Ein Lord?

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Alaina keuchte erschrocken auf. Er drückte noch einmal fester zu, Alaina röchelte „Ich... ich habe dich gefunden... du... du bist am Hof des Lord Roben...." Er mustere sie misstrauisch „Weiß er, dass ich hier bin, weiß er das?!" schrie er sie schon fast an. „Nein." würgte sie hervor „Bitte." Immer noch argwöhnisch betrachtete er sie von oben bis unten, bis er sie schließlich seufzend losließ. Alaina schnappe heftig nach Luft und rieb sich den Hals. Der Mann keuchte ebenfalls auf und hielt sich die Wunde, als würde er erst jetzt bemerken, dass sie überhaupt existierte. Alaina eilte zu ihm „Vorsicht ich habe mich wirklich bemüht beim Nähen." gab die junge Sklavin leicht herrisch von sich. Er schaute sie nur erstaunt an „Hast.. hast du die Wunde versorgt?" „Ich habe nicht nur deine Wunde versorgt, sondern dich auch von der Wüste hergeschleift." gab Alaina energisch von sich. „Ich erinnere mich an dich, an deine blauen Auge, ich habe dich in der Wüste gesehen." Alaina nickte zögerlich „Wie geht es dir und wer hat dir das angetan?" Der Mann öffnete den Mund nur, um ihn wieder zu schließen. Er senkte den Kopf. „Es ist ... kompliziert." Er schaute sie zögerlich an „Verrät meine Retterin mir ihren Namen?" gab er nach kurzer Pause mit leicht verschmitzten Grinsen von sich. „Alaina." hauchte sie.

Sein Grinsen vertiefte sich und sein Blick wanderte zu ihrem Hals, er schluckte. „Es tut mir leid, dass ich dich angegriffen habe, ich... ich hatte Panik." gestand er. Sie legte ihn nur lächelnd die Hand auf seine Wange. „Lass mich nach deiner Wunde sehen." Sie untersuchte vorsichtig die Wunde, indem sie den Verband löste. Dabei streifte sie seine harten Bauchmuskeln und ein leises Stöhnen entwich ihr. Sie schaute beschämt auf und spürte wie ihre Wangen rot wurden. „Ich bin übrigens James." „Schön dich kennenzulernen ... James, die Wunde schaut schon nicht schlecht aus du musst dich aber noch ausruhen." „Das geht nicht, ich muss schleunigst weg." gab er kurz angebunden von sich. Erstaunt über seinen plötzlichen Sinneswandel zuckte Alaina ruckartig zurück. „Das geht auf keinen Fall, du bist viel zu schwach und die Wunde könnte jeden Moment aufreißen und dann verblutest du!"

Er knirschte mit den Zähnen. „Wann denkst du denn, dass ich wieder mobil bin?" „In einer Woche vielleicht." „So lange kann ich nicht warten." Stille legte sich in den Raum. Stirnrunzelnd sah er sie an „Was ist überhaupt deine Funktion hier?" „Ich bin eine Sklavin von Lord Roben." Perplex schaute James die junge Frau an „ Sklavin... wieso verrätst du deinem Herrn nicht, wer in seinem Lager schläft?" „Weil er dies nicht zulassen würde, er ist ein Idiot." erwiderte sie trotzig „Er ist nicht mein Herr, ich kann über mich selbst entscheiden, naja rechtlich gesehen nicht, aber trotzdem lass ich mir nicht alles vorschreiben und werde meinen freien Willen auch noch nützen selbst, wenn ich eine Sklavin bin." Belustigt hebt James seine Augenbrauen „Ich gebe dir vollkommen Recht Alaina, doch sind nur wenige mutig genug, sich mit den Konsequenzen auseinanderzusetzen." Die Art mit welcher er ihren Namen aussprach, löste eine Gänsehaut aus, sie erschauderte. Die beiden blickten sich in die Augen, die grün waren mit goldene Sprenkel innen drinnen versehen. Sie konnte ihren Blick gar nicht abwenden.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Terim platzte herein. James und Alaina fuhren ruckartig herum „Terim er ist wach und ihm geht es gut." gab Alaina gepresst von sich. „Wer ist das!" knurrte James und zog sein Messer. Alaina und Terim hoben beide abwehrend ihre Hände „Beruhig dich er ist ein Freund ... auch ein Sklave hier, er wird dich nicht verraten." gab Alaina schnell von sich. Sie schaute erschrocken zu Terim, der ebenfalls perplex vor ihnen stand. Langsam steckte James sein Messer wieder weg, nur um ihn noch weiterhin misstrauisch zu betrachten. „Der Herr hat dich gerufen." seufzte Terim anschließend. „Ich komme schon ... und bitte erstich ihn nicht... ich komme gleich wieder." meinte Alaina an James gewandt. Er nickte nur und sie verschwand sogleich im Dunkeln der Nacht. „Sie hat viel riskiert, dich hierher zu tragen, dich zu pflegen und dich zu verstecken." flüsterte Terim ihm bedrohlich zu. „Es ist deine Schuld, wenn ihr was passiert." „Ich denke, dass sie selbst für sich entscheiden kann, meinst du etwa nicht?" Terim knurrte „Sie wird selbst dann noch wildfremden Menschen helfen, selbst wenn es ihren eigenen Tod bedeuten würde." gab Terim sorgvoll von sich „Sie ist zu gut, als dass ihr etwas Schlimmes passiert." James sah ihn nur an „Keine Sorge, ich gedenke nicht lange hierzubleiben ich werde bald fortgehen." „Das hoffe ich." Mit einem letzten warnenden Blick ging er aus der Hütte und ließ James alleine im Dunkeln sitzen.

„Mehr Wein." verlangte unterdessen der Lord, der mit seiner Gefolgschaft Prejus, Rundgesicht und anderen Wächtern zusammensaß, Frauen hatte sie allesamt nicht, sie genoßen Huren oder leider auch Sklaven in diesem Haus. Alaina füllte sein Glas auf, nur um sich dann wieder mit gesenkten Kopd zurückzuziehen. „Eine wahrliche Tragödie ist dies. Unser Goldjunge der Sohn Lord Orions, verunglückt in den Tiefen der Wüste durch das Schwert grausamer Räuber." Seine Begleiter nickten. „In der Tat, ein schlimmes Ereignis." erwiderte Prejus. Alaina gefror das Blut in die Adern, der Lord Orion einer der großen drei in dieser Wüste verunglückt! Was hatte er hier nur zu suchen. Plötzlich kam ihr ein Geistesblitz, ist es möglich, dass dieser Mann, den sie gerettet hat der Sohn des reichsten Lords auf Erden ist? Sie atmete hektisch auf, zum Glück bemerkte dies niemand. Wieso wollte er sich dann nicht dem Lord preisgeben, was hindert ihn daran, wenn er wirklich James Orion ist? Viele Fragen schwirrten ihr im Kopf.

Als sie weggeschickt wurde, machte sie sich sogleich auf den Weg zur Küche mit dem leeren Weinkrug in der Hand. Dort vernahm sie laute Stimmen. „James Orion, Gott habe ihn gnädig, verunglückt in dieser Wüste." rief die Köchin außer sich vor Aufregung. „Ich habe gehört, dass er unzählige Weiber bestiegen haben muss." wisperte Koja. „So wie der aussehen soll, kein Wunder, wer weiß ob ich nein gesagt hätte, wenn er mich in sein Bett eingeladen hätte, gab Jera von sich, ebenfalls eine Sklavin hier. „Jetzt nicht mehr, er ist tot." erwiderte Soria trocken, die Filo auf dem Arm hatte, einen fünfjährigen Jungen, den der Herr in seiner Rage verkrüppelt hatte. Sie erwiderte den Gruß, den ihr Alaina gab. Filo sprang ihr sogleich auch in die Arme und kuschelte sich fest an sie. „Schön dich zu sehen Kleiner." Sie warf Koja einen Blick zu, sie lag immer noch auf dem Bauch auf einer Liege und erholte sich von den Blessuren. „Geht es einigermaßen?" fragte sie ihre Freundin. Koja nickte ihr lächelnd zu „Danke ... es geht schon."Schmerzerfüllt versuchte sie sich aufzusitzen. „Bleib liegen." sanft drückte Alaina sie runter. „Ruh dich aus." gab Jera auch sorgvoll von sich. „Irgendwann wird er seine gerechte Strafe bekommen." erwiderte Soria mit erboster Miene. Soria war schon lange unter dem Regime des Lords, seit ihrer Geburt. Alaina war erst seit einem halben Jahr hier, vorher lebte sie auf den Straßen Ziras in den Armenvierteln und erbeutete sich mit flinken Händen Geld und Nahrung. Sie wurde noch nie erwischt, das konnte sie mit Stolz behaupten, so viel Stolz mit der ein Diebstahl gerechtfertigt werden kann. Verdreckte Straßen, heruntergekommene Gebäude, Jammernde und Leidende waren an jeder Ecke in dieser Gegend zu finden. Der König und seine Adeligen sorgten sich einen Dreck um ihr Volk, sie beuteten es aus und ließen es bluten. Darum suchten viele auch ihr Glück in Amherra, wo der König zu den Rizaner gutmütig war und ihnen Arbeit gewährte. Doch viele der Lords in Amherra schauten mit erhobener Nase auf die Rizaner herab, sie seien ihnen nicht würdig. Seit ein paar Monaten wurde auch die Sklaverei abgeschafft sehr zu Alainas Freude. Hier in Riza konnten man von solchen Wünschen nur träumen. Eines Tages so schwor sie sich würde sie es auch wieder schaffen, in das Land der Hoffnung zu reisen und die Veränderungen, die es mit den Jahren erbracht hatte, zu sehen. Denn vor vielen, vielen Jahre verbrachte sie mit ihrer Mutter ihr Leben in den Gebieten Amherras.

„Ich werde schon schlafen gehen." mit diesen Worten verabschiedete sie sich und verließ die Küche, auf dem Weg schnappte sie sich noch einen Laib Brot. Jetzt würde sie ihn zu Rede stellen und schauen, ob ihre Hypothese sich bestätigt. Mit einem letzten tiefen Atemzug trat sie in ihre kleine Hütte ein und blickte in zwei erwartungsvolle grüne Augen.

WüstenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt