Kapitel 39

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Louis pov.

Wir fuhren fast eine Stunde, raus aus der Stadt. Immer wieder fragte ich Harry, wohin wir gingen, aber bekam keine gescheite Antwort. Nicht mal ein Hinweis. Also gab ich's seufzend auf und ließ mich in den Sitz sinken. Harrys Hand ruhte fast die gesamte Fahrt auf meinem Oberschenkel, woran ich mich definitiv gewöhnen könnte.

Nach einer Weile erkannte ich die Straßen wieder. Das Schild von Chelmsford kam uns entgegen und ich wurde skeptisch. Was wollen wir hier? Ich mein ja, es war nett wieder in der Heimat zu sein. Aber ich dachte wir gingen auf ein Date und nicht zu unseren Eltern.

Harry sah mir mein Stirnrunzeln direkt an. „Ich weiß was du denkst, aber lass dich überraschen. Wir sind gleich da."

„No shit, ich weiß auch, wo wir wohnen." Harry grinste nur hämisch vor sich hin. Verstehen muss man das nicht, oder?

Er fuhr die Hauptstraße entlang, bog in eine Seitenstraße ein, dann in noch eine. Tatsächlich hatte sich hier nicht allzu viel verändert. Immer noch die gleichen, mehr oder weniger, noblen Einfamilienhäuser mit ihren Gärten und Nachbarn die sich über die Straße hinweg unterhielten. Einige Gesichter konnte ich schon mal Leben lang nicht leiden. Die Leute hier setzten alle eine Maske auf und taten auf glückliche Familie, aber nichts schien so wie es war. Auch ein Grund, wieso Harry und Ich die Stadt verlassen wollten. Zu viel Fake-Getue.

Zu meiner Überraschung fuhr er an unseren Häuser vorbei. Ich zog stutzig die Augenbrauen zusammen. „Hast du vergessen, wo wir wohnen?" - „Du bist so anstrengend Louis." - „Danke", erwiderte ich mit meinem besten Lächeln. Er verdrehte nur schmunzelnd die Augen.

Wir bogen in zwei weitere Straßen ein, direkt in Richtung eines abgelegenen Waldes.

Und dann dämmerte es mir endlich, aber ich blieb still. Stattdessen stieg die Aufregung und mein Herz fing an gegen meine Brust zu klopfen. Ich presste meine Lippen zusammen. Es war jetzt klar, wo er hinwollte.

Harry parkte das Auto im Wald und wir stiegen aus. Er lief zum Kofferraum, öffnete ihn und holte zwei Decken, einen Korb und die Laternen, die sonst in seinem Zimmer standen, heraus. Ich nahm ihm etwas ab. „Wann hast du das alles eingeräumt?", fragte ich verwirrt. „Du warst den ganzen Tag in deinem Zimmer, ich hatte ziemlich viel Zeit. Logisch, oder?" - „Eh ja, schon." Von meiner schnippischen Art blieb kaum was übrig. Mir war sehr wohl bewusst, dass das hier gut durchdacht war, ich hatte nur nicht damit gerechnet.

Wir liefen einen schmalen Pfad entlang. Den Pfad, den ich selbst mit geschlossenen Augen laufen konnte. Genau wie Harry. Mit jeder Sekunde wurde mir seine Handlung mehr bewusst. Wieso er genau diesen Ort für unser erstes Date wählte.

Dieser Platz. Es war unser Platz.

Als wir an der kleinen abgelegenen Stelle am See ankamen, breitete Harry die Decke am Ufer aus. Er stellte die Laternen hin, zündete sie an, während ich wie aus Reflex schon mal Holz suchte. Harry schmunzelte, als ich zwei Minuten später vollgepackt zurückkam. Wir brauchten keine Worte. So gut wie jedes Mal, wenn wir hier waren, haben wir ein Lagerfeuer gemacht.

Ich setzte mich auf die Decke, schaute Harry dabei zu, wie er das Feuer anzündete. Es war Abend. Die Sonne dämmerte und hinterließ ein warmes Farbenspiel aus Gelb, Orange und Rot am Himmel. Das Wasser spiegelte den Himmel und war völlig ruhig, nur eine Gruppe von Enten auf dem See durchbrach die Harmonie durch leichte Wellen. Der ganze Ort lag in einer angenehmen Stillen, keine Menschen weit und breit, nur wir. Wie sehr mir das fehlte. In der Stadt war es ständig laut, selbst auf unserer Terrasse konnte man den Trubel und die weit entfernten Sirenen der Streifenwagen hören. Hier gab es nur die Natur und das Knistern des beginnenden Feuers. Die gesamte Atmosphäre, zusammen mit den Kerzen, war unbeschreiblich.

It's ok to be with you | - Larry -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt