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Es war soweit, Tiag hatte uns mit einem heulen geweckt und wir gingen alle zur Klappe. Sie schwang auf und einer nach dem anderen gingen wir nach draußen. Ich konnte die anderen bereits riechen. Sie beobachteten uns, wie immer damit keiner auf die Idee kam weg zu laufen. Mit gesenktem Kopf lief ich weiter neben meinem Bruder her, sein sandfarbenes Fell war ganz dreckig und zerzaust , bis wir die Lichtung erreichten. Dort blieben wir stehen und warteten. Dieses Ruhe vor dem Sturm war immer das schlimmste. Und dann erklang es, das heulen unseres Alphas. So schnell wir konnten rannten wir los, ich hatte schon eine Idee wo sie mich nicht suchen würden. Ben rannte in eine andere Richtung, wir hatten die Erfahrung gemacht das es besser war sich alleine zu verstecken.
Bei der letzten Jagd hatte ich den Weg zum Fluss entdeckt und dort am Ufer war eine kleine Höhle. Ihre Öffnung zeigte in die Richtung des rasenden Flusses und war gerade groß genug das ich mich hinein quetschen konnte. Bevor ich aber den Weg zum Fluss einschlug flitzte ich im Zickzack mal in die eine, dann in die andere Richtung. Als ich mir dann sicher war das sie meiner Spur nicht mehr folgen konnten rannte ich so schnell ich konnte zum Fluss und quetsche mich in die Höhle. Mit meinem schwarzen Fell konnte man mich hier in der dunklen Höhle nur schwer erkennen. Dann hieß es warten. Ganz still lag ich da und lauschte den Geräuschen um mich herum. Ich erinnerte mich an meine erste Jagd, Tiag hatte mir und meinem Bruder geholfen unsere größe für unseren Vorteil zu nutzen. Und so hatten wir auch die darauf folgenden Jagdten überlebt. Unsere Eltern hatten uns freiwillig für die Jagd hergegeben. Und das nur weil ich als Omega geboren wurde. Ben hatte sich damals geweigert von meiner Seite zu weichen und war nur meinetwegen bei der Jagd dabei.
Ich schüttelte den Kopf, ich musste mich unbedingt konzentrieren. Vorwürfe konnte ich mir auch noch machen wenn die Jagd vorbei war. Also lauschte ich wieder. In der Ferne konnte ich schon die ersten Schmerzensschreie hören. Das klang nach Emma, anscheinend war sie nicht schnell genug gewesen. Mein Magen verkrampfte sich, an diese Schreie würde ich mich wohl nie gewöhnen. Und dann war es still, damit war das Emmas erste und letzte Jagd gewesen. Ich seufzte, immer hin hatte sie es jetzt hinter sich. Ich betrachtete den reizenden Fluss vor mir, oft hatte ich überlegt einfach über ihn rüber zu springen. Aber ich wusste das er zu breit war, ich würde nur hinein fallen und jämmerlich in den fluten ertrinken. Auch wenn der Gedanke an den Tod manchmal verlockend war konnte ich es einfach nicht, ich wollte Ben einfach nicht alleine zurück lassen. Das konnte ich ihm einfach nicht antun.
Einige Minuten vergingen, hier und da war mal ein entferntes heulen oder ein frustriertes knurren zu hören. Ich hatte mal zufällig mit angehört wie Marc mit jemandem darüber geredet hatte das wenn ich in meine Hitze komme eine extra Jagd stattfinden sollte und wer mich dann als erstes findet, der konnte dann mit mir machen was er wollte. Bei dem Gedanken daran war mir schlecht geworden und als dann vor zwei Jahren meine Hitze kurz vor dem Ausbruch stand hatte ich sie einfach unterdrückt hatte. Mit aller Kraft hatte ich die Pheromone und Hormone unterdrückt und war seit dem nie wieder meiner Hitze nahe gekommen.
Ein fürchterliches jaulen lies mich hochfahren. Ben. Trotz allem was er mir immer wieder eingebleut hatte verließ ich mein Versteck und rannte in die Richtung aus der das jaulen gekommen war. Aber kurz bevor ich ihn erreichen konnte stürzte sich ein dunkelbrauner Wolf auf mich. Er knurrte erfreut als er über mir stand. Eigentlich hätte ich Angst haben sollen, aber da war nur Wut, Wut und langer Hass. Da er mich auf den Rücken gedreht hatte und mich in seinen Augen wehrlos unter sich liegen hatte, übersah er das er mir unbewusst seine Kehle präsentierte. Diese Chance nutzte ich und biss zu, so fest ich konnte versenkte ich meine Zähne in seiner Kehle. Er jaulte auf und versuchte mich abzuschütteln, ohne Erfolg. Ich hörte noch ein letztes japsen von ihm und sein toter Körper begrub mich unter sich. Schnell löste ich mich von ihm und rannte weiter in die Richtung aus der ich meinen Bruder hatte jaulen gehört. Als ich dort ankam sah ich Chris, den Beta, über und über mit dem Blut meines Bruders beschmiert und Ben lag schwer atment vor ihm. Ich knurrte, ich hatte so die schnauze voll vom verstecken. Chris drehte sich überrascht um, doch bevorer reagieren konnte war ich auf seinen Rücken gesprungen und biss ihm ins Genick.

Me and my big BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt