[21]

632 65 69
                                    

(Weil Minho es in Chan's Room letzte Woche empfohlen hat und ich beim Schreiben irgendwie daran denken musste)

Jisung PoV

Wir stapften durch die dünne Schicht Schnee, die unter unseren Füßen knirschte, in Richtung der Kirche. Ich war noch nicht dazu gekommen, meiner Familie von mir und Minho zu erzählen, doch inzwischen hatte ich mich auch dagegen entschieden. Ich würde mit Minho so umgehen, wie ich es sonst auch tat, und wenn es jemanden störte, war es deren Problem und nicht meins. Schließlich war ich niemandem eine Erklärung schuldig. Vermutlich war dieser Entschluss aus der Grund, warum ich nun nach seiner Hand griff und unsere Finger miteinander verschränkte. Wir liefen als letztes, weshalb es sowieso niemand sah.

Vor der Kirche lösten wir unsere Hände trotzdem voneinander und suchten uns gemeinsam zwei Sitzplätze, die nebeneinander lagen, von denen es nicht mehr besonders viele gab. Doch glücklicherweise fanden wir noch Plätze recht dicht am Fenster.

"Sieht mal, Lino. So viel Schnee...", meinte ich fasziniert und starrte aus dem Fenster, wo sich inzwischen ein kleines Schneegestöber seinen Weg durch die leeren Straßen bahnte.

"Es ist schön."

"Ja, das ist es... Können wir morgen einen Schneemann bauen?"

"Natürlich können wir das, Squirrel. Wir werden den schönsten Schneemann bauen, den du je gesehen hast.", antwortete er und drückte mir einen Kuss auf die Schläfe. Ich wollte noch etwas antworten, doch dann begann der Gottesdienst und ich blieb lieber stumm. Die meiste Zeit über sah ich einfach aus dem Fenster und beobachtete den Schnee.

Nachdem was alles passiert war, war es ein komisches Gefühl, wieder in einer Kirche zu sein und ich fühlte mich ziemlich unwohl. Deshalb war ich mehr als nur erleichtert, als wir das Gebäude wieder verließen. Unter dem Vordach warteten wir auf den Rest meiner Familie.

"Baby, wo ist deine Mütze? Deine Ohren werden kalt und du bekommst Schnee in deine Haare.", meinte Minho und sah mich fürsorglich an.

"Zuhause...?", antwortete ich und erntete dafür einen strafenden Blick, der wieder zurück zu einem fürsorglichen wechselte. Dann nahm er seine ab und setzte sie mir auf.

"Wehe du verlierst sie."

"Was ist jetzt mit dir?", fragte ich ihn und wollte ihm die Mütze zurück geben.

"Ich hab die hier.", antwortete er und zog sich die Kapuze an seiner Jacke über. "Also behalt du die Mütze an."

"Mach ich. Aber wenn dir zu kalt wird, sagst du es mir, ja?"

"Einverstanden."

"Jisung, Minho, kommt ihr? Wir wollen gehen.", rief uns meine Tante, woraufhin wir zu ihr gingen und uns wieder Hand in Hand auf den Weg machten. Im Haus angekommen halfen wir noch schnell mit, den Tisch zu decken. Da wir jedoch fertig waren, bevor das Essen fertig war, setzten wir uns noch auf die Couch, wo ich mich an Minho kuschelte.

Nach und nach kam der Rest der Familie ebenfalls in den großen Raum und setzte sich an den Tisch. Gerade als wir uns ebenfalls an den Tisch setzen wollten, unterbrach uns mein Vater.

"Ihr beiden sitzt unter dem Mistelzweig, Jisung.", meinte er und erst jetzt fiel mir die Dekoration, die über der Couch angebracht worden war, auf.

"Lass die beiden doch. Wenn sie sich nicht küssen wollen, müssen sie es doch nicht.", versuchte mein Onkel uns zu retten, auch wenn wir das überhaupt nicht brauchten. "Ich hätte meinen besten Freund in dem Alter auch nicht küssen wollen."

"Schwachsinn. Ein kleiner Schmatzer hat noch niemanden umgebracht.", meinte Harin. "Und in unserem Alter ist das doch sowieso alles noch recht locker."

"Hat Jisung nicht eine Freundin?", fragte meine Großmutter verwirrt.

Während unsere Familie weiter darüber diskutierte, ob wir uns nun küssen sollten oder nicht, legte ich meine Arme um Minho's Nacken und zog ihn zu mir. Wenn mir schon jemand die Gelegenheit gab, meinen Freund zu küssen, dann würde ich sie auch nutzen. Er war jedoch derjenige, der letztendlich unsere Lippen miteinander verband und mich zärtlich küsste. Erst schien es niemand zu bemerken und sie diskutierten weiter, doch irgendwann verstummten die Stimmen und man hörte nur noch die leisen Schmatzgeräusche, die durch unseren Kuss entstanden. Allerdings störte das weder mich noch Minho, denn anstatt sich von mir zu lösen, vertiefte er den Kuss.

Erst als er mit seiner Zunge über meine Unterlippe fuhr und um Einlass bat, stoppte ich ihn.

"Nicht hier, Min.", meinte ich so leise, dass nur er es hörte, als ich mich aus dem Kuss löste, und sah ihm in seine hübschen Augen, ehe wir beide aufstanden und uns an den Tisch setzten. Ich war ein wenig rot geworden unter den ganzen Blicken.

"Eine tolle Freundschaft habt ihr beiden.", meinte meine Großmutter und lächelte uns freundlich an. "Viele beste Freunde hätten das nicht gemacht."

Minho gab mir seinen 'Meint sie das gerade ernst'-Blick und ich nickte nur.

"Oma... Minho und ich, wir... Naja... Wir sind mehr als das. Ich liebe ihn."

"Ich weiß, Jisung. Ihr seid schon Familie. Ihr liebt euch, so wie zwei Brüder sich eben lieben.", stellte sie fest, während jeder andere am Tisch gerade vermutlich genau wusste wovon ich redete.

"Nein, das meine ich nicht. Er ist mein fester Freund. Wir sind ein Paar."

"Wie süß. Gibt mir jemand bitte die Kartoffeln?"

"Es hat wirklich niemand von euch ein Problem damit?"

"Nein, wieso sollten wir?", fragte mein Onkel.

"Naja, wir sind beide Typen..."

"Jisung, es ist deine Beziehung und nicht unsere. Da hat euch auch niemand rein zu reden. Und jetzt lasst uns essen."

____________________________________

Hell told me about you || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt