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„Warum protestiert ihr nicht gegen diese ungerechte Behandlung? Oder lasst euch zumindest genau erklären, warum ihr wieder zurück in ein neues Leben gesendet werdet, wieder und wieder...  Wenn ihr euch schlicht weigert..."
„Dann kommen wir in die Hölle!
Luzifer wartet da oben schon auf die Lebensverweigerer. Und ein Dämon will hier keiner gerne sein.", meinte die alte Frau nur müde.
Emily aber schüttelte verwirrt den Kopf.
„Man ist doch kein Dämon, nur weil man schon Tausende von Leben gelebt hat. Das glaube ich nicht. Um in die Hölle zu kommen muss man wirklich böse sein. Und auch Böses getan haben, ohne es je zu bereuen..."
„Sie ist naiv... vermutlich noch keine hundert Leben alt!", mischte sich ein Mann mit einem großen Loch in der Brust schnaubend ein.
Emily sah ihn nur wieder kopfschüttelnd an. Ich glaube nicht das Gott uns in die Hölle schickt, wenn wir an ihn glauben und das beste tun und hoffen. Aber so wie sie hier nur herum zu stehen und jammern, dass das Leben und die Wiedergeburten ungerecht sind, hilft es doch sicher auch nicht, denke ich.
Zudem... ich würde gerne wiedergeboren sein. Ich liebte es zu leben. Ich liebte meine Oma. Und die Engel sorgen ja auf der Welt dafür, dass wir alle es ohne Angst tun können, indem sie die Dämonen im Geheimen bekämpfen..."

„Ha! Hört Euch das an... sie glaubt noch an die Rechtschaffenheit der Engel?
Welch ein Schwachsinn! Die kochen doch immer nur ihre eigene Suppe, essen sie mit den Himmlischen zusammen und vergessen uns ewig dahintreibende Seelen nur zu gerne...!", mischte dich nun die aufgebrachte Mutter ein, die ihren Kleinen Sohn dicht an ihrer Seite behielt.
Lautes zustimmendes Raunen setzte ein, wie auch eine Diskussion über die Schlechtigkeit der Engel im himmlischen Reich. Emily war darüber ehrlich erschüttert.
Doch dann meldete sich doch noch ihr Gerechtigkeitssinn zu Wort und sie brauste regelrecht auf: „Wie können sie nur ihren guten Glauben an das Gerechte und Schöne, an Gott und seine Engel verlieren und dann auch noch ernsthaft erwarten, dass er sie in den Himmel holt?
Schämen sie sich denn alle gar nicht?
Er hört und sieht alles. Und so wie ich das sehe lässt er ihnen allen gerade einfach nur immer noch mehr Zeit, um das Glauben wieder zu erlernen, Hoffnungen zu schöpfen und wahre Glückseligkeit zu empfinden, denn sie stehen hier doch bereits im Himmlischen Reich! Ja, sehen sie sich doch einfach nur mal an ... Allein dieser gewaltige Baum... dieser unglaubliche Himmel und all die Sterne und Lichter der himmlischen Stadt...
Es ist so wunder-wunderschön hier.
Und ich weiß genau... Hätte ich nun schon tausend mal hier gestanden so wie ihr und das so gesehen, ich wäre es doch noch immer nicht überdrüssig.
Ich würde glatt noch tausende weitere Leben wollen nur für diesen einen kurzen Blick auf seine Schöpfung...", wies Emily noch einmal um sich, stieß damit nun aber vollends auf taube Ohren, denn alle wandten sich wie auf Kommando kopfschüttelnd und leise murmelnd dass sie noch ein unwissendes Kind sei, von ihr ab.
- Wirklich schade.

Der Mann mit dem Loch in der Brust schnaubte sogar noch einmal laut auf und die alte Frau hinter ihr verdrehte seufzend die Augen und schimpfte in einem schwer verständlichen Dialekt irgendwas von Dummen, einfältigen jungen Gänsen...

Emily schwieg also lieber und fügte sich drein. Denn sie alleine konnte die Meinung der Leute sowieso nicht ändern, wenn diese doch meinten es besser zu wissen.
Schon rückte die Reihe wieder einen Schritt vor...

Und alles um Emily herum versank plötzlich in tiefstem Nebel.

Hu?
Oh...

Von Irgendwoher erklangen laute Schreie, aber Emily sah nun gerade rein gar nichts mehr um sich herum, hörte nur noch rasche, sich entfernende Schritte.
Rannten die toten Seelen etwa gerade alle den Weg hinauf, den sie sich gerade angestellt hatten?
Wieso?
Was ging hier vor sich?

Ein leises Knurren war zu hören. Eine Frau schrie und ein Kind begann jammervoll zu weinen.
Herrgott...!!!
Emily zögerte nicht mehr länger und rannte nach rechts. Da waren ein paar Schemen im Nebel auszumachen, die direkt auf sie zurannten, die Mutter mit ihrem kleinen Sohn... - verfolgt von ...
von einem knurrenden Kind auf allen Vieren, das Reißzähne hatte und rotglühend Augen???
Oh Wow...!
Fast hätte Emily sich nun ebenfalls umgedreht und wäre gerannt, doch das Dämonenkind bekam nun das andere fliehende Kind zu fassen und brachte es zu Fall.
Also zögerte sie nicht mehr länger und rannte hin. Die Mutter schrie hysterisch und zog an ihrem Kind, um es aus den klauenartigen Händen des Dämonenkindes zu befreien, das gerade zuschlagen wollte, doch Emily fing die Klaue mit den nun ausgefahrenen rasiermesserscharfen Krallen am Handgelenk ab und lenkte damit die Aufmerksamkeit des Dämonenkindes auf sich selbst.
Es fletschte wild knurrend die Zähne und sprang nun auch mit der anderen Klaue nach ihr schlagend über das weinende Kind hinweg und umwickelte sie mit seinen Schlangenartigen Beinen... Hu?
Emily reagierte einfach nur und fing auch die andere Hand des Dämonenkindes ein hielt dann beide Klauen vor dessen Kopf, um ihn auf Abstand zu halten, dass das Kind biss nun auch noch nach ihr... nach ihrem Hals!
Herr im Himmel!
„Hör auf damit! Was soll denn das?", stieß sie laut und scharf hervor. Und zu ihrem Erstaunen hielt das Kind tatsächlich inne und sah sie nun gar nicht mehr wild sondern weinerlich an.
„Ich hab so Hunger!", wimmerte es verzweifelt und Emily schluckte hart. Denn das Mädchen, dass nun an ihr hing. Wieder mit normalen Armen und Beinen und ohne Reißzähne weinte nun wirklich ganz bitterlich.
„Also jagst du Seelen um sie zu fressen? Bist du ein Dämon?", fragte Emily nur wieder besorgt und das Kind nickte.
„Bin's gerade geworden. Lucifer hat mich geholt... weil... ich böse war... ein Böses Kind, dass andere aufgestachelt hat jemanden in der Schule ganz dolle zu ärgern und zu schlagen bis der Junge von der Brücke in den Fluss gesprungen ist. Er ist tot... und nun muss ich ein Dämon sein, der anderen das Blut aussaugt...", schluchzte das Mädchen.

Emily schluckte hart.

„Und was genau tut dir nun daran leid? Du selbst oder deine schlimmen Taten?", fragte sie das Kind, dass sie erst nur verwirrt anblinzelte. Doch dann brüllte die nun wieder zornig auf
„Hallo??? Ich bin zu hart bestraft worden! Da war doch nicht meine Schuld dass der Depp gesprungen ist! Er hätte doch auch einfach nur die Schule wechseln können... Er hat genervt und immerzu so dämlich rumgestottert..."
„Und nur weil du so denkst, hat Luzifer dich geholt! Weil du so denkst warst du schon im Leben ein blutsaugender Dämon. Aber ich habe trotzdem Mitleid mit dir. Geh runter von mir und warte kurz. Dann gebe ich dir ein bisschen was von meinem Blut ab, damit du niemanden mehr jagen und töten gehen musst!", forderte die das Kind auf, dass es nurmehr verwirrt ansah.

„Du... gibst mir freiwillig dein Blut?", fragte es sie verdutzt und kletterte prompt von ihr herunter.
Oh sie war eigentlich sehr hübsch und hatte blondes Haar und blaue Augen wie ein Engel. Emily nickte nur kurz bestätigend.
„Aber nur wenn du mir dann auch versprichst niemanden mehr deshalb zu jagen oder zu töten. Und du musst versuchen auch wieder normales Essen zu essen, deine Taten noch mal zu durchdenken und zu verstehen was du falsch gemacht hast.", mahnte sie die Kleine und das Kind runzelte nur wieder verwirrt die Stirn und leckte dich die Lippen.
„Ich kapier's zwar nicht, aber wenn du mir freiwillig dein Blut gibst bleibe ich brav stehen!", willigte sie ein.
Emily ließ also die Arme des Kindes los, dass sie nur misstrauisch aber nun auch wieder mit einem seltsamen Glühen in den Augen anstarrte.
„Du bekommst aber nicht mein ganzes Blut! Du bekommst nur etwas davon. Und dann gehst du und tust niemandem weh. Wenn du irgendwann wieder Hunger hast kannst du zu mir kommen. Nur nicht zu oft, bitte. Denn auch ich habe ein Recht darauf zu leben, okay?"
Das Kind nickte Bass erstaunt und Emily suchte sich am Boden einen scharfkantigen Stein mit dem sie ihre Handfläche aufritzte und die Faust dann über den sofort unnatürlich weit aufgerissenen Mund des Kindes hielt.
Das Blut tröpfelte in seinen Rachen hinein und es leckte begierig alles auf was noch daneben gegangen war. Ein paar Minuten ließ Emily das so geschehen, dann erst öffnete sie die Hand wieder und nahm sie herunter. „So... das genügt.", befand sie und das Kind wollte erst gierig den Kopf schütteln.

Doch Emily sah sie nun mahnend an.

„Ich gab dir freiwillig mein Blut, nun halte dich an die Vereinbarung, sonst werden Engel kommen und dich vernichten. Dies hier wurde gespendet... um ein Seelenkind zu retten und vielleicht auch noch deine Seele, Mädchen.
„Ich heiße Isabelle", murrte die Kleine motzig.
Emily lächelte nur und wollte dann etwas von ihrem Kleid abreißen um ihre Hand zu verbinden, doch das Mädchen hatte bereits einen Streifen seines eigenen Hemdes mit einer Kralle angeschnitten und reichte ihn ihr zögernd zu.
„Kann ich wirklich wieder kommen und noch mehr Blut von dir haben, wenn ich wieder so hungrig bin?", fragte sie Emily leise und sie nickte gutmütig lächelnd.
„Aber nur solange du sonst niemanden angreifst, niemanden tötest oder zwingst dir sein Blut zu geben. Sollte ich hören, dass du jemandem geschadet hast, bekommst du nichts mehr. Und nun geh... spiele mit anderen Kindern und ärgere niemanden mehr. Das tut denen weh und letztlich auch dir, wie du nun wohl gerade erleben konntest.
Und versuche es wenigstens mal... zu bereuen was du im Leben getan hast. Vielleicht vergibt Gott dir dann und lässt dir die Chance auf ein weiteres Leben. Dann musst du vielleicht auch kein Dämon mehr sein... und kannst Zeigen, dass da doch noch etwas gutes in dir steckt."
Das Mädchen schnaubte aber lediglich abfällig, zog seine Brauen hoch und wandte sich zum Gehen.
„Die Predigt lass stecken. Aber ist okay... ich werde nicht jagen. Ich komme wieder zu dir, wenn ich ganz dolle hungrig bin. Ist doch besser als jemanden jagen zu müssen, das stresst total.", erklärte sie nur noch hochnäsig und verschwand dann in einer Wolke aus Nichts...

Dark Wings #15chaptersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt