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Jisung PoV

Minho und ich hatten inzwischen aufgegessen und nun waren wir in einem Kleidergeschäft, um ihm einen neuen Hoodie und mir ein paar mehr Hemden zu besorgen. Er war dabei sich einen Hoodie auszusuchen, während ich die Hemden anprobierte, die ich gefunden hatte.

"Jisung? In welcher Umkleide bist du?", hörte ich Minho's Stimme direkt vor dem Vorhang meiner Umkleide. Ich streckte meinen Arm raus und piekte ihm in die Seite, ehe ich meinen Arm grinsend zurück zog. Doch das Grinsen verschwand, als er auf einmal den Vorhang zu meiner Umkleide wegzog und mich mit einem stechenden Blick ansah.

Automatisch machte ich mich kleiner und versuchte gleichzeitig das Hemd zu zu halten, dass ich noch nicht zugeknöpft hatte und das somit perfekten Ausblick auf meinen Oberkörper lieferte. Auch wenn ich definitiv keinen schlechten Körper hatte, war es mir unangenehm, dass Minho mich so sah. Von den Leuten, die hier jeden Moment vorbei kommen könnten, mal ganz abgesehen.

"Bist du bescheuert? Mach den Vorhang wieder zu, du Spinner.", fuhr ich ihn an.

"Shit. Tut mir leid, Ji.", meinte er und machte den Vorhang wieder zu. "Ich wollte dir nur deine Jacke wiedergeben."

"Schon okay.", seufzte ich und knöpfte mir mein Hemd zu, ehe ich den Vorhang wieder öffnete. "Wie sehe ich aus?"

"Du siehst hübsch aus. Aber das siehst du vermutlich in allem.", antwortete er und ich konnte genau sehen, dass er es ehrlich meinte.

"So ein Ding hatte ich seit meiner Konfirmation nicht mehr an.", lachte ich. "Und selbst da, kam ich mir affig vor. Aber: Ich hab es trotzdem gemacht."

"Ich wette, du sahst toll aus. Klein Jisung in Anzug und mit Krawatte.", lächelte er. "Na los. Geh bezahlen und dann spendiere ich dir ein Eis."

"Wir haben Mitte Oktober und du willst Eis essen?"

"Gerade deshalb gehen wir Eis essen. Bevor es Dezember wird und die Eisdielen zu haben.", erwiderte er und ich ging wieder in die Umkleide, um mich umzuziehen.

"Zeigst du mir dann im Dezember, wo ich guten Käsekuchen herbekommen kann?"

"Wenn du das Zeug magst. Natürlich."

"Mögen?! Ich lebe für Käsekuchen. Das ist die Liebe meines Lebens."

"Es ist nur Kuchen, Sung. Übertreib nicht.", grummelte er.

"Wow, wir kennen uns seit gestern und du bist schon neidisch auf meinen Lieblingskuchen.", lachte ich, wobei er mit einstimmte. "Du bist mir verfallen. Gib es zu."

"Um mich zu verführen, musst du dir schon mehr Mühe geben.", erwiderte er und ich kam mit Hemden bewaffnet wieder aus der Umkleide.

Ich nahm einige in meiner tatsächlichen Größe und drei, die mir eine Nummer zu groß waren, aber trotzdem recht angenehm zu tragen waren.

"Wollen wir uns gleich hinsetzen oder unterwegs essen?", fragte Minho, als wir uns auf den Weg zur Eisdiele machten, die, wie er meinte, nur ein paar Straßen weiter war und quasi von den Schülern im Internat lebte.

"Hinsetzen. Ich hab keine Lust, meine Sachen und das Eis zu tragen.", antwortete ich.

"Soll ich deine Tasche tragen?", bot er an, doch ich lehnte ab.

"Brauchst du nicht. Sie ist nicht wirklich schwer."

"Wie du meinst. Wenn du dich umentscheidest, sag es mir einfach."

"Mach ich. Ist das da drüben die Eisdiele?", fragte ich und nickte in Richtung einer Eisdiele, die nur ein Stück weit die Straße runter zu sehen war.

"Ja, genau das ist sie."

Wir bestellten unser Eis, unterhielten uns viel und machten uns dann wieder auf den Weg zurück zum Internat, wo ich meine Hemden einsortierte, während Minho es sich mal wieder auf meinem Bett bequem gemacht hatte.

"Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gedacht, dass du kein eigenes Bett hast.", scherzte ich und legte mich dann neben ihn.

"Ich bin ab sofort dein lebendiges Kuscheltier, also gehöre ich offensichtlich auch in dein Bett."

"Du bist mein Kuscheltier?"

Minho nickte, weshalb ich meinen Arm um ihn legte und meinen Kopf auf seiner Brust ablegte. Er legte ebenfalls einen Arm um mich und ich kuschelte mich zufrieden an ihn ran.

"Ich hab ein bequemes Kuscheltier.", stellte ich fest, weshalb er leise lachte.

"Warum erzählst du deinem Kuscheltier nicht ein bisschen was über dich?"

"Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich bin Jisung, aber das weißt du ja schon. Ich bin 17 Jahre alt und bin Einzelkind. Meine Mutter ist streng christlich oder versucht zumindest es zu sein, während ich eigentlich nicht gläubig bin. Mein Vater ist zwar christlich, aber hält den Glauben nicht so hoch wie sie und meint, dass ich meinen eigenen Weg finden sollte. Trotzdem haben sie sich dazu entschieden, mich hierhin zu schicken und deshalb liege ich jetzt hier mit dir."

"Wenn dein Vater gesagt hat, dass es egal ist, ob du der Religion folgst, warum hast du dich dann konfirmieren lassen?"

"Ich wollte meine Mutter nicht enttäuschen. Ihr ist das sehr wichtig und wenn es sie beruhigt, ist es doch gut. Außerdem dachte ich, vielleicht werde ich irgendwann mal so ein richtig cooler Patenonkel. Nicht einer dieser Spießer. Und was ist mit dir?"

"Ich bin auch Einzelkind, bin noch 17 aber hab in zwei Wochen Geburtstag. Meine Eltern haben Religion immer als einen großen Teil ihres Lebens angesehen, weshalb ich mit dem Gedanken aufgewachsen bin, dass ich in der Religion bleiben muss, die meine Eltern sich rausgesucht haben. Ich hab das einfach mitgemacht, aber als ich meinen Vater dann gefragt habe, ob es normal ist, dass ich lieber einen Jungen heiraten würde als ein Mädchen, ist er völlig ausgerastet."

Minho's Stimme wurde leiser und es schien so, als würde er sich gerade an das zurück erinnern, was passiert war.

"Du musst mir das nicht erzählen, wenn du nicht darüber reden willst...", meinte ich, doch er erzählte weiter.

"Er hat mich angeschrien, wie ich es wagen könnte, auch nur an sowas zu denken. Ich wäre ekelhaft und sollte erst wieder mit ihm reden, wenn ich mir das aus dem Kopf geschlagen hätte. Das wäre gegen die Bibel und dass Gott mich nun auf ewig dafür hassen würde. Natürlich hat meine Mutter es gehört. Sie hat versucht ihn zu beruhigen, während ich nur geweint hatte. Später am Abend sind sie zu mir gekommen und haben mir gesagt, dass sie mich hierhin schicken würden, bis ich wieder auf dem Pfad wanderte, den sie für mich haben wollten. Ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Zu dem Zeitpunkt war ich gerade erst 15 geworden und hatte das Gefühl, dass sie mich abschieben wollten, nur weil ich gerade herausgefunden hatte, dass ich auf Jungen stehe. Ich war so unfassbar verletzt davon... Es tut immer noch weh, Jisung. Und ich hasse es, dass mich hier ebenfalls niemand so akzeptiert, wie ich bin. Selbst bei Jeongin hab ich da irgendwie Angst."

"Es tut mir so leid, dass du da durch musstest, Minho... Jetzt bin ich für dich da und ich werde dir zuhören und dich verstehen, egal was kommt. Du bist nicht alleine."

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Hell told me about you || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt