Emily verstand das aber nicht.
Schon wieder nicht.Warum sprachen sie von ihrem versagen? Sie hatte nicht versagt. Sie hatte eher dem Engelsein entsagt.
- Genau!
Denn so grausam und mitleidlos wie dieser Engel eben gerade, wollte sie wirklich nicht sein.
Er bestimmte einfach, dass eine Blume, welche soeben vor ihnen allen aufgeblüht war, nur ihm alleine gehören sollte. Nahm sie sogar von der Stelle weg, wo sie gewachsen war, tropfte sie ein und brachte sie fort.
Wie konnte das sein, dass eine Blume alleine den Engeln gehören konnte? Blumen wuchsen doch überall und für jeden.
Doch der Engel schleuderte einfach alle hinfort die keine Engel waren und verletzte sie dabei sogar grausam, bevor er sich nahm was er haben wollte, ohne noch einen Gedanken an die Seelen zu verschwenden, und ohne sich auch nur zu entschuldigen.So egoistisch!
Und sowas nannte sich hier dann echt ein Engel?
- Wirklich?
Oh... der Herr würde ihr wirklich mal viel zu erklären haben, wenn sie ihm jemals wesentlich über den Weg laufen würde. Doch scheinbar war er auch hier ebenso wie in jeder anderen Welt ein rein körperloses Wesen.
Doch vermutlich verstand nur er es tatsächlich, warum er ausgerechnet solche Wesen zu Engeln machte.Ihr war gar nicht bewusst, dass sie zurück zu dem Erdloch gegangen war. Und nun davor kniete, es Blicklos anstarrte...
Doch Elena kam ihr nach und legt ihr kurz zögernd aber dann doch mitfühlend ihre Hand auf die Schulter.
„Ach, Emily, sei nicht traurig. Immerhin konnten wir die Blume eine kurze Weile lang betrachten und bewundern. Das ist schon so viel mehr, als es sonst immer der Fall ist. Denn normalerweise lassen uns die Engel erst gar nicht in die Nähe einer Avalon gelangen.
Denn sie sagen ja immer, diese würde nur für die höchsten Engel und auch nur allein zu ihren Ehren erblühen.", versuchte Elena sie nun zu trösten. Und das, obwohl sie nun eine dicke rote Schramme in ihrem Gesicht trug, welche sicher dieser Engel verursacht hatte und auch noch ihre Hand schonte.Unwillkürlich griff Emily besorgt danach und berührte die bereits anschwellende bläulich verfärbte Haut des Mädchens, das nun kläglich lächelte und auch Pascal sichtlich erschöpft entgegen blickte, der nun besorgt zu ihr hin trat.
„Bist du schlimm verletzt, Elena?", fragte er sie bestürzt.Derweil schüttelte Emily nur einmal mehr den Kopf und Verstand es nicht.
Fast alle Engel, denen sie bisher persönlich begegnet war, waren so, wie sie sich eigentlich Dämonen vorstellte. Und alle Dienenden guten Seelen, die sie bis jetzt getroffen hatte, waren so, wie sie sich eigentlich Engel vorstellte.
In diesem himmlischen Reich war wirklich rein gar nichts so, wie es sein sollte, oder? Erst recht nicht sie selbst.„Ich habe immer gedacht, Engel helfen und heilen all jene die Hilfe brauchen, krank und verletzt sind. Ich dachte sie sind die Beschützer der Seelen, und sie strafen nur jene, die wirklich böse sind.
Ich kann aber nun nicht erkennen, was heute und hier so Böses von uns getan wurde, dass wir kleinen Seelen so eine Behandlung verdient gehabt hätten. - Wirklich nicht.", klagte sie leise und bemerkte gar nicht den silbernen Schimmer, der unterdessen von ihren Fingerspitzen in die Haut des Seelenmädchens eindrang, die es aber sehr wohl sofort spürte ... denn der Schmerz in ihrer Hand ließ auf der Stelle nach und war im Handumdrehen verschwunden.Schon hatte Emily sie losgelassen und griff sich nun ihres und dann auch noch Elenas Reisig-Bündel, um sie beide zurück zu tragen, denn die männlichen Dienenden trugen schon mehr als genug.
Elena schüttelte bereits den Kopf und wollte protestieren, doch Emily legt ihr schlicht Bedeutungsschwer blickend, ihren Zeigefinger auf den Mund.
„Schone deine Hand. Damit es bald wieder gut ist.", meinte sie nur zu dem nun völlig verblüfften Mädchen, und lief dann zurück zu Sedan und Anna, die ebenfalls bereits ihre Packen geschultert hatten. Derweil zeigte Elena Pascal heimlich ihr Handgelenk, dass sich nun wieder sehr gut bewegen ließ und sie auch tatsächlich kein bisschen mehr schmerzte.„Sie ist bereits ein Engel, Pascal!", flüsterte sie dem jungen Mann ehrfürchtig zu, und auch der nickte lediglich staunend und schaute ebenfalls zu Emily hinüber, die nun Anna zulächelte, die sie besorgt fragte, ob der Pack von Elena zusätzlich nicht viel zu schwer für sie sei. Sie bot ihr auch an zu teilen und ebenfalls etwas davon zu nehmen, doch Emily schüttelte lediglich den Kopf und lächelte leichthin.
Bei der Gartenarbeit ihrer Oma hatte sie schließlich oft noch viel schwerer getragen, erklärte sie dem Mädchen lächelnd.Sedan rief schließlich auch noch zu Pascal hinzu, dass er nun helfen sollte, und nicht nur herum stehen und die Mädchen beglotzen!
Schließlich mussten sie das geschlagene Holz nun zurück in die Küche tragen, sonst würden die Öfen morgen kalt bleiben. Und das war für die hohen Engel ja auf keinen Fall annehmbar.Da fasste sich Elena ein Herz und lief geschwind zu Emily hin, um ihr ihr eigenes Pack wieder abzunehmen.
„Meine Hand ist gesund. Ich kann es selbst nehmen, Engel Emily!", sagte sie errötend zu der verblüfft blinzelnden und grinste auch die anderen Megabreit an, die nun alle stocksteif stehen geblieben waren und Elena fassungslos ansahen. Doch die grinste bloß noch sehr viel breiter.
„Wirklich, Leute! Sie ist ein Engel! Schau doch nur, was sie heute alles getan hat und wie sie ist! Sie hat sogar eine Himmelsblume Avalon wachsen lassen, direkt vor unseren Augen, und gerade war meine Hand schwer verletzt, doch sie Strich mit ihrem Finger darüber nun ist es wieder gut!", drehte sie zum Beweis ihre Hand um und Emily , wie auch Anna, vielen sichtlich die Kinnladen hinab.Emily aber war das alles nun mehr als unangenehm. Schließlich stimmte es ja nicht. Sie war kein Engel.
„Elena, nein... es tut mir leid, aber das ist nicht wahr. Ich habe die letzte Prüfung nicht bestanden. Metadron selbst forderte mich dazu auf, mit einem der Engel oder fremden Männern mit zu gehen, um Sex mit ihnen zu haben und damit meine Liebe zu jedem zu beweisen.
Aber das konnte und wollte ich nicht, also bin ich nicht durch das Tor gegangen, und ich habe auch wirklich nicht vor, es so zu tun.
Ich habe ihnen allen gesagt das ich kein Engel sein möchte, wenn solche Dinge vorausgesetzt werden, die sowohl meine Ehre als auch meine Unschuld angreifen.
Ich bin schließlich kein Flittchen, das mit irgendwem in die Kiste hüpft. Meine Oma würde mich da wohl auch tüchtig ausgeschimpft haben, wenn ich das je so getan hätte."Elena sah nicht überzeugt aus, und auch Pascal schüttelte lediglich lächelnd den Kopf.
Sedan war es schließlich, der nachdenklich den Kopf zur Seite neigte und dann hinauf zum Himmel blickt, der allmählich zu leuchten begann.
Und auch alle anderen kleinen Seelen bis auf Emily, blickten nun staunend hinauf und ließen alle dann plötzlich ihre Holzpacken, zu Boden fallen, alle bis auf Emily, die wieder mal nichts Verstand.„Was... was tut ihr denn da? Was ist denn los?", fragte sie die anderen Seelen, die sich nun rasch mit einem Nicken und lächeln, hier und da verständigten.
Anna ergriff rasch Emilys Pack Reißige und legte es bei Seite. Und Pascal trat nun ebenfalls zu ihr vor und nahm ihr die braune Jacke ab, die ihr rein weißes Kleid bedeckte.
Und auch das leuchtete inzwischen ein klein bisschen.Sofort nahmen alle Dienenden um sie herum, einen tiefen und hörbaren Atemzug.
„Es stimmt wirklich! Emily ist ein Engel!", freute sich Anna schließlich sichtlich und klatschte begeistert in die Hände. Und auch Elena nahm ihre Hand und hüpfte vor Freude auf und ab.
„Es wird... Es wird...! Auch noch hier im Unterhimmel!
Oder besser gesagt, du wirst nun, Emily!", quietscht sie nun wie ein Fangirl vor sich hin und lachte zusammen mit Anna fröhlich los.
Emily aber wusste gar nicht, was sie nun davon halten sollte.
Was wurde...?
Wer wurde...?
Ein Engel?
- Sie?„Nein, nein, nein,... Das ist doch vollkommen unmöglich! Ich kann das nicht sein. Ich bin kein... hab die Prüfungen nicht...", stammelte sie leise vor sich hin, doch nun knieten plötzlich alle vier Dienenden auf einmal vor ihr nieder und grinsten sie Mega-breit an.
„Es ist uns eine Ehre, bei deiner Werdung dabei sein, zu dürfen neues Engelchen, Emily!", zwinkerte Pascal, ihr verschmitzt zu.
„Und es ist auch unerheblich, was du nun gerade noch denkst zu sein, Emily. Der Herr entscheidet, was wir für ihn sind und der Herr entscheidet auch, was er uns gibt.
Wir haben heute alle hart gearbeitet, um die Werdung eines neuen Engels vorzubereiten... keiner von uns wusste, wer dieser Engel sein würde, ob nun männlich oder weiblich. Wir hatten nur den Auftrag die großen Hallen zu schmücken, für das große Gelage der Engel nach dem Ereignis. Doch es ist ganz sicher Deine Werdung, Emily und sie wird jetzt geschehen... hier. Sofort ..!"
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Dark Wings #15chapters
ParanormalDie achtzehnjährige Emily gerät auf ihrer allerersten Autofahrt zu Freunden in einen Kampf zwischen Engeln und Dämonen und kommt dabei ganz aus Versehen durch das Schwert des Erzengels Mikael ums Leben. Doch weil sie ihrem zutiefst betroffenen Mör...