernd war und er bestimmt zu den Personen gehörte, vor denen ihre Mutter sie gewarnt hatte, sah sie ihn fast schon als guten Freund. In dieser abnormalen Welt fand sie Leute, die wirklich Zeit für sie hatten und auch nutzen wollten. Ob sie ihm vertrauen könnte, würde sich mit der Zeit klären. "Klar, ich komme sobald ich fertig bin.", antwortete sie und ging in ihr Zimmer.
Sie wollte ihn nicht warten lassen und öffnete sofort den Kleiderschrank. "Gibt es keine normalen Badeanzüge?", murmelte Minoko frustriert, als sie nach einigen Minuten wühlen nur Bikinis sah. Sie sah auf die Uhr, beschloss sich nicht weiter zu beklagen und nahm sich einen normalen schwarzen Bikini heraus. Sie zog sich ihn an und sah in den Spiegel. "So geh ich ganz bestimmt nicht raus.", dachte sie- unangenehm mit der ganzen Haut, die zu sehen war. Als sie nach ihrer Tasche mit den Kapuzenpullis suchte fiel ihr auf einmal ein, dass sie ihre Sachen gar nicht bei hatte. Wie denn auch, wenn Chishiya sie hier hergeschleppt hatte. Im Kleiderschrank fand sie zum Glück noch ein dünnes helllila farbendes Hemd, dass sie sich überzog.
Mit einem letztes Blick in den Spiegel, ging Minoko los Richtung Lobby. Auf dem Weg dorthin fühlte sie sich unwohl. Sie hatte das Gefühl angestarrt zu werden, obwohl wahrscheinlich sowieso niemand hinsah. Doch als sie die Lobby betrat, fanden ihre Augen sofort Niragis. Seine Augen wurden leicht größer, als er Minoko sah. Er lächelte und stand auf. Sie liefen aufeinander zu, den Blickkontakt haltend und blieben voreinander stehen. "Siehst gut aus.", meinte er. Minoko sah nur unsicher zur Seite. "Ich fühl mich nackt.", sagte Minoko nur leidend, woraufhin Niragi lachte. "Man gewöhnt sich dran.", er nahm sie am Handgelenk und zog sie durch die wenigen Menschen in der Lobby. Diesmal war es Minoko, die lachte. "Sagt der mit den Alltagsklamotten an." Dazu fiel Niragi nichts mehr ein und zuckte die Schultern. Dann saßen sie gemeinsam auf der Couch, auf der Niragi davor saß.
"Der Hutmacher meinte aber, dass ich nach meinem nächsten erfolgreichen Spiel dem Militärs Trupp zugehören kann. Das heißt wieder normale Klamotten für mich.", Minoko lächelte und zeigt auf sich, während sie einen kleinen Freudentanz aufführte. Kurz war Niragi von den Bewegungen abgelenkt und lachte, doch dann sah er sie verwundert an.
Er hatte gehört, dass sie gut war, aber noch niemand hatte am ersten Tag ein Angebot für den Militärs Club erhalten. Vor allem weil der Hutmacher immer auf Nummer sicher ging. "Du hast schon ein Angebot bekommen?", fragte er. Minoko summte und nickte. "Er will erstmal, dass ich meine Loyalität beweise. Ich meine... ich hab ihm doch schon drei meiner Karten gegeben. Ist das nicht Beweis genug?", meinte Minoko leicht aufgebracht. Doch sie verstand, warum der Hutmacher einen erstmal Misstraute. Im Beach sind viele Leute, unter ihnen- bestimmt auch Verräter. In einer so großen Gruppe sollte man nicht allen vertrauen, vor allem auch nicht in dieser Welt.
"Sag mal", began Niragi, "was hast du gemacht, um ihn so zu beeindrucken?" Kurz zögerte Minoko. Sie mochte es nicht an die Verstorbenen zurück zu denken. Vor allem nicht, wenn sie durch ihrer Hand starben. "Ähm.", sagte Minoko zögerlich, "Ich war mit Aguni in einem Spiel- dabei gab es einen Jäger, der alle Spieler verfolgen würde und Aguni hatte den Plan ihn auszuschalten. Sie haben gekämpft und als Aguni am Boden lag, hab ich den Jäger halt angegriffen und... erschossen." Das letzte Wort kam nur schwach und leise hervor. Kurz hatte Niragi Mitleid, doch die verflog direkt. Er liebte es Schwache runterzumachen. Normaler Weise hätte er noch weiter drauf rumgehackt, bis Minoko weintend zusammenbrechen würde, doch ihn hinderte etwas. Ihr Gesicht- nein, ihr Verhalten stoppte ihn. Sie gab einem das Gefühl, dass es noch gutes in der Welt gab und jemanden mit der gleichen Ausstrahlung war er mal begegnet.
Niragi lachte kurz auf und versuchte sie aufzumuntern. "Du hast Aguni gerettet?" Sofort sah sie ihn an. "Nein!", sagte sie und zog das Wort lang. "Er hätte es auch alleine geschafft. Die Waffe hat es nur vereinfacht."
"Respekt.", meinte Niragi grinsend. "Wo hast du gelernt mit Waffen umzugehen?" Minoko Gesicht erhellte sich. "Mit 15 hat mein Vater mir das beigebracht. Genauso wie Selbstverteidigung." Niragi nickte anerkennend. "Was hast du früher so gemacht? Hast du da auch schon die ganze Zeit eine Waffe rumgeschleppt?", fragte Minoko ihn lächelnd. Kurz verfinsterte sich sein Gesicht. Er mochte es nicht an die Vergangenheit zu denken- daran zu denken wie schwach er war. "Nein.", antwortet er deswegen noch und erzwang ein Lächeln. Minoko merkte, dass ihm das Thema unangenehm war und nickte. "Ich weiß, dass wir uns nicht so lange kennen, aber bei Problemen kannst du immer zu mir kommen.", sie lächelte ihn aufmunternd zu. Früher hatte sich Minoko eine Person zum Reden gewünscht. Da sie keine Freunde hatte und ihre Eltern meistens arbeiten waren, machte sie sich einen eigenen Zuhörer- die Sterne.
Niragi nickte leicht in Gedanken versunken. Dann sah er sie wieder an. "Was hast du hiervor gemacht? Also außer vom Training.", fragte er. Meistens vermied er die Frage, da die selbe meisten zurückkommt und er sie nicht beantworten wollte, doch da dies schon geklärt war, machte er sich keine Gedanken mehr. "Oh, ich hab Astronomie studiert.", sagte Minoko super motiviert. Das Strahlen in ihren Augen ließ Niragi innehalten. Auch das kam ihm wieder unheimlich bekannt vor.
"Von klein auf war ich von Sternen fasziniert.", Minoko redete drauf los und erklärte ihm ihre Leidenschaft, während Niragi bewundernd lächelte. Plötzlich wurde Minoko dann rot im Gesicht. "Ich hab es bis jetzt nur wenigen gesagt, aber ich rede manchmal mit ihnen."
Es war so, als würde sich bei Niragi eine tief versunkene- komplett verdrängte Erinnerung hervortun.
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Niragi- My star
FanfictionNiragi- Alice in Borderland FanFiction Minoko war von klein auf hilfsbereit und sah immer das Gute in Menschen. Sie bewunderte die Sterne und studierte später auch diese Leidenschaft. Als plötzlich niemand mehr in Tokyo zu finden war und Spiele übe...