Kapitel 42

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Die nächste Woche verlief normal, wie immer. Ich ging mit meinem Freund und besten Freund zur Schule, verbrachte eine lustige Zeit mit Misaki und den Jungs und trainierte mit meinem Team, so lange es noch möglich war. Doch irgendwie fühlte sich alles anders an. Ich wusste nicht, warum und was es war, aber es machte sich deutlich an meiner Mentalität zu schaffen.

Plötzlich hatte ich die meiste Zeit nur noch schlechte Laune, lachte weniger, fühlte mich kraftlos, konnte mich überhaupt nicht mehr konzentrieren und streitete mich beim Training des öfteren mit Kurama und Kamiki und zu Hause mit meinen Eltern. Sogar gegenüber Akaashi und Misaki wurde ich grob, aber die beiden gehörten zu den wenigen, die noch damit standhalten und mich beruhigen konnten.

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Heute war ein sehr sehr stressiger Tag für mich. Es wurden wieder die ersten Tests geschrieben, ich habe einen Eintrag bekommen, weil ich eine vermeintlich wichtige Hausaufgabe nicht hatte und zusätzlich machten einige Schüler aus meiner Klasse Ärger, weshalb wir nach der Stunde zur Strafe alte Schulbücher aussortieren sollten. Ich hatte nur noch wenige Bücher, die ich hätte durchschauen müssen, doch netterweise übernahm Misaki für mich die Arbeit, damit ich es noch zum Training schaffte. Ich teilte dem Lehrer mit, dass ich fertig bin und so lief ich schnell zur Sporthalle, wo ich nur Suki auffand.

"Hallo Suki, tut mir leid für die Verspätung", begrüßte ich sie hechelnd.
"Hey, schon gut. Du kannst dich in Ruhe umziehen gehen, der Coach ist noch nicht da", meinte sie.
"Okay und wo sind eigentlich Kurama und Kamiki?", fragte ich Suki verwundert.
"Ich weiß es auch nicht. Normalerweise wären sie doch schon da gewesen... Vielleicht ist den beiden kurzfristig etwas dazwischen gekommen und sind dementsprechend für heute verhindert."
"Dann hätten die doch wenigstens Bescheid sagen können", entgegnete ich Suki, woraufhin sie unwissend mit den Schultern zuckte.

Irgendwas ist da doch faul. Die beiden haben sich in letzter Zeit auch sonderbar verhalten. Was könnte denn so wichtig sein, dass sie heute nicht da sind?...

"(Y/N), was ist los?", stupste Suki mich besorgt an und riss mich damit aus meinen Gedanken.
"Ach nichts, ich gehe mich schnell umziehen."

Am nächsten Tag und Samstag beim Frühtraining waren Kurama und Kamiki auch nicht da. So langsam erschien mir die Sache ein wenig suspekt, weshalb ich beschloss, nächste Woche nach den beiden suchen zu gehen und mit ihnen zu reden.

So tat ich es auch. Als ich gerade meinen Klassenraum verließ und mich von Misaki verabschiedete, fand ich Kurama auf dem Gang. Sie bemerkte mich ebenfalls und rannte anscheinend vor mir weg. Irritiert lief ich ihr schnell hinterher und holte sie ein, als wir plötzlich hinter einer Sporthalle waren. Ich konnte Kurama aufhalten, indem ich sie am Handgelenk packte und festhielt, jedoch versuchte sie sich aus meinem Griff zu befreien und schaute mich böse an.

"Was willst du von mir? Lass mich sofort los", zischte sie.
"Ich möchte mit dir reden, aber warum rennst du vor mir weg?", fragte ich sie verwirrt.
"Lass mich bitte los, (Y/N)."
"Erst, wenn du mir sagst, was los ist", sagte ich ernst zu Kurama.
"Es ist nichts, bitte lass mich einfach gehen", flehte sie und schaute beunruhigt auf den Boden.
"Kurama, ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt. Erzähl es mir bitte, vielleicht kann ich dir ja helfen."
"Von dir brauche ich keine Hilfe", meinte sie sauer und riss ihren Arm aus meiner Hand weg.

Wieso ist sie so abweisend zu mir? Ich habe doch gar nichts getan. Bis letzte Woche war zwischen uns doch noch alles in Ordnung.

"Kamiki und ich hören mit Volleyball auf", gestand Kurama.

Mit weitgeöffneten Augen sah ich sie an und wurde etwas lauter:
"Was, wieso das denn? Anfang des Schuljahres habt ihr noch mit uns versucht, neue Mitglieder zu finden und jetzt wollt ihr plötzlich aufhören?! Ich verstehe es nicht."

"Wir haben einfach keine Lust mehr, mit dir in einem Team Volleyball zu spielen!", brüllte Kurama mich an, "Jedes Mal, wenn wir etwas deiner Ansicht nach falsch machen oder wir mal eine Pause brauchen, schimpfst du uns aus. Du bist so gemein zu uns, das merkst du gar nicht. Dir ist es einfach egal, wie es anderen geht und du achtest nur auf dich selbst. Darauf haben wir kein Bock mehr."

"Wow, ich glaube das gerade nicht. Was unterstellst du mir hier eigentlich?!", schrie ich nun auch und war geschockt, "Ich war nur etwas strenger mit euch, weil ihr die meiste Zeit nur am Rand standet und nicht richtig mittrainiert habt!... Beziehungsweise du hast alles getan, was Kamiki auch getan hat oder von dir wollte."

"Das stimmt doch gar nicht, sowas würde sie niemals tun! Kamiki ist meine Freundin", widersprach mir Kurama.
"Wäre Kamiki eine wahre Freundin, hätte sie dich doch nie so ausgenutzt. Selbst du kamst öfters zu mir und hast dich über sie aufgeregt, aber immer bleibst du weiter an ihrer Seite kleben. Warum?"

"Weil sie schon immer meine beste Freundin war und jetzt sind wir sogar zusammen. Wäre Kamiki wirklich so, wie du es sagst, hätte sie mir doch sonst nicht letzte Woche ihre Liebe gestanden. Also hör auf, solche Lügen über sie zu verbreiten", fauchte Kurama.

"Lügen?! Ich sage hier regelrecht die Wahrheit, aber du checkst es einfach nicht. Und welche Liebe?", lachte ich ungläubig auf, "Letztens war sie noch mit dem einem aus eurer Klasse zusammen und danach habe ich sie noch mit einem anderen Typen und einem anderem Mädchen flirten sehen."
"Das war vor zwei Wochen", verteidigte Kurama ihre Freundin.

"Nein, das war letzte Woche und selbst wenn, zwei Wochen sind auch nicht viel. Kurama bitte, wir wissen beide doch ganz genau, dass Kamiki dich für die nächst beste Person verlassen würde. Wirst du ihr zu langweilig, wird sie dich einfach so wegwerfen. Wann verstehst du das denn endlich?"

"Ach, weißt du was, (Y/N)? Genau das meine ich mit gemein. Du gönnst uns einander einfach nicht und verdirbst jeden immer den Spaß. Vermutlich warst du damals auch schon so, weshalb dich niemand im Team haben wollte und dich nicht mochten", konfrontierte mich Kurama.

Was Kurama sagte, verletzte mich sehr, weil es zum Teil stimmte.
Ich versuchte meine Wut und Tränen in mir zu halten, aber als sie meinen Gesichtsausdruck und einzelne Tränen in meinem Gesicht sah, wusste Kurama, dass es genau so damals passiert war.

"Och nein, habe ich da jetzt etwa eine verheilte Wunde aufgerissen? Du armes Ding", bemitleidete mich Kurama ironisch, "Ganz ehrlich, geh jemand anderen weiter nerven. Während dein Club aufgelöst wird, verbringen Kamiki und ich, als Paar, gemeinsam eine wunderschöne und glückliche Zeit im Hauswirtschaftsclub", lächelte sie.

Die haben ernsthaft den Volleyballclub verlassen, um dem Hauswirtschaftsclub beizutreten? Wie lächerlich... Ich dachte, Kamiki hasst solche Clubs.

Kurama kam auf mich zu, legte eine Hand auf meine Schulter und sagte leise:
"Ich wünsche dir viel Glück, bei was auch immer du tust. Viele Möglichkeiten hast du ja nicht mehr."

Sie kicherte und ging dann weg. Nun stand ich dort, alleine, zu tiefst verletzt und kämpfte weiterhin mit den Tränen.

Akaashi hatte mir mal eine Atemtechnik beigebracht, falls ich wütend werde, traurig oder aus der Puste sein sollte. Diese wendete ich an, bevor ich zum Training ging, damit niemand bemerken konnte, dass es mir schlecht ging. Ich wollte zu diesem Zeitpunkt einfach nur noch zum Training, weil das gefühlt das Einzige und Letzte war, was zu diesem Zeitpunkt mich noch von meinen Sorgen und Gedanken ablenken konnte.
So lief ich schnell zu unserer Sporthalle, vor der Suki stand und so aussah, als ob sie die ganze Zeit auf mich gewartet hatte.

Akaashi x Reader🏐❤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt