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Jisung PoV

"Worauf hast du Lust, Squirrel?", fragte mich Minho, als wir aus dem Gottesdienst heraus kamen, der mich, um ehrlich zu sein, ziemlich gelangweilt hatte.

"Hm... Ich würde ja vorschlagen, dass du mir heute das Außengelände zeigst, aber das ist vermutlich heute ziemlich voll. Schließlich haben wir gutes Wetter und es sind eine Menge Leute hier, deshalb gibt es wahrscheinlich bessere Ideen."

"Wie wäre es damit, dass wir uns in den Aufenthaltsraum verziehen und einfach etwas spielen? Simpel aber es macht Spaß. Der sollte auch nicht so voll sein, denn, wie du gesagt hast, sind die meisten draußen unterwegs."

"Einverstanden. Dann spielen wir was.", meinte ich und lächelte breit.

Wir machten uns auf den Weg in den Aufenthaltsraum und suchten uns ein Spiel aus.

"Lass uns Schach spielen.", schlug Minho vor.

"Ich kann kein Schach... Ich kenne grob die Regeln, aber ich kann es nicht."

"Niemand kann Schach. Das ist das Tolle daran. Aber wenn du es nicht spielen willst, such dir etwas anderes aus."

"Lass uns ein Kartenspiel spielen. Mau-Mau oder so.", schlug ich stattdessen vor.

"Was sagst du zu Schwimmen?"

"Wir haben ein Schwimmbad?!", fragte ich überrascht. Das hätte ich nicht erwartet.

"Nicht der Sport, du Dussel. Das Kartenspiel."

"Achso..."

"Und nein wir haben kein Schwimmbad. Also was sagst du?"

"Bin ich dabei. Jetzt müssen wir nur noch ein Kartendeck finden."

Wir suchten schnell nach den Karten, die Minho in einem dieser Kartons mit allen möglichen Spielen fand. Dann spielten wir eine Weile, ehe überrascht einer der Lehrer rein kam.

"Minho? Wir suchen dich schon überall. Deine Eltern sind hier und wollen dich besuchen, aber sie haben dich nicht gesehen und dein Zimmer war auch abgeschlossen.", meinte er und sofort kippte Minho's gute Laune, weshalb ich seine Hand nahm, die auf seinem Oberschenkel lag und sie einmal aufmunternd drückte.

"Sie warten im Speisesaal auf dich.", meinte er noch und ging dann wieder.

"Soll ich mit?", fragte ich Minho vorsichtig. "Ich kann mir vorstellen, dass du nicht mit ihnen alleine sein willst."

"Ist schon okay, Sung. Das willst du dir nicht anhören. Glaub mir.", versicherte er. "Und ich will auch nicht, dass du dir das anhören musst. Nutz die Gelegenheit, um Hyunjin zu schreiben oder so."

"Wie du meinst. Dann geh ich in unser Zimmer und wenn sie dich zu sehr nerven, kommst du zu mir, ja?"

"Mach ich. Bis später, Sungie."

"Bis später, Min."

Ich ging auf unser Zimmer und rief Hyunjin an. Was anderes hatte ich sowieso nicht zu tun und Hyunjin hatte immer etwas zu erzählen. Dieses Mal war Seungmin auch noch zu Besuch, weshalb Hyunjin das Handy auf Lautsprecher stellte und ich mit meinen beiden besten Freunden telefonieren konnte. Seungmin hatte anscheinend jemanden namens Chan online kennengelernt, der hier in der Nähe wohnte und jetzt quetschte Hyunjin mich aus, ob ich ihn kannte und ober ebenfalls aufs Internat ging, während Seungmin versuchte, ihn davon abzuhalten, doch irgendwann aufgab. Der Spaß wurde jedoch unterbrochen, als Minho rein kam und laut die Tür hinter sich zu knallte.

"Ich hasse sie! Ich hasse sie so sehr!", rief er wütend und warf sich auf sein Bett. "Ich hasse das alles hier! Ich gehöre hier verdammt nochmal nicht hin!"

Mit einem "Ich melde mich wieder.", legte ich auf und ging dann zu Minho, um ihn sanft zu umarmen. Er legte sein Gesicht in meine Halsbeuge und weinte leise.

"Shhht... Ich bin bei dir, Minho.", flüsterte ich und legte eine Hand an seinen Hinterkopf, um ihm da rüber zu streicheln. "Ich bin bei dir. Wie versprochen."

"Ich will sie nie wieder sehen, Jisung. Nie wieder."

"Sie verdienen so jemand wunderbaren wie dich auch überhaupt nicht.", redete ich ihm gut zu. "Du verdienst jemanden, der dich wertschätzt und dich zum Lächeln bringt, du schöner Junge. Nicht diese beiden Biester."

"Aber warum können sie mich nicht wertschätzen? Ich bin ihr eigenes Kind..."

"Ich weiß es nicht, Minho.", antwortete ich ehrlich, woraufhin ein paar Minuten lang Stille herrschte, die er jedoch unterbrach.

"Danke, dass du für mich da bist, Jisung.", schniefte er leise.

"Immer doch. Ich werde immer da sein, wenn du mich brauchst."

"Können wir etwas essen gehen? Ich hab Hunger...", fragte er und legte sein Kinn auf meiner Schulter ab.

"Natürlich können wir das.", antwortete ich. Er weinte zwar nicht mehr, doch man konnte deutlich sehen, dass es ihm nicht gut ging.

"Willst du wieder Pizza essen?", fragte ich mit einem sanften Lächeln, woraufhin er nur nickte.

"Was sagst du zu bestellen? Ich bin zu müde, um bis in die Stadt zu laufen."

"Klingt gut. Ich bestelle uns was, ja? Ruh du dich aus.", fragte ich, woraufhin er nickte.

"Das Gleiche wie gestern?"

Wieder nickte er.

"Dann musst du mich kurz loslassen, damit ich mein Handy holen kann, Minnie."

Er ließ mich nicht los, sondern gab mir stattdessen sein entsperrtes Handy. Das funktionierte natürlich auch.

"Hey, Minho. Wie geht's dir?", begrüßte mich eine fremde Stimme.

"Hier ist nicht Minho sondern Jisung. Sein Mitbewohner."

"Achso... Ich bin Dowoon. Ich arbeite auch in der Pizzeria und hab schon so einige solcher Tage mitgemacht. Kannst du mir sagen, wie es ihm gerade geht?"

"Es geht ihm nicht besonders gut, aber ich passe auf ihn auf und bin für ihn da."

"Wenn du auf ihn aufpasst, bin ich beruhigt. Er kann ziemlich temperamentvoll werden und es ist besser, wenn ihn da jemand ausbremst."

"Ja, das ist es wohl.", meinte ich und dachte daran, wie er hier reingestürmt war.

"Ihr wollt vermutlich etwas zu essen bestellen, richtig?"

"Richtig."

Ich bestellte uns beiden unser Essen, das in einer halben Stunde hier sein würde. So hatten wir noch eine halbe Stunde Zeit, in der ich ihn mit Kuscheleinheiten regelrecht überhäufte. Das hatte er nach diesem Tag dringend nötig.

"Ich hab dich lieb, Minho.", meinte ich ein wenig schüchtern, als wir abends wieder zusammen im Bett lagen und ich mich an ihn kuschelte.

"Ich hab dich auch lieb, Squirrel."

Zufrieden lächelte ich, schloss meine Augen und versank im Land der Träume.

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Hell told me about you || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt