Das geheimnisvolle Papier

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Es war merkwürdig ruhig ohne die Lords und den Bediensteten. Die meisten waren schon geflohen und hatten sich schnell aus dem Staub gemacht. Nur noch Jera, Koja, Terim und Alaina saßen in der Küche und aßen. "Och ich wollte schon immer den Schokoladenkuchen essen." mampfte Koja. "Du bist ein Vielfraß." lachend stürzte sich Jera auf sie und umarmte sie fest. "Alles in Ordnung?" fragte Terim sie, da Alaina sehr still war. "Ja alles in Ordnung ich ..." "Du denkst an ihn oder?" vervollständigte er ihren Satz und sie konnte die Eifersucht deutlich hören. Er empfand deutlich etwas für sie doch ihr Herz gehörte jemand anderen. Es war mittlerweile spät in der Nacht, die Lords mussten bald das Lager in der Schlucht Albah erreicht haben. Rundgesicht und die Wachen lagen immer noch gefesselt im Schlafzimmer des Lords, es hat auch keinen interessiert, sie zu befreien oder ihnen etwas zu trinken anzubieten. Es waren mittlerweile eh nur noch sie in der einst prunkvollen und behausten Villa. Doch plötzlich ging die Türe auf und alle vier zuckten zusammen. Es war doch schon jeder weg? Soria trat herein und alle jubelten fröhlich als sie sie sahen. "Du bist auch noch hier wo warst du denn?" Soria lachte, das war wohl das erste Mal überhaupt. Die vier blickten sich erstaunt an. "Ich habe vielleicht die Schatzkammer des Lords geplündert ihr wohl eher die Küche." Sie legte den Sack voller Edelsteine auf den Tisch und blickte Alaina an. "Du wusstest von James oder?" fragte Alaina sie. "Ja ich wusste von ihm. Du hast jeden Tag Essen für ihn stibitzt, dass war schon auffällig und dein Verbandszeug war auf einmal aufgebracht. Als dann die Information über den gefallenen jungen Lord gekommen ist, habe ich eins und eins zusammengezählt." "Danke für das nicht verraten." Alaina nahm sich noch ein großes Stück Kuchen. "Auf dem Weg zur Wüste habe ich übrigens das gefunden, das sollte dich interessieren." Sie reichte ihr ein Stück Papier und nahm ihren Sack voller Edelsteine. "Macht was aus eurem Leben." sie winkte zum Abschied und verschwand. "Eigenartiges Weib." murmelte Terim und stürzte sich auf die Pasteten, die auch in der Speisekammer waren. Alaina lachte auf und widmete sich dem geheimnisvollen Papier. "Eine Nachricht von James!" Aufgeregt sprang sie auf. "Sie wurde wohl vom Wind weggeweht und Soria hat sie gefunden." Hastig las sie den Text vor.

"Liebe Alaina ich werde abreisen, denn ich muss etwas tun, um die Katastrophe abzuwenden. Ich werde die Armee des Westen, wenigstens Teile davon in Richtung Ilurias führen. Wir werden in ein paar Tagen von Norden aus angreifen. Übermittel es meine Eltern, damit sie ihre Kriegsplanung dementsprechend danach ausrichten können. Ich liebe dich, James. " Er liebt mich, Alaina stockte der Atem und sie lächelte versonnen. Ein unglaubliches Gefühl breitete sich in ihr aus sie vermisste ihn so schrecklich, sie wollte ihn küssen, ihn drücken, schmecken und ... Sie biss sich auf die Lippen. Doch sie konnte die Nachricht seinen Eltern nicht überbringen, sie waren bereits abgereist. Die Nachricht war dafür gemacht worden, dass hier alles glatt läuft, doch es ist ziemlich aus dem Ruder gelaufen. Sie muss schleunigst nach Iluria. "Du musst es ihnen sagen." Jera, Koja und Terim blickten sie an. "Die Pferde sind alle weg, ich ... ich muss laufen." Sie raufte sich die Haare. "Hilft nicht." Schnell schnappte sie sich Proviant für die ganze Reise. Was kann sie alles brauchen? Eine Wasserflasche auf jeden Fall und ... "Alaina du sollst erst morgen los. Es ist schon zu spät." Terim sah sie an und hielt ihren Arm fest. Er sah sie eindringlich an. "Ich ... du hast Recht, ich sollte erst schlafen." "Na komm. Morgen ist auch noch ein Tag." Jera legte den Arm um sie und sie begannen es sich auf den Strohbetten neben der Küche bequem zu machen. Die Uhr tickte, Terim, Jera und Koja schliefen bereits doch Alaina lag noch wach und grübelte. Sie kann nicht warten, sie muss es ihnen sagen! Die Wüste ist doch kein fremder Ort für dich, nimm die Abkürzung, dann bist du in einem Tag zu Fuß an der Kammspitze. Vorsichtig richtete sie sich auf, damit sie die anderen nicht weckte. Sie sollten zu ihren Familien zurückkehren und ihr Glück finden. Diese Aufgabe war ihr bestimmt. Schnell schnappte sie sich Proviant und schlich sich aus der Villa. Die Wüste schimmerte im Nachtlicht, sie liebte es, denn so war der Sand nicht golden wie in der Sonne, sondern er war silbern. Sie holte tief Luft. Auf gehts.

Die Sonne ging mittlerweile auf, sie war die ganze Nacht durchgewandert. Nun begann es heiß zu werden, sie band sich ihre Haare zusammen und legte sich ein Kopftuch auf, damit sie keinen Sonnenstich bekam. Sie war echt müde, überall an ihr klebte Sand und sie hatte furchtbaren Durst. Ihre Wasserflasche hatte sie mittlerweile ganz ausgetrunken, sie blickte auf sie steinige und sandige Gegend. Sie hatte gerade den großen Felsen passiert, in ungefähr acht Stunden Fußmarsch müsste sie am Ziel sein, doch jetzt sollte sie sich erstmals ausruhen. Wie erwartet taucht die Oase auf, die direkt hinter dem großen Felsen lag, den sie gerade erklommen hatte. Der Ausblick war atemberaubend. Sie besann sich einen Augenblick und genoß den Moment. Sie liebte die Weite der Wüste, das Rauschen des Sandes, der sich in dem Wind kräuselte und die Stille. Sie schloss die Augen, die Wüste war ihr Metier, hier kannte sie sich aus. Früher als sie noch kleiner war, hatte sie immer hier gespielt. Ihre Mutter hatten ihr immer die schönsten Steine herausgesucht, mit denen sie dann ihre Zeit verbrachte. Jeder Stein hat sich in eine Figur verwandelt, in einen König, einen Prinzen oder eine Prinzessin. Sie spielten stundenlang miteinander und ihre Mutter erzählten ihr immer Geschichten aus ihrer Kindheit. Selbst jetzt noch fehlte sie ihr, sie vermisste sie so schrecklich. Doch jetzt zählte etwas anderes, nämlich der Krieg. Kopfschüttelnd versuchte sie die sentimentalen Gedanken zu vertreiben. Sie lag sich neben der Oase in einen Schattenplatz und fiel erschöpft in einen traumlosen Schlaf.

Schritt vor Schritt vor Schritt. Immer weiter. Alaina zwang sich wieder einen Schritt zu setzten. Ihre Beine und Füße taten ihr so unglaublich weh. Sie biss die Zähne zusammen. Sie hatte geschlafen und ging schon seit Stunden. Schritt vor Schritt vor Schritt. Nach einigen Stunden fiel sie erschöpft zu Boden und schlief sogleich ein. Jedoch riss sie sich nach kurzer Zeit wieder heraus, um weiterzuwandern. Nach einiger Zeit hörte sie es schließlich. Pferdegetrampel, Brüllen und das Klirren von Waffen. Sie war da und es herrschten bereits Kämpfe. Sie beschleunigte ihr Tempo, ihre bereits kaputten Beinen protestieren, doch sie ignorierte sie. Bald war sie an einem Hügel angekommen. Diesen erklomm sie im Windeseile und das Bild, das sich ihr bot, ließ ihr dem Atem rauben. Tausende von Männer kämpfen bis auf das Härteste in dem Schlachtfeld. Eine Armee von rot gekleideten Männer kämpfe gegen die Armee der Rizaner, die schwarz gekleidet waren. Sie konnte kein bekanntes Gesicht erkennen. Wildes Kampfgeschrei hallte von der Ebene nieder. Selbst hier auf der Höhe konnte sie den Gestank von Blut riechen. Sie zwang sich ruhig zu bleiben und zog sich zurück. Irgendwie musste sie zum Zelt der Lords gelangen. Sie blickte sich hektisch um und da war ihre Lösung. Ein schmaler Weg, der an dem Kampfgeschehen vorbeiführte. Erleichtert seufzte sie auf und machte sich sogleich auf den Weg. Das war echt eng! Stöhnend quetschte sie sich an den schmalen Weg entlang. Nur noch ein paar Meter, los! Mit einem Stöhnen gelangte sie aus dem engen Weg. Das Kampfgeschrei war weniger geworden es war nur noch etwas gedämpft zu hören. Sie hoffte, das die Armee Amherras im Vorteil war. Als sie aufsaß, keuchte sie. Es waren ungefähr tausend Zelte zu sehen, sie war wohl auf ein Lager gestoßen. Nur die Frage war, welches Lager? Leise schlich sie sich an den Felsen entlang. Zur Not konnte sie sich hinter diesen verstecken. "Halt!" eine laute Stimme ertönte. "Was machst du hier!" Eine starke Hand ergriff sie unter den Achseln und riss Alaina mit. "Wie bist du in dieses Lager gekommen!" Er schüttelte sie grob und zerrte sie mit. Sie konnte seinen Hautteint nicht mehr erkennen, da es mittlerweile nachts war. Er betrat ein Zelt. "Ich habe sie bei den Felsen herumlungern gesehen!" rief der Soldat und warf sie auf den Boden. Alaina stöhnte vor Schmerz und schaute auf. Bitte keine Rizaner, sie musste ein vertrautes Gesicht sehen.

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