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Jisung PoV

Ich wurde von einem ziemlich netten Jungen zu meinem Zimmer gebracht und bekam dabei alles erklärt. Sein Name war Felix und er war ziemlich sympathisch. Er wollte mir auch erst helfen, meinen Koffer zu tragen, doch ich lehnte ab.

"In welches Zimmer musst du eigentlich?", fragte er und warf dann einen Blick auf meinen Schlüssel, der an einem Anhänger die Nummer eingraviert hatte. "325? Okay, ich weiß genau wessen Zimmer das ist."

"Wessen Zimmer ist es denn?"

"Lee Minho's."

"Sagt mir nichts. Erzähl mir was über ihn."

"Er sollte eigentlich alleine wohnen, deshalb bin ich ein wenig überrascht, dass sie sich zu ihm ins Zimmer lassen."

"Wieso das?"

"Minho ist naja... Er ist... Also...", er sprach leiser. "Minho ist schwul. Deshalb haben seine Eltern ihn auch hier her geschickt."

"Ernsthaft? Deshalb lassen sie ihn alleine?"

"Das reicht für die meisten hier. Aber eigentlich ist er ziemlich nett, auch wenn er anfangs eine unangenehme Aura hat. Er und mein Zimmergenosse Jeongin sind miteinander befreundet, deshalb treffe ich ihn manchmal. Ihr kommt bestimmt gut miteinander aus, keine Sorge."

Wir kamen an meinem neuen Zimmer an und Felix schloss mir die Tür auf.

"Das hier ist dein neues Zim- Lee Minho! Zieh dir was an! Das will doch niemand sehen!", rief Felix entgeistert, als die Tür aufschwang und einen hübschen Jungen mit nur einem Handtuch um die Hüften offenbarte, der sich gerade an seinem Schrank bediente.

Wow... Einfach nur wow...

"Mach die Tür zu und ich ziehe mir was an. Nur will ich ungern das Handtuch ablegen, wenn du mir dabei zusiehst.", erwiderte er. Erst dann fiel sein Blick auf mich. Meine Wangen färben sich langsam pink, doch ich konnte meine Augen nicht von ihm abwenden. Er war wunderschön...

Du wirst gerade viel zu gay, Jisung. Reiß dich zusammen.

"Mach doch gleich ein Foto von mir, Kleiner. Hält länger.", grinste er.

Tatsächlich holte ich mein Handy hervor, machte ein Foto und steckte es wieder weg, was ihn und Felix lachen ließ.

"Und jetzt raus mit euch. Ich will mich anziehen. Danach kannst du deine Sachen gerne einräumen, Kleiner."

Felix schloss wieder die Tür, sodass Minho sich in Ruhe umziehen konnte.

"Das ist dein Mitbewohner bis Ende der Schule. Vorausgesetzt dass keiner von euch frühzeitig geht."

"Wir werden sehen.", lachte ich. Er hätte mich definitiv warnen sollen, dass dieser Minho so verdammt gut aussah.

Für einen Moment durchzuckte ein leichter Schmerz meinen Kopf. Dann blitzen kurze Bilder vor meinem inneren Auge auf. Von der Tür vor mir. Von Felix, der mich ansah und von Minho, der mir in einem grauen, bedruckten Hoodie und Jogginghose wieder die Tür öffnete und mich wieder rein bat. Ich blinzelte hektisch, was ich in solchen Momenten irgendwie immer tat. Ich wusste haargenau, was jetzt als nächstes passierte. Ich hatte diese Situation vor ein paar Monaten geträumt, doch bis eben hatte ich mich nicht an sie erinnern können. Das konnte ich nie.

Nur eine halbe Sekunde später öffnete sich die Tür und Minho bat mich mit den gleichen Worten rein, die er nur kurz zuvor in meinem Kopf zu mir gesagt hatte. Sein grauer Hoodie hatte den gleichen Aufdruck, den ich nur Sekunden zuvor vor meinem inneren Auge gesehen hatte. Ich beendete unbewusst seinen Satz, weshalb er mich verwirrt ansah.

"Tut mir leid. Das war seltsam von mir.", entschuldigte ich mich und ging ins Zimmer.

"Dann vertraue ich ihn jetzt dir an, Minho.", hörte ich Felix sagen und konnte nicht anders, als meinen Hand gegen meinen Kopf zu halten. Ich hatte höllische Kopfschmerzen. "Man sieht sich, Jisung."

"Ja, man sieht sich.", meinte ich und man konnte mir deutlich anhören, dass ich Schmerzen hatte, weshalb Felix und Minho ein paar besorgte Blicke austauschten. Ich setzte mich einfach auf das Bett, das am nächsten war, auch wenn ich nicht wusste, wessen Bett es war, und stützte meinen Kopf mit meinen Armen auf meinen Knien ab.

"Alles okay? Hast du starke Kopfschmerzen?", fragte er besorgt und setzte sich neben mich. Soviel zu der unangenehmen Aura. Er schien gar nicht so schlimm zu sein.

"Geht gleich wieder. Gib mir ein paar Minuten.", antwortete ich, schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Minho stand in der Zeit auf und holte mir eine Flasche Wasser, die er für mich öffnete und mir hin hielt.

"Wasser ist immer gut bei Kopfschmerzen. Glaub mir."

"Danke..."

Ich nahm ein paar Schlucke und nur kurze Zeit später wurde es besser. Ob es tatsächlich am Wasser lag oder auch so besser geworden wäre, konnte ich nicht genau sagen.

"Ich bin übrigens Han Jisung.", stellte ich mich vor.

"Ich bin Lee Minho."

"Ich weiß."

Er sah mich fragend an.

"Also Felix hat es mir halt gesagt, als wir hierher gegangen sind."

"Achso. Ich hab mich kurz gewundert. Soll ich dir noch auspacken helfen oder willst du das alleine machen?"

"Das schaffe ich alleine. Keine Sorge.", antwortete ich, stand auf und ging zu meinem Koffer, um diesen zu öffnen und meine Sachen auszupacken.

"Hat Felix dir noch was über mich erzählt?", fragte er neugierig und legte sich auf das Bett. Entweder war es seins oder es war ihm einfach egal, in wessen Bett er lag.

"Das du nett bist, auch wenn du anfangs eine unangenehme Aura hast, von der ich bis jetzt übrigens noch nichts gemerkt habe, dass du mit seinem Zimmergenossen befreundet bist, dass du bis jetzt alleine hier drinnen warst und dass du schwul bist.", zählte ich auf. "Aber mehr auch nicht. Er hätte mir zumindest sagen können, dass du gutaussehend bist."

Bei meinem letzten Satz lachte er leise.

"Du bist der erste, den ich hier treffe, den es echt nicht zu stören scheint, dass ich schwul bin. Die meisten machen da ein riesen Drama drum."

"Wieso sollte es mich auch stören? Bin selbst so straight wie ein Kreisverkehr.", erwiderte ich, was ihn kurz lachen ließ.

"Bist du auch deshalb hier? Um den Weg zur Vernunft wieder zu finden?", fragte er, wobei sein zweiter Satz ziemlich genervt klang.

"Nope. Meine Mutter weiß davon nichts. Sie denkt irgendein Dämon hätte mich besessen, den mir nur Gott wieder austreiben kann oder so. Nur weil ich ein paar seltsame Tagträume habe, von denen sie Wind bekommen hat."

"Oho... Etwa unanständige Tagträume?"

"Schwachsinn. Nicht sowas. Vielleicht erkläre ich es dir mal aber nicht jetzt. Welches der Betten ist meins?", fragte ich ihn mit einem kleinen Kissen in der Hand, das mir mein bester Freund Hyunjin mal geschenkt hatte. Ich musste ihm versprechen, dass ich es mitnehme, weil er unbedingt wollte, dass ich etwas hatte, was mich an ihn erinnerte, und damit ich ihn nicht vergaß. Als ob jemals jemand dieses Drama-Lama vergessen könnte.

"Das hier.", antwortete Minho und klopfte auf das Bett, in dem er lag. "Ich hab auch schon ein paar Mal drin gepennt, um zu schauen, welches bequemer ist, aber ich hoffe einfach, dass dich das nicht stört. Es sind übrigens beide gleich bequem."

Ich warf das Kissen knapp neben seinen Kopf, weshalb er sich beschwerte.

"Selbst Schuld, wenn du dich in mein Bett legst.", lachte ich und legte mich dann einfach neben ihn. Minho hatte etwas angenehm Ruhiges an sich, was toll war, denn ich konnte manchmal ein richtiger Wirbelwind sein. Ich war mir sicher, dass er hier einer meiner besten Freunde werden konnte.

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Hell told me about you || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt