Kapitel 35

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Harrys pov.

Enttäuscht und verletzt lief ich zurück zur Couch. Zayn und Liam unterhielten sich aufgeregt, aber das Gespräch interessierte mich nicht im Geringsten, stattdessen ließ ich mich auf die Couch fallen und seufzte. Wieso muss es immer so kompliziert sein mit Louis? Ja, wir waren betrunken und ja, er war nicht mein fester Freund, ergo, konnte er machen was er wollte. Aber musste das wirklich sein?

Niall ließ sich neben mich fallen. „Wieoo bis du so gesresst?" Na gut, so betrunken wie Niall war ich dann doch nicht. „Ach nur Louis.. nicht so wichtig." Es hätte jetzt ohnehin kein Sinn gemacht, ein Gespräch mit ihm anzufangen.. in seinem Zustand. „Dat wird wieeder" Niall legte mir die Hand auf die Schulter.

Ich nickte ihm mit einem aufgesetzten Lächeln zu, bevor ich mein Blick wieder zur Bar warf.

Moment, wo ist Louis?

Panisch sah ich mich um. Die blonde Tusse stand am Eingang, aber soweit ich das erkennen konnte, war kein Louis bei ihr. Um eine bessere Sicht zu haben, stellte ich mich hin, sah wieder zur Bar.

Und da lag er. Seine Hände in seinem Gesicht vergraben, zusammen gekauert zwischen den Barhockern. Mein Herz hörte auf zu schlagen. Was hatte diese blonde Schlampe mit ihm gemacht? Jeglicher Frust war wie vom Wind weggefegt.

Ich rannte sofort los, drängte mich an den Menschen vorbei und ließ mich vor ihm auf die Knie fallen. Er weinte bitterlich, bekam nicht mal mit, dass ich vor ihm saß. Erst als ich meine Hand auf sein Knie legte, regte sich sein Kopf.

„Harry..", er sah mich mit rot unterlaufenen Augen an. Seine Stimme klang gebrochen. Genau wie mein Herz. Direkt zog ich ihn an mich, drückte ihn an meine Brust und flüsterte ihm beruhigende Worte ins Ohr. „Louis.. es ist alles gut. Ich bin da, es ist alles gut." Ihn so leiden zu sehen, brachte mich ebenfalls an meine Grenzen. Stille Tränen rollten an meiner Wange hinab. Er umklammerte mich mit seiner gesamten Kraft und schluchzte vor sich hin.

Verdammt, ich werde jedes Haar einzeln aus ihrem blonden Kopf reisen.

Wir verweilten einige Minuten so. Ich hielt ihn im Arm, strich ihm behutsam über den Rücken. Als ich das Gefühl bekam, dass er sich langsam wieder beruhigte, löste ich mich vorsichtig von ihm und nahm sein Gesicht in meine Hände. „Louis, was ist passiert?" - „Alles hassen mich Harry, alle.." Verwirrt über seine Aussage, sah ich ihn an. Seine Augen strahlten nicht wie sonst, wenn er mich ansah, sie waren einfach nur leer. „Wieso hassen dich alle? Niemand hasst dich Louis", versuchte ich ihm ruhig beizubringen. Er fing wieder an zu weinen. Verdammt. Mit den Daumen wischte ich seine Tränen weg, die direkt wieder nachkamen. „Harry wir können niemals zusammen sein", schluchzte er und mein Herz setzte zum zweiten Mal in den 10 Minuten aus.

„W-was?", fragte ich so zitternd, dass meine Stimme ebenfalls brach. „Wieso? Louis mach das nicht." Ich ließ ihm nicht mal die Zeit zum Antworten. „Komm wir gehen nach Hause." Mit Schwung zog ihn mit mir rauf, wischte mir über die Wangen und schluckte seine Worte runter. Ich schluckte sie einfach runter. Louis war jetzt wichtiger, dass zwischen uns musste warten. Er war ohnehin betrunken, dass meinte er schon nicht so, redete ich mir ein.

Ich wollte ihn zu den Jungs ziehen, um mich noch zu verabschieden, aber Louis löste seine Hand aus meiner. Stattdessen lief er mit langsamen Schritte hinter mir her.

Ich kann ihn nicht verlieren. Bitte. Ich kann nicht.

Wir verabschiedeten uns von den Jungs und liefen zum Ausgang. Natürlich mussten wir an der Blondine vorbei. Louis würdigte sie keinem Blick, aber ich sah in ihren Augen eine unglaubliche Verachtung als wir vorbeiliefen und verstand nicht warum. Gerade als wir die Tür rauswollten hörte ich leise hinter mir „Was für Schwuchtel!" und ein herablassendes Lachen gleich hinterher. Ich stoppte sah zu Louis, dem bereits wieder Tränen in die Augen stiegen. Und plötzlich wusste ich ganz genau was passiert war.

„Louis geh schon mal raus und ruf ein Taxi, ich komm gleich." Er nickte und fragte gar nicht erst warum. Zu sehr war er damit beschäftigt nicht wieder los zu weinen.

Direkt drehte ich mich um und lief zu der Blondine, mit ihrem viel zu kurzen roten Kleid, zurück. Ich war wütend, verdammt wütend.

Nur wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht blieb ich stehen. Vor Schreck machte sie ein Schritt zurück. „Jetzt hör mir mal genau zu, du Stück Scheiße, keine Ahnung was du meinem Freund erzählt hast, aber deine Aussage eben, bestätigt, dass es irgendwas Homophobes sein musste, sonst würde er nicht so kalt zu mir sein. Ich weiß nicht was dein Scheiß Problem ist oder wieso du Menschen nicht einfach lieben lässt, wen sie wollen. Aber keiner hat es verdient von anderen auf Grund seiner sexuellen Orientierung verachtet oder beleidigt zu werden. Oder würdest du wollen, dass Menschen dich wie Dreck behandeln, nur weil du heterosexuell bist?" Sie schluckte. „Richtig, also würde ich dir wirklich raten deine Denkweise mal zu hinterfragen und zukünftig vielleicht darüber nachzudenken, was du mit deinen Worten bei anderen anrichtest. Hast du das verstanden?" Ich klang so selbstbewusst wie noch nie in meinem Leben und ich war wütend. Wütend auf Menschen wie sie. Wütend, dass Louis sich von mir abwendete. Wütend, dass sie daran schuld war. Trotzdem versuchte ich so sachlich wie möglich zu bleiben, auch wenn mein Ton mehr als nur bedrohlich war.

Wieder schluckte sie. „Sorry a-aber ich finde das einfach n-nicht richtig, Mann und Mann." Das sie sich traute, dass auch noch auszusprechen. Ich drückte sie mit meinem Unterarm gegen die Wand hinter ihr. Sie schreckte auf von dem Aufprall.

„Und Ich finde nicht richtig, dass du bei anderen Menschen mit deiner verachtenden Meinung schaden anrichtest. Und jetzt verpiss dich." Ich ließ meinen Arm von ihr ab. Sie zögerte keine Sekunde und machte sich aus dem Staub.

Die Leute um mich herum sahen mich alle entgleist an, bevor mich ein junger Mann, um die 18, in seine Arme zog und sich 100x bei mir bedankte. Verwirrt ließ ich es zu, aber löste mich einen Moment später. „Für was denn?", fragte ich irritiert. Sein Blick war warm, herzlich und er strahlte mich praktisch an. „Für deine Worte an die Frau eben. Du hast ja keine Ahnung, wie oft sie Menschen hier niedergemacht hat, nur weil sie im letzten Jahrhundert lebt und nur eine Art von Liebe kennt." Alle anderen um mich herum nickten zustimmend und jetzt verstand ich auch was er meinte. Anscheinend war sie öfter in dieser Bar und niemand hatte bis jetzt etwas gegen ihr Verhalten gesagt. Verübeln konnte man es niemandem, sie wirkte sehr dominant und einschüchternd. Aber Louis war mir in diesem Moment einfach wichtiger. Ich nickte ihm lächelnd und ließ mich nochmal kurz umarmen, bevor ich mich verabschiedete und aus der Bar ging.

Die kalte Luft umhüllte mich und ich atmete tief durch, bevor ich mich umblickte und meine Augen nach Louis suchten.

Aber da war nichts. Kein Louis. Ich stand völlig alleine auf der Straße.

Er war weg.

It's ok to be with you | - Larry -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt