Kapitel 7

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Harrys pov.

Die nächsten zwei Tage verbrachten Louis und ich damit alle Kartons auszupacken und die Inhalte sorgfältig überall in der Wohnung zu verstauen. Wir schafften es sogar mehrere Schränke aufzubauen und die Couch zusammen zu setzen. Wir hatten am Sonntagabend nach dem Vorfall in meinem Zimmer nicht mehr darüber gesprochen und das war mir eigentlich auch ganz recht so. Ich weinte vor ihm und das alles war mehr als unangenehm. Natürlich akzeptierte ich seinen Vorschlag, es zu vergessen. Was hätte ich denn auch anderes tun sollen? Die Freundschaft war mir wichtiger als diese verwirrenden Gedanken und Gefühle (???) in meinem Kopf. Ich wollte nicht riskieren ihn zu verlieren wegen einem Kuss. So ein Schwachsinn. Als hätte er mir die Freundschaft gekündigt, nur wegen diesem einem Vorfall. Aber sicher war ich mir dann doch nicht also beschloss ich damit abzuschließen und jeden Gedanken an ihn zu Vergraben. Tief, in irgendeinem Loch und weit weg von meinem Herzen.

Anfangs war die Stimmung etwas angespannt aber je mehr Zeit wir zusammen, unweigerlich wohl gemerkt, verbrachten, wurde sie etwas lockerer. Die ganze Zeit über, versuchte ich mich so gut wie möglich zusammen zu reißen. Und meines Erachtens, gelang es ganz passabel. 

Am Dienstagabend saßen wir dann schlussendlich auf unserer aufgebauten Couch und auch der Fernseher stand und war angeschlossen.

„Sollen wir Pizza bestellen?", fragte mich Louis, während er zwei Gläser aus dem Küchenregal kramte. „Da fragst du noch?", erwiderte ich ihm mit einem Lachen. Wir hatten den ganzen Tag nichts gegessen, zu sehr wollten wir alles vor Mittwoch erledigt haben. Louis verlängerte zwar noch letzte Woche seinen Urlaub bis Freitag, weil er Sorge hatte, wir würden nicht fertig werden, bevor ich Mittwoch wieder arbeiten musste. Aber im Endeffekt war das mehr als unnötig. Immerhin hätten wir ja auch zur Not die restlichen paar Kartons abends einräumen können.

„Was willst du trinken?", hörte ich ihn aus der Küche rufen. „Ehm.. Bier?" - „Klar, was aus sonst", hörte ich ihn auflachen. Er räumte die Gläser wieder in den Schrank und ich fing an zu lachen. Wir waren beide ja nicht wirklich groß, aber Lou übertraf einfach alles. Er brauchte einen Hocker, um an das Regal zu kommen. Bei diesem Anblick nicht zu grinsen, war praktisch unmöglich. „Sag mal, soll ich dir eigentlich helfen?", rief ich grinsend von der Couch. „Hör auf so dämlich zu Lachen und ruf lieber mal bei der Pizzeria an." Seine Stimme klang mehr gespielt als angepisst, was mich nur noch mehr zu Grinsen brachte.

Ich griff nach meinem Handy. Da wir hier erst seit paar Tagen wohnten, musste ich erstmal Google nach einer passenden Pizzeria durchforschen. „Hier die scheint gut zu sein, Bella Italia, hat 4,5 Sterne laut Google.", sagte ich, während er mir das Bier in die Hand drückte. „Mir egal, bestell' einfach irgendwo sonst sterbe ich hier gleich vor Hunger und du musst dann meine Leiche entsorgen.", erwiderte er mit einem Lachen auf den Lippen. „Oh ich bitte die Lou, ich würde dich einfach hier liegen lassen.", antworte ich ihm. „Dann wärst du der erste, den sie verhaften würden." - „Mit welchen Beweisen? Ich bin doch nicht schuld daran, dass du unfähig bist zum Kühlschrank zu laufen und dir Essen zu holen.", stolz lachte ich. Das war frech für meine Verhältnisse. Einen Augenblick schaute er das Etikett der Bierflasche an. „Du bist ein Arschloch Haz", sagte er schließlich ruhig mit einem listigen Lächeln. „Das sagt der Richtige!", antwortete ihm empört.

„Bestell jetzt du Pfeife!" forderte er mich lachend auf. „Ist ja gut, ich mach ja schon. Wie immer, schätze ich?" Mein Blick traf sein Gesicht. „Yes", erwiderte er knapp und ich bestellte schnell zwei Pizzen. Keine Ahnung, welcher Mensch sich auf dieser Welt gedacht hat, Obst, würde gut auf eine Pizza passen. Wahrscheinlich fehlte demjenigen jeglicher Verstand zu dem Zeitpunkt, anders konnte ich mir diesen Irrtum nicht erklären. Aber Lou liebte „Pizza Hawaii", egal wie oft ich ihn versuchte zu überzeugen, dass das doch keinesfalls schmecken konnte.

Lou holte uns paar Snacks und schmiss sich zurück auf die Couch. Wir schauten schon eine Weile einen Action Film, als ich bemerkte, dass seine Finger am Etikett pulten. Er sah konzentriert auf den Fernseher und nahm meinen Blick nicht wahr. Also beobachtete ich seine Hände eine Zeitlang.

Das Blut durchströmte seine Venen. Sie waren sehr deutlich auf seinem Handrücken zu erkennen. Man konnte meinen, er hätte Sport getrieben, so sehr stachen sie aus seiner weichen Haut hervor. Seine markanten Finger spielten mit dem Etikett und zeichneten leicht die Umrisse seiner Gelenkknochen ab. Das Zahlen 28 schmückten seinen Ring- und Mittelfinger und irgendwie fiel mir jetzt erst auf, wie unglaublich attraktiv es seine Hand machte. Sie wirkte irgendwie geheimnisvoll, da keiner wusste was die Zahlen bedeuteten, auch ich nicht. Er erzählte es mir nie, trotz dass ich bestimmt tausendmal nachgefragt hatte. Er gab immer eine Ausrede oder er ignorierte die Frage mit voller Absicht. Irgendwann gab ich auf. Aber vielleicht versuchte ich es demnächst wieder, beschloss ich.

Seine Hände waren schön, sehr gepflegt und irgendwie unglaublich attraktiv und heiß??? Mit einem Mal waren sie wieder da, die ungewollten Gedanken, die ich die letzten Tage versuchte zu verdrängen. Seit wann finde ich denn Hände attraktiv?! Ich seufze kaum merklich und spürte wie mir langsam die Wärme ins Gesicht stieß. Es konnte doch nicht sein, dass allein seine Hände, so ein Chaos an Gefühlen in mir drin verursachten. Gut, vielleicht dachte ich auch kurz daran, wie sich seine Hand auf meiner Haut anfühlte. Jede Berührung verursachte ein Feuer an Ort und Stelle und ein Kribbeln in meiner Leistengegend. Mir wurde warm. Viel zu warm. Meine Atmung wurde ungewollt flacher und ich versuchte mein Herz zu beruhigen. Doch immer wieder schossen mir die Bilder durch den Kopf. Seine Hand an meiner Hüfte, seine Lippen auf meinen. Sein verlandender Blick. Gott, das muss aufhören.

„Haz?" Lou neigte sein Kopf und schaute zu mir auf. Er zog mich direkt aus den Gedanken und ich war bestimmt rot angelaufen im Gesicht. „Sorry, was hast du gesagt?", antwortete ich ihm so flach wie möglich und hoffte, dass er meinen steigenden Puls nicht wahrnahm. „Worüber hast du nachgedacht?" - „Arbeit", kam es schneller aus mir rausgeschossen als das ich hätte reagieren können. Lou trank einen Schluck aus seiner Flasche. „Arbeit also.."

Dann klingelte es. Gott sei Dank. Ich sprang viel zu überstürzt auf und sprintete zur Tür, um die Pizza entgegen zu nehmen. Ich drückte dem Lieferanten paar Euro in die Hand, als Trinkgeld, und schwang mich zurück auf die Couch.

It's ok to be with you | - Larry -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt