Am nächsten Morgen weckte uns Tiag noch vor Sonnenaufgang und wir rannten hinter ihm her. Bevor er in den Keller kam hatte er im Alphahaus gearbeitet und wusste wo welches Gebiet lag. Das war zwar schon einige Jahre her aber ungefähr würde es wohl immer noch stimmen.
Das Gebiet unseres alten Rudels war riesig, erst am Nachmittag hatten wir die Grenze endlich überschritten und entspannten uns ein wenig. Tiag hatte uns erzählt das wir jetzt im Niemandsland waren. Das ist das Gebiet der Rouges, das sind Wölfe die aus ihrem Rudel verstoßen wurden und ihre Menschliche Seite verloren haben. Deswegen ist es wichtig das wir uns regelmäßig verwandeln, sonst konnte das auch uns passieren.
Am Abend hielten wir an einem kleinen See an und schlugen dort unser Lager auf. Die älteren und stärkeren gingen jagen. Ich blieb mit Maite bei den verletzten. ,, Das wird schon, dein Bruder ist stark." Sagte sie nachdem sie meinem besorgten Blick gefolgt war. Ich nickte, ich wusste das Ben stark war, aber trotzdem machte ich mir Sorgen. Ich konnte einfach nicht anders. Auch Ben war meine Sorge nicht entgangen. ,, Guck nicht so Brüderchen, ich werde schon wieder. Ich weiß ja das du auf mich aufpasst." Er grinste und schubst mich ins Wasser. ,, Hey!" Beschwerte ich mich, konnte aber das Lachen nicht unterdrücken. Ich konnte mich nicht daran erinnern wann wir das letzte Mal so herumgealbert hatten. Ben stand am Rand des kleinen Sees und lachte sich kaputt. ,, Du stinkst, du brauchst dringend mal ein Bad." Gluckste er und hielt sich den Bauch vor Lachen. ,, Ach ja? Du aber auch!" Ich hatte ihm eine Ladung Wasser uns Gesicht gespritzt und jetzt war es an mir zu lachen. Maite und die anderen beobachteten uns grinsend und genossen einfach die Ruhe und den Frieden. Nach einer Weile kamen die anderen mit zwei Rehen zurück, eilig kam ich aus dem Wasser und verwandelte mich. Zuerst aßen die verletzten, dann kam ich mit den jüngeren und dann kamen die Jäger dran. Tiag hatte diese reinfolge festgelegt und keiner hatte sich beschwert, er war zwar kein Alpha, aber er war definitiv unser Anführer.
Nach dem üppigen Mahl suchte ich mir einen bequemen Platz und schlief ein.
Geweckt wurde ich durch ein bedrohliches knurren, zuerst dachte ich das uns unser altes Rudel uns gefunden hatte, aber nein, um uns herum hatten sich vier Rouges versammelt. Anscheinend waren wir in ihrem Revier und das gefiel ihnen gar nicht. Die anderen waren auch schon aufgewacht und machten sich kampfbereit. Ben schob sich vor mich und knurrte die Rouges an. Wir waren zwar in der Überzahl, hatten es aber mit einem Alpha, zwei Betas und einem Delta zu tun. Das könnte knapp werden. Verängstigt sah ich zu Tiag. Er deutete in den Wald hinter uns. Ich gab ein Winseln von mir, sein Plan gefiel mir ganz und gar nicht. Er sah mir tief in die Augen und ich verstand, das war kein Vorschlag sondern ein Befehl, ich fügte mich und machte mich bereit. Und dann ging es los, der Alpha stürzte sich auf Jannic und riss ihm mit einem ruck den Kopf ab, ich war wie erstarrt. Obwohl ich schon so oft Blut gesehen hatte, war ich von der Menge geschockt. Ben packte mich schließlich im Nacken und rannte mit mir davon. Wir ließen das Kampfgeschehen hinter uns, und damit auch unsere Freunde. Ich fiepste und winselte, ich wollte zurück und ihnen helfen. Aber Ben packte mich nur noch fester.
Er blieb erst stehen als nichts mehr zu hören war, es war mit einem Mal unerträglich still geworden. Ben ließ mich endlich runter und erntete ein leises knurren von mir, er verstand den vorwurf und die Verzweiflung in meinem Knurren. Tiag und die anderen waren das nächste einer Familie was wir hatten.
Winselnd rollte ich mich unter einem großen Baum zusammen. Jetzt waren sie tot, sie waren sicher alle tot. Ben legte sich zu mir und leckte mir beruhigend über die Schnauze. Von jetzt an waren wir auf uns alleine gestellt.
Irgendwann bedeutete mir Ben das wir weiter gehen sollten, es war hier immer noch zu gefährlich. Erst jetzt bemerkte ich das durch das Rennen seine Wunde wieder aufgegangen war und leicht blutete. Ich winselte und leckte ganz vorsichtig über das Fell, um die Wunde sauber zu machen. Ben beobachtete mich dabei, gab aber keinen mucks von sich.
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Me and my big Brother
Kurt AdamBoyxboy In ihrem Rudel wurden Nico und Ben noch nie gut behandelt. Ein Mal die Woche müssen sie und andere Rudelmitglieder tief in den Wald, wo sie dann vom Rest ihres Rudels gejagt und übel zugerichtet werden. Eines Tages haben sie jedoch genug und...