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Jisung PoV

"Habt ihr beiden alles?", fragte meine Mutter, als ich unsere Tasche ins Auto packte.

"Mama, es ist nur bis morgen. Da brauchen wir nicht viel. Wir haben so wenig Zeug, dass es in eine einzige Tasche passt. Schlafsachen, was Frisches zum Anziehen, Geschenke, Zahnputzzeug, Gleitgel... Alles da.", antwortete ich.

Beim letzten Punkt auf meiner Liste warf sie mir einen strafenden Blick zu.

"Das war ein Witz. Wir wissen schon, wie man sich benimmt, wenn man bei seiner Familie zu Besuch ist, keine Sorge."

"Das hoffe ich doch.", erwiderte sie und Strich mir über mein inzwischen dunkel gefärbtes Haar. "Aber in letzter Zeit überrascht du mich immer wieder. Ich hätte schließlich auch nicht erwartet, dass ich dich irgendwann aus dem Internat abholen muss, weil du mit einem Jungen geschlafen hast, der sich später als dein Freund heraus stellt und der dann bei uns einzieht."

"Touché.", meinte ich und stieg ins Auto. Da wir unterwegs noch meine Großmutter abholen würden, setzte ich mich auf den Platz in der Mitte und legte meinen Kopf auf Minho's Schulter ab. Er verschränkte meine Hand mit seiner und lehnte dann seinen Kopf an meinen.

Obwohl er bei mir war und wir uns unterhielten, kam mir die Autofahrt ewig lang vor, denn nach einer Stunde, in der wir gefühlt nur drei Mal abgebogen waren, schlief ich auf Minho's Schulter ein. Als wir eine sehr holprige Straße entlang fuhren, wachte ich jedoch wieder auf.

"Wie lange fahren wir noch?", fragte ich und konnte mir ein Gähnen nicht verkneifen. Ich merkte, dass meine Hand nicht mehr in Minho's lag und wollte seine Hand gerade wieder nehmen, als ich realisierte, dass inzwischen vermutlich meine Großmutter mit im Auto saß und Händchen halten ein wenig zu auffällig war.

"Noch eine viertel Stunde. Du hast die letzten beiden Stunden geschlafen wie ein Murmeltier.", antwortete mein Vater.

"Wie könnte ich bei so einem tollen Kissen auch nicht?", fragte ich und richtete mich wieder auf.

"Minho hat im Gegensatz zu dir kein Auge zu gemacht.", lachte meine Mutter.

"Jisung schläft aber auch generell länger als ich."

"Sag mal, Jisung... Warum hast du eigentlich deinen besten Freund mitgenommen und nicht deine Freundin?", fragte meine Großmutter.

"Meine Freun...din...?", antwortete ich verwirrt.

"Ich war auch mal jung. Ich weiß, was das an deinem Hals ist.", meinte sie siegessicher.

"Oh... Ja... Meine Freundin..."

Ich konnte hören, wie Minho neben mir ein Lachen unterdrücken musste, wofür ich ihm einen strafenden Blick zuwarf.

"Sie feiert mit ihrer Familie.", erfand ich schnell eine glaubwürdige Ausrede.

"Oh und wie kommt es dazu, dass du stattdessen mitkommst, Minho?"

"Meine familiäre Situation ist ein bisschen kompliziert, weshalb Jisung's Eltern mich netterweise aufgenommen haben. Damit ich Weihnachten nicht alleine bin, haben sie angeboten, dass ich mitkann.", erklärte er.

Den Rest der Zeit unterhielten wir uns noch und begrüßten dann im Haus meinen Familie. Wir waren als erstes da, denn meine Mutter half immer noch bei den Vorbereitungen zum Kochen mit und wir konnten uns in der Zeit die Betten herrichten.

"Harin ist schon oben und macht euch die Betten fertig.", meinte mein Onkel, als alle sich begrüßt und Minho kennen gelernt hatten. "Geht ruhig und helft ihr, ja?"

"Machen wir.", antwortete ich und führte Minho die Treppe hoch ins Gästezimmer, das einmal das Zimmer meines Cousins gewesen war und nun ein Doppelbett und ein paar Möbel beinhaltete.

"Hey, Harin.", begrüßte ich sie.

"Jisung!", begrüßte sie mich begeistert und umarmte mich, ehe sie sich mit einem kleinen Lächeln zu Minho wendete. "Und das muss der hübsche Junge von deinem Profilbild sein. Es ist mir eine Ehre."
(A/N: Ich hab das Bild an den Anfang gesetzt. Es ist nicht wirklich relevant, deshalb wollte ich es nicht in den Text einfügen)

"Lee Minho.", stellte er sich vor. "Freut mich."

"Naja, besonders erfreut siehst du noch nicht aus."

"Ja, er hat diese Aura manchmal, aber eigentlich ist er sehr warmherzig. Richtig, Lino?"

"Ich höre das öfter, also gehe ich mal davon aus, dass es stimmt."

"Er ist wie diese Badebomben, die von außen eigentlich nicht besonders interessant aussehen, aber wenn du sie ins Wasser wirfst, sehen sie cool aus."

"Ich verstehe worauf du hinaus willst, Jisu- Wieso verheimlichst du mir, dass du eine Freundin hast?"

"Maaan... Ich muss diesen blöden Knutschfleck irgendwie loswerden, bevor mich noch wer anderes drauf anspricht. Hast du was zum Schminken da?"

"Wenn du mir sagst, von wem er ist, finde ich mit Sicherheit was."

"Kannst du es für dich behalten? Ich hab Angst vor den Reaktionen..."

"Natürlich. Bei mir sind deine Geheimnisse sicher, Cousin. Auch wenn ich nicht verstehe, warum du deine Beziehung geheim halten willst. Hast du halt eine Freundin. Ist doch kein Ding."

Ich atmete einmal tief durch, drehte mich dann zu Minho, legte meine Arme um seinen Nacken und küsste ihn. Er erwiderte meinen Kuss und legte seine Hände an meine Hüften, ehe ich mich wieder aus den Kuss löste.

"Ich habe aber keine Freundin, verstehst du?", meinte ich und sah sie an. "Ich liebe Minho."

"Na komm. Wir machen Minho's Bissspur weg.", lächelte sie sanft. "Schließlich muss ich nicht noch eine Decke für euch zwei beziehen. Deine Mutter wird ausrasten, Jisung..."

"Sie weiß es schon.", antwortete ich und wir gingen in ihr Zimmer, wo sie ihre Schminke hatte. Minho folgte uns einfach. "Auch wenn es nicht ganz so lief, wie gehofft."

"Magst du mir erzählen, was passiert ist? Die Story klingt interessant."

"Du wirst mich mein Leben lang damit aufziehen, wenn ich dir das jetzt erzähle..."

"Minho, erzähl du es mir.", bettelte sie und begann meinen Knutschfleck über zu schminken.

"Meine Lippen sind versiegelt. Ansonsten wirft Jisung mich hochkant wieder raus und ich muss auf der Straße leben. Und das ist es mir definitiv nicht wert."

"Richtig, Min. Dann versetze ich dich, heirate Changbin und du siehst mich nie wieder."

"Changbin? Komm schon. Du könntest quasi jeden haben, den du willst, und du würdest Changbin nehmen? Baby, das ist echt unter deinem Niveau."

"Bleib ich halt bei dir. Ist jetzt auch nicht so viel besser, aber naja. Man soll sich ja zufrieden geben mit dem, was man hat, stimmt's?"

"Manchmal bist du echt ein Arsch, Squirrel."

"Ja, aber du liebst meinen Arsch."

"Auch wieder wahr.", antwortete Minho. "Ich geh mich mal drüben umziehen. Wenn ich in meinen bequemeren Klamotten in die Kirche gehe, jagt mich Jisung's Mutter eigenhändig in die Hölle."

"Mach das. Ich komme auch gleich und ziehe mich um.", meinte ich, woraufhin er mir noch einen kurzen Kuss gab und dann ins andere Zimmer ging, um sich umzuziehen.

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Hell told me about you || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt