Heiratspläne

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"Ich möchte nun noch einmal um eure Aufmerksamkeit bitten. Es ist ja mittlerweile schon viel gefeiert worden, ich möchte euch einen weiteren Grund liefern. Mein Sohn, Leopold wird bald heiraten. " Diese Worte löste ein lautes Geflüster unter den Adeligen aus. "Tochter der Herzogin Vanite, Adele Vanite wird die zukünftige Braut des Herrschers von Amherra, so besagen es die Gesetze." Alaina bliebt der Mund offen stehen und auch James blickte erstaunt. Ein düsterer Ausdruck setzte sich in seinem schönen Gesicht fest und sie konnte sehen, dass er die Fäuste zu einem Ballen zusammendrückte. Irgendetwas an dieser Tatsache machte ihn wütend. Auch George und Charly blickten entsetzt drein, es hatte wohl niemand von der Tatsache gewusst, selbst seine Freunde nicht. Lady Orion vernahm einen lauten Seufzer und Lord Orion schien ebenfalls bedrückt. Was ist denn hier los? James stand immer noch wie festgefroren da und Alaina stupste ihn an. Derweil schritt Adele anmutig an den anderen Aristokraten vorbei, die sie mit einem ungläubigen Blick anstarrten. Sie würde Königin werden, diese Tatsache wurde Alaina erst jetzt bewusst. Die Königin hatte in Amherra einen wichtigen Stellenwert, sie steht für die Güte, aber auch für die Tapferkeit, die dieses Land so groß gemacht hatte. "James." Alaina versuchte ihn so von seiner Starre zu lösen. Dieser zuckte zusammen und realisierte endlich, dass Alaina ihn schon seit Minuten ansprechen wollte. "Verzeih, aber die Nachricht hat mich überrascht. Unser Freund Leopold mit dieser Frau, das ist nicht schön." murmelte er und wirkte betroffen dabei. Adele hingegen ging stolz wie ein Pfau die Stufen zum Thron hinauf und Leopold ihr zukünftiger Mann hielt ihr die Hand entgegen und küsste diese sanft. "Ein Hoch auf unsere zukünftigen Herrscher!" Ein Jubeln ertönte und Alaina klatsche zaghaft, sie wusste noch nicht Recht, was sie von dieser Sache halten sollte. "Wieso jetzt schon heiraten, der König wird doch noch nicht abtreten." "Nein, dass nicht, aber man weiß nie, wie lange man leben wird und in seiner Familie sind Herzkrankheiten vorprogrammiert. Unser König ist in diesem Fall schon vorbelastet." James sah immer noch etwas neben der Spur aus, er lächelte ihr zwar zu, jedoch erreichte dieses Lächeln nicht seine Augen. "James." fing Alaina sanft an und wollte ihn in den Arm nehmen, doch er zog sich zurück. "Ich brauche kurz einen Moment." Verwirrt blickte sie ihm hinterher, was war nur los. Er ließ sie in dem Ganzen einfach so stehen. "Alaina." Hinter ihr tauchte Liliana auf mit einem dicken Grinsen im Gesicht. "Wollen wir tanzen?" Ella gesellte sich in diesem Moment ebenfalls zu ihnen. "Wir, aber..." "Wer braucht schon einen Mann zum Tanzen?" Ella zog sie mit sich. Mit einem letzten stirnrunzelnden Blick schaute sie auf die Stelle, wo James gerade eben noch gestanden war. Irgendetwas verschwieg er ihr und er ließ sie einfach so stehen. In diesen Moment war es nach Alainas Bestimmen, diese trübseligen Gedanken aus dem Kopf verschwinden zu lassen und sie ließ sich von ihnen fortziehen. Dabei merkte sie nicht mehr, wie Charly und George James nachstürmten.

"Ihr versteht es wirklich die Aufmerksamkeit auf euch zu ziehen." Herzogin Amoula saß an einem Tisch mit der Lady Hiver, Orion und Geminus. Die vier Damen waren schon seit einiger Zeit an ihrem Stammtisch, wie sie sagten, denn bei jedem Ball saßen sie ab einem bestimmten Zeitpunkt auf diesem Tisch. Die beste Aussicht auf das Ballgeschehen meinte Lady Geminus. "Wir sind halt so schön. " Plumpsend ließ sich Ella auf einen Stuhl nieder. Sie hatten die ganze Zeit getanzt, dabei hatten sie sich an die Hände gehalten und wie wild im Kreis hin und her gedreht. Das hatte die Aufmerksamkeit mehrere Lords und Ladys auf sich gezogen, besonders aber auf erstes. "Wie gefällt dir denn Lord Albert?" fragte Lady Orion ihre Tochter, die nur genervt aufstöhnte. "Ich gehe nach draußen, frische Luft schnappen." Mit einem Wink verabschiedete sie sich, sie brauchte dringend frische und kühle Luft, die ihren Geist nach den Ereignissen dieser Nacht beruhigte. Außerdem wollte sie nicht an den Gesprächen über die schönsten Lords teilnehmen. Sie ließ den Abend noch einmal Revue passieren lassen. Der König hatte ihr heute offiziell gedankt, alle Adeligen des Reiches haben ihr applaudiert. Sie und James hatten das Tanzparkett unsicher gemacht und sie hatte Lady Ares kennengelernt, bei der sie ab morgen trainieren würde und dann die Sache mit der Heirat, dem Kronprinzen und James. Sie konnte immer noch nicht verstehen, was ihn in der Sache so aufgewühlt hatte. Vielleicht sollte sie nach ihm sehen, aber die Tatsache, dass er sie einfach so stehen gelassen hatte, machte sie immer noch wütend. Schwungvoll öffnete sie die Türe und trat hinaus in das Freie, auf die große Terrasse, die von einem steinernen Geländer umsehen war.

Hier hatte man wieder einmal einen famosen Ausblick auf die riesige Gartenanlage. Erleichtert sogen ihre Lungen die frische und kühle Atemluft ein. Mittlerweile war es dunkel geworden, sie wusste nicht wie spät es war, aber sicherlich schon nach Mitternacht. Die Bälle gingen wohl ewig. "Ganz alleine hier?" vernahm sie plötzlich eine Stimme. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie mittlerweile weg vom Ballgeschehen war und auch weg von der Terrasse. Sie hatte sich wohl, während sie in Gedanken versunken gewesen war, in Richtung des Gartens bewegt. Auf einmal spürte sie auch das Gras unter ihren Füßen. Sie drehte sich ruckartig um und da stand der Cousin von James, der ihr heute so anzügliche Blicke geschenkt hatte. "Offensichtlich." Erwiderte sie kühl und verzichtete dabei absichtlich auf das Mylord oder den Knicks. "Pass auf wie du redest, vergiss nicht, wer du bist." Grob packte er sie am Arm und blickte die junge Frau bedrohlich an. "Mylord sagt man da." "Sie müssen mich nicht Mylord nennen." Kühn blickten die blauen Augen in die seine. Mit einem Ruck schleuderte er sie zu Boden und wollte mit dem Fuß auf sie treten, doch sie war schneller, mit solchen Manöver kannte sie sich aus, die Wachen in Riza verwendeten diese auch. Sie war nicht ohne Grund noch nie von ihnen erwischt worden, sie war ihnen immer einen Schritt voraus, so auch jetzt. Ohne Vorwarnung schlug sie ihm beim Aufstehen mit voller Kraft in sein Gesicht, woraufhin er fluchend zurück stolperte. Ungläubig blickte er auf seine blutende Nase und dann auf sie. "Du Miststück." Er setzte sich wieder in Bewegung und wollte gerade auf sie losschlagen, als ein Arm seine Hand erfasste. "Das würde ich dir nicht raten." Es war James, wütend blickte er seinen Cousin an und versetzte ihn einen Kinnhaken. Als der Mann schon am Boden lag, wollte er wieder zuschlagen, doch Alaina hielt ihn ab. Schnell rannte sie vor ihm und blickte in seine grünen Augen, die wutverzerrt waren. "James, hör auf." Knurrend ließ er von ihm ab und stapfte davon. "James Orion, du kommst jetzt wieder her und redest mit mir." Er hielt inne und drehte sich zu ihr um. "Was gibt es zu bereden?" "Deine Reaktion du hast mich stehen lassen und bist einfach gegangen, ohne Erklärung. Findest du nicht, dass ich eine verdiene?" Fragend schaute er sie an und sie blickte in sein verzweifeltes Gesicht. Irgendetwas schien ihn zu quälen, von innen aus aufzufressen. Er fuhr sich durch die Haare und Alaina lief zu ihm. Sanft nahm sie seinen Kopf zwischen ihre Hände. "Was ist den los, James. Wir vertrauen einander, schon vergessen?" Er schenkte ihr ein müdes Lächeln. "Ich war nur überrascht von dieser Nachricht, mein Freund Leopold hat etwas Besseres verdient, jemand besseren und sie als Königin. Das ich ihr in Zukunft Folge leisten muss, bereitet mir schlimme Bauchschmerzen." "Das verstehe ich doch, aber gibt es keine Möglichkeit dies rückgängig zu machen?" "Nein leider nicht, es ist vom König so bestimmt worden, somit kann es nicht rückgängig gemacht werden." Alaina seufzte, diese blöden Regeln immer. Plötzlich stöhnte der Cousin von James neben ihnen auf und beide drehten sich zu ihm um. "Den hab ich ganz vergessen." meinte Alaina trocken. "Sollen wir jemanden holen?" "Nein, dieses Schwein kann selber aufstehen." Hand in Hand gingen sie in Richtung des Schlosses. "Lass uns von diesen Ball verschwinden." "Nichts lieber wie das." murmelte Alaina, sie hatte genug von diesem aufregenden Tag. Müde lehnte sie ihre Schultern an James, der sie daraufhin hochhob. "Ich kann selber gehen." protestierte sie müde. "Ich weiß, aber ich trage dich gerne." Augenzwinkernd trug er sie mühelos hoch und warf sie schließlich auf das Bett in seinem Zimmer. Dabei löste er schon geschickte sein Hemd und blickte sie hungrig an. Dieser Blick löste in Alaina sofort ein wildes Verlangen aus und schon waren sie ineinander verschlungen.

WüstenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt