Louis pov.
Ich hatte es wirklich getan.
Ich bin wirklich aus dieser Tür gegangen und hatte ihn weinend zurückgelassen. Kaum war ich aus der Wohnung, überrannten mich direkt Schuldgefühle. Ich hatte Harry noch nie so gesehen. Die Verzweiflung stand im buchstäblich ins Gesicht geschrieben und es tat mir unfassbar leid, aber es ging nicht anders. Eigentlich dachte ich Jeffrey war die Hölle, aber Harrys Reaktion, kam dem Schmerz-Level unglaublich nah. Es kostete mich immense Kräfte nach seinen letzten Worten aus der Tür zu gehen, denn damit bestätigte ich, dass ich ihn nie geliebt hatte.
Und wir wussten beide, dass das nicht stimmte.
Ich liebte Harry. Über alles liebte ich diesen Menschen, aber man sagt nicht umsonst, dass man die Menschen gehen lassen muss, die man liebt, wenn es für sie besser ist. Und ich redete mir ein, dass es die richtige Entscheidung war. Nur so konnte ich aus dieser Tür gehen. Ich ermöglichte Harry damit, jemanden zu finden mit dem er glücklich werden konnte. Denn mit mir wäre das nicht mehr möglich gewesen.
Hier stand ich also, auf der Straße mit meiner Reisetasche in der Hand und um ehrlich zu sein, hatte ich absolut keine Ahnung, wohin ich sollte. Ja, ich hätte in mein Auto steigen und zu meinen Eltern fahren können. Aber so sehr ich sie auch liebte, sie hätten mich mit Fragen gelöchert, bis ich ein zweites Mal zusammengebrochen wäre. Es war ein immenser Schritt diese Gefühle vor Harry zu gestehen, denn selbst wenn es weh tat, wusste ich, er würde mich nicht verurteilen. Bei anderen Personen war mir da nicht so sicher. Außerdem wollte ich ihnen keine Sorgen bereiten, auch wenn meiner Situation mehr als verzweifelt war.
Ich rieb mir mit dem Ärmel über meine nassen Wangen und versuchte mich auf eine Lösung zu konzentrieren, die einigermaßen erträglich schien. Währenddessen lief ich schon mal zum Auto und verstaute meine Reisetasche in den Kofferraum.
Unerwartet kam mir eine Idee, die zwar nicht ideal, aber zweckmäßig war. Wählerisch zu sein, konnte ich mir zu dem Zeitpunkt sowieso nicht erlauben, zumal mir auf die Schnelle einfach nichts Besseres einfiel.
Also kramte ich in meiner Reisetasche nach meinem Handy, welches seit mittlerweile anderthalb Wochen aus war. Kaum war es gestartet, überfluteten es Nachrichten und verpasste Anrufen. Ich scrollte zuerst durch die Anrufe und überflog einige der Namen. Zayn, Liam.. selbst meine Eltern riefen mich mehrmals an, aber ich schätze, einfach nur um zu fragen, wie es mir ging. Harry hätte anderen Menschen, Freunden und Familie, niemals ohne meine Zustimmung erzählt, was passiert war.
Anschließend kam ich zu den Nachrichten und das Erste was mir auffiel war Harrys Name. Ich tippte auf den Chat und erstarrte auf der Stelle.
Jeden Tag. Jeden verdammten Tag schrieb er mir am Abend eine Nachricht. Sie kamen nie an, dadurch das mein Handy ausgeschaltet war. Ich schluckte und schloss den Chat. Zwang mich dazu, es nicht zu lesen, da ich mich wahrscheinlich sonst umgedreht und zurückgerannt wäre.
Ich tippte auf den Chat mit Zayn, auch er hinterließ mehrere Nachrichten. Die Letzten, die erst jetzt durchkamen, las ich mir durch.
Zayn: Du fehlst Buddy. Keine Ahnung was du durchmachst, aber ruf mich an wenn du reden möchtest..
Zayn: Louis, ich mach mir wirklich Sorgen um dich, die Nachrichten kommen nicht mehr durch.. ich hab' mit Harry geredet, er sagt mir nichts Genaueres. Ich will nur wissen ob es dir gut geht..
Zayn: Egal was es ist Louis, wenn du irgendwas brauchst, ruf mich einfach an. Ich bin für dich da.
Es rührte mich, wie sehr Zayn versuchte mich zu erreichen, für mich da zu sein, obwohl er nicht mal wusste, was passiert war. Tatsächlich gab mir das die Kraft mein eigentliches Vorhaben durchzuziehen. Ich musste darauf vertrauen, dass Zayn mich nicht ausfragen würde, oder zumindest akzeptieren konnte, dass ich noch nicht bereit war zu reden.
Ich tippte auf seinen Namen, atmete tief durch und legte mein Handy ans Ohr. Nach nur wenigen Sekunden nahm er ab.
„Louis?"
Ich schluckte, in meiner Vorstellung schien das alles deutlich einfacher zu sein, als es wirklich war.
„Louis.. bist du dran?" Wieder ertönte Zayn's warme Stimme durch den Hörer. Ich versuchte mich zusammenzureißen.
„Ja.. ja ich bin's."
„Gott sei Dank Louis. Ich hab' mir so Sorgen um dich gemacht! Wie geht's dir?"
„Ich.. Zayn.. kann ich für ein paar Nächte.. ehm.. bei dir wohnen?" Ich klang, ohne es zu wollen, furchtbar unentschlossen. Das lag vor allem daran, dass ich eigentlich niemandem zur Last fallen wollte, aber andererseits wusste ich auch nicht wirklich, wo ich hinsollte. Einen Augenblick lang war es still am anderen Ende der Leitung. Kurz bevor ich meine Frage wieder zurücknehmen wollte, sprach Zayn wieder.
„Ja.. ja natürlich Louis. Soll ich dich abholen?"
„Nein ist schon okey. Ich komm mit meinem Auto."
„Okey, dann bis gleich, schätze ich?"
„Ja.. bis gleich.. und ehm Zayn?"
„Ja?"
„Danke.."
„Kein Problem Buddy, alles was du brauchst."
Ich lächelte leicht als ich auflegte, weil ich mir ziemlich sicher war, dass ich damit nicht die falsche Entscheidung traf. Es gab ohnehin kein anderen Ausweg, also schloss ich den Kofferraum und ging um das Auto herum. Kurz bevor ich in den Wagen stieg, sah ich nochmal hoch, auf unser Apartment.
Vielleicht war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, was ich verlor. Das Harry jetzt wirklich kein Teil mehr meines Lebens war. Keine Ahnung wie es mir sonst möglich gewesen ist, so ruhig zu bleiben. Vielleicht war es auch die Tatsache, dass ich es für ihn tat. Ganz gleich wie sehr es mich schmerzte, Harrys Glück schien mir um einiges wichtiger zu sein.
So viel war heute schon passiert, mein Stolpern im Flur über Harry, der zu meinem Zusammenbruch führte. Endlich konnte ich wieder fühlen, selbst wenn es nur Schlechtes war, verdankte ich es trotzdem Harry, der mich wieder darin erinnerte zu leben und nicht nur zu existieren.
Ich hatte mich vom Alkohol gelöst, sogar gegessen und ein paar wenige Stunden ruhig geschlafen, selbst das, verdankte ich dem Mann, den ich liebte. Ich wünschte ihm alles Glück der Welt, denn wenn es jemand verdiente, glücklich zu werden, dann war es Harry. Gedanklich nahm ich Abschied, von all dem was wir erlebten. Vielleicht schien das für den ein anderen nicht verständlich, aber ich brauchten diesen Schlussstrich. Alle Erinnerungen, alle schönen Momente überflog ich gedanklich. Eine letzte Träne verließ meinen Augenwinkel und rollte still über meine Haut.
„Ich liebe dich Harry", flüsterte ich in die Leere, als könnten meine Worte ihn erreichen, trotz der Entfernung.
Und mit diesen letzten Worten, löste ich endlich meinen Blick und machte mich auf den Weg zu Zayn.
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It's ok to be with you | - Larry -
Fanfic-PAUSIERT AUF UNBESTIMMTE ZEIT- Angespannt biss ich mir auf der Unterlippe rum und atmete flach. So gut es eben ging. Wo war mein Selbstbewusstsein geblieben? Harrys Blick wanderte zu meinen Lippen, verharrte da kurz, nur um einem Augenblick später...