Louis pov.
Ich schmiss die Briefe auf meine Kommode und lies mich rückwärts aufs Bett fallen. Oh man Harry. Natürlich fiel mir sein geschockter Blick auf. Er hatte nicht erwartet mich zu sehen. Dabei wohnte ich doch auch in dieser Wohnung. Ich versuchte so gut wie möglich, nicht durchblicken zu lassen, wie angespannt ich war. Normalerweise bin ich kein Mensch, der seine Gefühle versteckt. Es war mir immer scheiß egal, was die Person gegenüber, von mir hält. Wenn den Leuten meine Meinungen oder meine Blicke nicht passten, war das doch nicht mein Problem. Aber bei Harry und unter diesen Umständen war das was anderes.
Mein Rücken tat von letzter Nacht weh. Vielleicht war's doch nicht die beste Idee im Auto zu schlafen, aber ich hatte ja nicht wirklich eine Wahl. Selbst jetzt ignorierte ich Harry so gut wie möglich. Ich war einfach schon immer absolut schlecht darin über Gefühle zu reden. Ich konnte also jedem die Meinung an den Kopf geigen aber wenn's um Gefühle ging, war ich die absolute Niete. Und was für Gefühle überhaupt? Ich verdrehte seufzend die Augen. Da ist rein gar nichts für Harry.
Ich stand auf und bewegte mich ins Bad. Wie gut, dass jeder von uns sein eigenes hatte, so musste ich nicht mein Zimmer verlassen, um Harry nochmal zu sehen. Ich zog meine Klamotten aus und warf sie achtlos in die Ecke. Zimmer aufräumen musst du auch mal wieder. Genervt von meinen Gedanken, stieg ich in die Dusche und ließ das Wasser auf mich niederprasseln. Wieso bist du so beschissen zu ihm? Meine Stirn legte ich auf die kalten Fliesen ab. Ich wollte beim besten Willen nicht anerkennen, was da zwischen ihm und mir passiert war. Es ging einfach nicht in mein Hirn rein. Natürlich war ich seitdem scheiße zu ihm und irgendwo tat mir das auch leid, aber ich konnte den Kuss doch nicht einfach akzeptieren. Das würde bedeuten, ich wäre nicht hetero. Und das bin ich.
„Ich bin hetero", hauchte ich leise gegen die Fliesen.
Nach dem Duschen trocknete ich mich ab und wickelte mir ein Handtuch um die Hüfte. Gerade als ich das Bad verlies, öffnete sich schlagartig meine Zimmertür. Harry stockte. Er schaute mich mit einem erschrockenen Blick an. Mein Körper spannte sich unverzüglich an, als seine Augen nur für einen Augenblick über meinen Oberkörper flogen und wieder zurück. Die Luft im Raum verschwand abrupt. „Lou t- tut mir leid, i- ich hatte geklopft", stotterte er mit etwas zittriger Stimme. Ich drehte mich rasch um und lief zum Kleiderschrank. „Hab' ich nicht gehört." Ich wollte, dass es flach klingt aber meine Stimme gehorchte mir nicht. Verdammt Harry. Es war doch sonst kein Problem vor dem anderen halbnackt rumzulaufen. „Tut mir leid", wiederholte er sich. „Ich geh wieder." Ich starrte meiner Kleidung entgegen und bekam kein Wort raus. Schon hörte ich meine Zimmertür zufallen.
Meine Augen schlossen sich und ich atmete tief durch. Ich hasste, wie es zwischen uns war. Wieso konnten wir den Kuss nicht einfach vergessen. Weil du dabei was gefühlt hast. Ganz bestimmt nicht. In meinem inneren Monolog schrie ich mich fast an. Es zerrte an meinen Kräften. Aber das Einzige was in meinem Kopf übrigblieb, war, dass ich Harry mit meinem Verhalten verletzte. Ich konnte es sehen in seinen Augen. Vorhin und jetzt auch und es tat mir wirklich leid. Ich zog ein Pulli aus dem Schrank, schnappte mir eine Boxershorts und meine Jogginghose und zog mich an. Noch einmal atmete ich tief ein und wieder aus. Die Spannung legte sich nur langsam, aber ich fühlte mich bereit zu ihm zu gehen.
Da Harry nicht in der Küche war, was ich aus unserem Flur sehen konnte, lief ich zu seiner Tür. Kurz davor blieb ich stehen. Was soll ich bloß sagen? Ich schaute an die Decke. Erstmal entschuldigst du dich. Nickte ich vor mich hin. Die Spannung stieg sofort wieder an. Ich war furchtbar nervös, dass erklärte auch meine schwitzenden Hände. Wir hatten seit zwei Tagen kaum ein Wort gewechselt und das Ereignis eben, machte die Situation nicht gerade besser.
Ich klopfte. Nichts. Ich klopfte erneut. „Ja", kam es leise aus Harrys Zimmer. Vorsichtig betrat ich den Raum und blieb sofort stehen. Harry saß auf dem Bett, seine langen Haare vergrub er in seinen Händen und seine Augen waren geschlossen. „Harry?..", fragte ich zögerlich. Er schaute zu mir auf. Sofort überkam mich ein kalter Schauer. Seine Wangen waren mit Tränen übersäht und seine Augen waren gerötet. Das konnte ich nicht mit ansehen. Er weint wegen dir du Arschloch. Mein Atem wurde schwer und ich versuchte mich innerlich zu beruhigen. Ok reiß dich zusammen verdammt.
„Weinst du wegen mir?" Natürlich wegen dir du Idiot wegen wem denn sonst? Harry schaute mich immer noch an. Dann wischte er sich mit dem Ärmel über's Gesicht. „Wegen dem allem", antwortete er knapp aber mit gebrochener Stimme. Mein Herz machte einen Satz. Er klang so verletzt. „Es tut mir so Leid." - „Das alles", fügte ich noch schnell hinzu.
Erst jetzt fiel mein Blick auf seine Hand. Sie war blau und angeschwollen. Er bemerkte meinen Ausdruck. „Das war vorgestern" - „Wieso Haz?" - „Ich weiß nicht."
Einen Augenblick sagten wir beide nichts und schauten uns nur an. Diese Stille war erdrückend. „Sorry, ich wollte nicht in dein Zimmer platzen", fuhr er dann fort. „Ich weiß", entgegnete ich ihm. Wieder war es still zwischen uns.
„Darf ich mich setzen?" Ich zeigte auf die freie Stelle neben ihm. Er nickte kurz.
„Hör mal Harry..", fing ich zögerlich an. „Ich weiß wir haben nicht viel geredet die letzten Tage. Ich bin dir aus dem Weg gegangen weil.." Ich schluckte. Weil der Kuss perfekt war und es kein Mensch bislang geschafft hat, mich so fühlen zu lassen wie du. Bullshit.
„Weil.." Jetzt schaute er mich mit einem hoffnungsvollen Blick an. „Ich wusste einfach nicht was ich machen sollte nach dem Kuss.", platze es aus mir heraus. Wieder umhüllte Stille die Spannung zwischen uns. Seine Augen glänzten noch von den Tränen.
„Lou ich.. es tut mir leid, dass ich dich einfach so geküsste habe. Ich weiß nicht was in mich gefahren ist. Das war so nicht geplant." Erleichtert atmete ich auf. Er will das alles also auch nicht.
„Ich würde das gern vergessen, wenn das für dich in Ordnung ist." Ich schaute ihn mit einem erwartungsvollen Blick an und hoffte er würde dem zustimmen. Das würde unsere Lage um einiges entspannter machen. Er schien über seine Antwort nachzudenken. „Ja.. wenn.. du das willst." Das klingt jetzt nicht sehr überzeugend.
„Harry ich steh nicht auf Männer!"
„Ich doch auch nicht!", erwiderte er direkt mit einem lauten Ton.„Gut", antwortete ich trocken.
„Dann ist alles wieder gut zwischen uns?", fragte ich zögerlich. „Ja ist es. Ich geh' jetzt kurz duschen." Er stand auf und griff sich das Handtuch, welches auf dem Stuhl hing.
„Harry deine Hand.. warst du damit beim Arzt?" „Noch nicht." Wieder Stille. „Ich geh später vielleicht." - „Nicht vielleicht."
Ich stand auf, lief zu ihm und griff vorsichtig nach seiner Hand. Perplex schaute er mich an, aber das war mir egal. Die Schwellung war enorm, selbst nach fast zwei Tagen. Ich fuhr mit dem Daumen leicht über seine verfärbte Haut. Das ist meine Schuld. „Es tut mir wirklich leid." - „Das wird schon", schluckte Harry und löste meinen Griff von seiner Hand. Er ging ins Bad und schloss die Tür hinter sich.
Ich schaute ihm noch eine Weile hinterher aber beschloss dann zurück in mein Zimmer zu gehen.
Einfach ignorieren Lou. Das Gefühl, Harrys Hand in deiner. Einfach ignorieren.
[ Kapitel 7 ist fast fertig! Ich schätze es kommt morgen online. 😊 ]
Wie fandet ihr Harrys Zustimmung? Irgendwas stimmt da doch nicht? 🤨
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It's ok to be with you | - Larry -
Fanfiction-PAUSIERT AUF UNBESTIMMTE ZEIT- Angespannt biss ich mir auf der Unterlippe rum und atmete flach. So gut es eben ging. Wo war mein Selbstbewusstsein geblieben? Harrys Blick wanderte zu meinen Lippen, verharrte da kurz, nur um einem Augenblick später...