Mikael schaute in ihre wunderschönen, dunkelblauen Augen und konnte sich einfach nicht an ihrem Antlitz sattsehen. Unterdessen bekam Emily noch nicht einmal mehr mit wann das Glühen endete, wusste auch nicht, wie sehr sie und Mikael derweil die Aufmerksamkeit auf sich zogen, doch ihm war es wohl bewusst.
Denn ein beispielhaftes Ereignis hatte hier gerade unter den Augen aller Bewohner des Himmlischen Reiches stattgefunden.Es hieß Anima nexum und war bislang nur ein einziges Mal vorgekommen, vor Hunderten von Ewigkeiten. Zwischen Adam und Ewa, dem berühmtesten Engelpaar aller Zeiten.
Und die Menschen hatten daraus - Dank Luzifers Einflüsterungen - einen Sündenfall gemacht... Wie abwegig. Wie irrational und sinnlos.
Doch so war der Verstand der Menschen nun einmal. Was sie nicht begriffen, konnten sie auch nicht nachvollziehen. Besser war es vorsorglich alles schlecht zu sehen und lieber darüber zu lästern, dass ein Engels-Paar sich noch über Gottes Gnade hinaus bishin zur Selbstaufgabe liebte, statt die Wahrheit zu suchen.
Dass sie damit aber tatsächlich auch dem Herrn, wie auch seiner Schöpfung gelästert hatten, entging ihnen vollkommen.Mikael aber wusste um die Bedeutung der soeben erlebten Seelenverbindung, spürte auch bereits den Segen des Herrn auf sich ruhen, was seine gerade doch sehr geschundene Seele beruhigte, doch er wusste zugleich ebenfalls, das Emily das alles jetzt so noch nicht empfinden konnte.
Sie war noch viel zu verwirrt dazu, um ihn zu erkennen, ihre Seele war ein einziges Chaos aus durcheinanderwirbelnden Gefühlen... Furcht, Zuneigung, Anziehungskraft, Hoffnung und auch leise Zweifeln, ob sie es denn verdient hatte überhaupt hier zu sein...
Hier bei den Engeln... und im himmlischen Reich.
Genau so war es ihm einst auch ergangen, es war unendlich lange her, doch noch immer erinnerte er sich an seine eigenen Zweifel.
Also bezähmte er den gerade aufgeflammten Wunsch sie erneut fest in den Arm zu nehmen und zu küssen.
Bezähmte auch das Verlangen, sie noch länger im Arm zu halten. Es fühlte sich so unglaublich richtig und gut an.
- Fast zu gut, sogar.„Die Leute gucken schon, Mikael... Was sollen sie denn nun bitte von uns beiden denken, hm?", flüsterte Emily schließlich unbehaglich und er trat langsam einen Schritt von ihr zurück. Jedoch als sie ihre Hand aus seiner zurückziehen wollte hielt er sie fest.
„Noch nicht!", raunte er lächelnd und Emily errötete unter den nun eindeutig ungläubigen und giftigen Blicken der bildschönen Himmlischen-Blondine.
Sie war gewiss auch ein Engel, so wie Mikael, oder?, fragte die sich insgeheim und zog wieder ein wenig an ihrer Hand.
„Das ... das schickt sich aber nicht, glaube ich. Du bist immerhin ein Engel und ich bloß ein Mensch..."„Du warst ein Mensch!", unterbrach Michael sie bestimmt und seinen Ausdruck wurde wieder ernsthafter, auch wenn seine Augen weiterhin sanft blickten.
„Der Herr berief dich gerade ins himmlische Reich. Und dich an dein derzeitiges Ziel zu bringen ist immer noch meine Aufgabe.
Der kurzer Abstecher zu den Hügeln, damit du deinen ersten Sonnenuntergang so richtig erleben kannst, war lediglich ein Vergnügen, dass ich mir erlaubte uns zu gestatten.
Doch nun muss ich dich hinunter in die Stadt und dann zum Lebensbaum bringen. Dort wird sich letztlich dein weiteres Schicksal entscheiden.
Ob du wirklich ein Engel wirst, bleibt noch abzuwarten. Der Herr gibt dir alle Möglichkeiten dazu, doch wenn du es sein möchtest ist es auch nicht weiter schlimm. Du lebst nun ab sofort hier... im Himmlischen Reich... unter meinem Schutz.
Dein Leben wurde unwiderruflich mit dem meinem verknüpft und auch deine Seele ist nun ein Teil meiner eigenen Seele, da ich dir für deine Auferstehung einen Teil von meinem Körper gab."
„Du... bitte, was???", fragte Emily ihn bass
erstaunt und schüttelte verständnislos den Kopf.
„Schau nicht so entsetzt. Es ist nichts wildes. Du erhieltest nur eine meiner Rippen, auf dass der Herr dich daraus neu erschaffen und deine Seele retten konnte."„Deine... Rippe???", echote Emily nur flüsterleise kieksend.
Er nickte ernsthaft.
„Mach dir darüber aber bitte keine Sorgen und wisse... der Herr hat auch mich dadurch errettet. Denn ich hätte nicht mehr weiter leben können, in der Gewissheit, dass deine Seele im Tümpel der EwigToten dahin treibt, nur weil ich sie mit meinem Seelenvernichter-Schwert erstochen habe."„Seelenvernichterschwert...?", hauchte Emily nur wieder bestürzt und wieder nickte er ganz ernsthaft.
„Das alles ist gerade noch etwas zu viel für dich, dass erkenne ich wohl, also stelle deine Fragen bitte für den Moment zurück. Denn du weißt jetzt einfach noch nicht, wer ich bin und was ich mache - im Auftrag des Herrn.
Doch eines Tages wirst du es wissen und begreifen, wie frevlerisch meine Tat an dir war. Vielleicht wirst du mich dann sogar hassen...", schien er nun richtig besorgt zu sein und hob eine Hand kurz an ihr Gesicht, um ihr eine verirrte Haarsträhne zurück zu streichen.Emily riss indessen vor Schreck über seine Worte die Augen ganz weit auf, wie auch den Mund, bevor sie stammelnd den Kopf zu schütteln begann.
„N... niemals könnte i... ich einen Engel hassen! N... nein! Mikael..."
Da ließ er plötzlich ihre Hände los und umfasste ihr halbes Gesicht mit einer großen warmen Hand.
„Du bist eine so reine und schöne Seele, Emily. Es ehrt mich sehr, dass ich dir begegnen und dir einen Teil zurückgeben durfte. Jedoch wirst du eines Tages anders von mir denken. Das weiß ich jetzt schon. Ich bin vielleicht ein Engel, das mag sein. Doch ich bin nicht wie alle anderen. Nicht so gütig, warmherzig oder gar gnädig..."Emily schüttelte nur wieder den Kopf, dass er auch die zweite Hand an ihr Gesicht hob und es schlicht unterband. Er sah sie nun wirklich sehr ernsthaft wie auch eindringlich an, bis sie ihren kurzen verwirrten Widerstand Aufgab und ihn nunmehr sorgenvoll anblickte.
„Mikael...?!", flüsterte sie nur wieder und ihr Blick huschte einmal mehr zu den Mädchen hinüber, die gerade wieder misstrauisch zu tuscheln begangen.
Da lächelte ihr Engel nur wieder und beugte sich tief zu ihr hinab.
„Wenn ich dir einen guten Rat geben darf, so gib hier in diesem Reich nichts auf die Meinung anderer. Du selbst bist die Seele auf die es hier ankommt. Du wirst gemessen, gewogen, wenn möglich ausgebildet, wie auch geführt werden. Jedoch nicht von den Bewohnern des himmlischen Reiches.
- Vergiss das nicht!
Sollen sie also ruhig zuschauen, wie dieser Engel und diese irdische Seele sich einander anheim geben, hm? Sollen wir Ihnen zeigen, Emily, wie wenig ihre Meinung zählt?", hauchte er nun fast nur noch und Emily hielt vor Staunen den Atem an, während Mikael ihr einen leichten Kuss auf die Wange gab, sich dann ohne den Blick von ihr zu nehmen wieder aufrichtete und erneut sanft lächelte, derweil er wieder nur nach ihrer schlaff herabhängenden Hand griff.„Das hier ist und ist ab sofort dein jetziger und zukünftiger Platz, wenn ich zugegen bin. Sei genau hier, an meiner Seite, Emily, ... an meiner Hand!", trat er wieder neben sie und verflocht seine Finger mit ihren.
Emily blieb glatt der Mund offen stehen...
War das etwa sein Ernst?
Wie?
Wann?
Warum...!?
„Komm schon... gehen wir nun zunächst zum Lebensbaum. Denn das ist der Ort den du jetzt aufsuchen musst, für deine erste offizielle Einschätzung. Dann sehen wir weiter.", sprach Mikael nun wieder ganz ruhig und hob die freie Hand, ließ die Luft flirren und verschwimmen, bevor er sie einfach wieder hinein und mit sich zog... an einen anderen Ort.
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Dark Wings #15chapters
ParanormalDie achtzehnjährige Emily gerät auf ihrer allerersten Autofahrt zu Freunden in einen Kampf zwischen Engeln und Dämonen und kommt dabei ganz aus Versehen durch das Schwert des Erzengels Mikael ums Leben. Doch weil sie ihrem zutiefst betroffenen Mör...