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Jisung PoV

"Ich hoffe, euch beiden ist klar, dass ihr eindeutig gegen die Regeln hier verstoßen habt.", meinte unser Schulleiter streng, weshalb ich beschämt zu Boden sah.

Natürlich hatte die Putzfrau es weiter gesagt und so war es bei unserem Direktor angekommen und nun saßen wir hier am nächsten Tag in seinem Büro und mussten uns eine Moralpredigt anhören.

"Aber es war doch kein schlimmer Verstoß. Wir haben doch niemandem wehgetan.", rechtfertigte sich Minho.

"Normalerweise würde ich dir recht geben, Minho. Wenn ihr euch nur geküsst hättet, wäre das gerade noch in Ordnung gewesen, aber so verstößt es eindeutig gegen unsere Moralvorstellungen." Er seufzte. "Wir haben zwei Möglichkeiten. Entweder ihr schlaft nie wieder miteinander, während ihr hier seid, oder ihr müsst gehen..."

"Können wir das vielleicht alleine besprechen?", fragte ich, da ich das wirklich nicht vor meinem Direktor besprechen wollte.

"Natürlich. Geht ihr beiden raus und ich erkläre solange euren Eltern den Vorfall. Klopft einfach, wenn euch entschieden habt."

Minho wurde auf einen Schlag leichenblass und sah ihn geschockt an.

"Ich bin sowas von tot..."

"Ich passe auf, dass sie euch beiden nichts antun. Mach dir darum keine Gedanken, Minho. Wenn sie sich zu sehr aufregen, können wir dich auch noch länger hier behalten, bis sie sich ein wenig beruhigt haben."

Minho nickte und wir gingen raus. Stattdessen wurden unsere Eltern herein gebeten, die bereits vor dem Büro warteten.

"Sungie, ich weiß, dass diese Fernbeziehungssache nicht das optimale ist, aber ich will hier wirklich nicht mehr sein... Und ich will nicht, dass du ebenfalls Jahre mitmachen musst, in denen du so tust, als würdest du an etwas glauben, an das du nicht glaubst, weil es einfach nicht richtig ist, sich zu verstellen. Aber ich weiß, dass du hier auch noch andere Freunde gefunden hast und ich will dir das nicht kaputt machen. Ich kann dich ja auch nicht zwingen, hier weg zu gehen und-"

Ich unterbrach ihn einfach mit einem Kuss.

"Minnie, du musst mich auch reden lassen.", meinte ich und lächelte ihn sanft an. "Ich denke genau wie du. Wir sind einfach nicht für diesen Ort gemacht und deshalb sollten wir gehen."

"Dann machen wir das.", antwortete er und lächelte ebenfalls. "Lass dich umarmen, Squirrel."

"Ich lasse mich auch küssen.", erwiderte ich, als er mich in seine Arme schloss. Daraufhin legte er seine Lippen auf meine und küsste mich liebevoll. Augenblicklich erwiderte ich seinen Kuss und legte meine Hände in seinen Nacken, während seine an meiner Hüfte lagen.

Er löste sich wieder aus dem Kuss und lehnte seine Stirn gegen meine, wobei jeder seiner Atemzüge meine Lippen streifte, auf denen sich ein Lächeln gebildet hatte.

"Ich liebe dich, Minho. Egal was da drin gleich passiert.", sagte ich zu ihm und stupste seine Nase mit meiner an.

"Ich liebe dich auch, Jisung. Wir schaffen das. Keine Sorge. Niemand stellt sich zwischen mich und mein Baby..."

Die Art, auf die er das sagte, jagte einen angenehmen, warmen Schauer meinen Rücken runter.

"Minho? Jisung? Tut mir leid, dass ich euren kleinen Moment zerstören muss, aber wir würden gerne mit euch reden und hören, was ihr zu sagen habt.", meinte der Direktor und bat uns somit wieder rein. Ich konnte genau sehen, wie Minho versuchte, sich nicht von den Blicken seiner Eltern einschüchtern zu lassen. Er richtete sich in seinem Stuhl auf und verschränkte seine Arme, während ich meine Hand auf seinen Oberschenkel legte. Zwar wirkte er gerade so, als wäre er absolut Herr der Lage, doch ich wusste, dass er meine seelische Unterstützung gut gebrauchen konnte.

"Ich würde gerne als erstes hören, wie Minho und Jisung fortfahren wollen."

"Wir würden gerne gehen.", antwortete ich. "Das hier ist einfach nicht der richtige Ort für uns. Egal ob als Paar oder nicht. Wir passen hier nicht hin."

"Okay und wie wäre das für Sie?"

"Wenn Jisung sich hier nicht wohl fühlt, dann nehmen wir ihn wieder mit nach Hause. Das ist für mich überhaupt keine Frage. Oder wie siehst du das, Schatz?", fragte mein Vater und ich war ihm wirklich dankbar für sein Verständnis.

"Natürlich ist es schade, dass er sich hier nicht wohl fühlt, aber ich denke auch, dass es das beste ist, wenn er wieder mit uns mitkommt."

"Minho bleibt. Bis er wieder normal ist.", sagte Minho's Vater.

Ich konnte spüren, wie Minho sich neben mir anspannte. Er würde jeden Moment an die Decke gehen. Das wusste ich genau.

"Richtig. Dabei dachten wir, er hätte sich in den letzten Jahren gebessert..."

Das war der Moment in dem Minho ausrastete. Es war, als ob jemand einen Schalter bei ihm umgelegt hätte. Mit einem Satz war er aufgesprungen, wobei sein Stuhl nach hinten gefallen war und ein lautes Geräusch von sich gab.

"Ich werde nicht hier bleiben! Das könnt ihr komplett vergessen! DREI FUCKING JAHRE BIN ICH SCHON HIER UND DAS EINZIG GUTE, WAS MIR BISHER HIER PASSIERT IST, IST, DASS ICH JISUNG KENNENGELERNT HABE! AUßERDEM KÖNNT IHR MIR EINEN SCHEIß! ICH BIN 18! WENN ICH DIE SCHULE WECHSELN WILL, DANN MACHE ICH DAS! Oh wartet... Ihr habt ja vergessen, dass ich Geburtstag hatte. SO WIE JEDES VERDAMMTE JAHR! ICH HAB DAS SO SATT! ICH HABE EUCH SO SATT! IHR SEID VIELLEICHT MEINE ELTERN, ABER IHR HABT MIR NICHTS VORZUSCHREIBEN!
ICH DARF GLAUBEN, WAS ICH WILL!
ICH DARF MACHEN, WAS ICH WILL!
ICH DARF VÖGELN, WEN ICH WILL, UND ICH DARF VERDAMMT NOCH MAL LIEBEN, WEN ICH WILL! UND DAS IST NUNMAL JISUNG! ALSO KOMMT DAMIT KLAR ODER FICKT EUCH!"

Nach dem letzten Satz ging er wütend aus dem Raum und knallte die Tür zu.

"Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Minho hat recht. Wenn er das will, kann er selbstständig die Schule wechseln. Er ist volljährig und kann seine eigenen Entscheidungen treffen. Und wenn es seine Entscheidung ist, mit Jisung zusammen zu bleiben und die Schule zu wechseln, sollten Sie das akzeptieren. Achso, Jisung, du kannst ruhig gehen und dich um ihn kümmern. Minho könnte eine liebevolle, unterstützende Hand gerade sicher gut gebrauchen. Den Schulwechsel muss ich sowieso nur mit deinen Eltern besprechen. Da musst du nicht zwingend dabei sein."

Ich nickte und ging in unser Zimmer. Es war zwar auch mein Zimmer, doch bevor ich die Tür öffnete, klopfte ich, um mich anzukündigen. Ich fand Minho auf seinem Bett sitzend. Er hatte sich an die Wand gelehnt und umarmte sein Kissen, während er leise in dieses schluchzte.

"Minho...? Darf ich zu dir kommen?"

Er sah auf und richtete seine glasigen Augen auf mich, ehe er langsam nickte. Ich ging zu ihm, setzte mich auf seinen Schoß und legte das Kissen beiseite, weshalb er sich stattdessen an mich kuschelte. Seine Tränen durchnässten mein Shirt, doch das war mir relativ egal. Ich wollte einfach nur für Minho da sein. So hielt ich ihn in meinen Armen, tröstete ihn und sprach ihm gut zu, bis es ihm wieder ein wenig besser ging. Und ich würde es jedem Tag wieder machen.

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Hell told me about you || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt