Der Ball

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"Du siehst wunderschön aus Alaina." brachte er hervor. "Du siehst aber auch nicht schlecht aus." Sein Gesicht verzog sich zu seinem altbekannten schiefen Lächeln, dass sie so sehr liebte. Das war glatt gelogen er schaute nicht nur nicht schlecht aus, er schaute atemberaubend aus. Der schwarze Anzug schmiegte sich an seine breiten Schultern und seiner kräftige Statur und das weiße Hemd mit den aufgestellten Kragen betonten sein kantiges Gesicht. "Ich weiß." Grinsend hielt er ihr den Arm hin. Der Augenkontakt zwischen den beiden war so intensiv, dass die anderen den Blick abwenden musste. Alaina konnte jedoch schwören, dass sie aus ihren Augenwinkeln ein breites Lächeln auf dem Gesicht von Lady Orion sah. "Bereit, dich von mir ausführen zu lassen?" Sie nickte nur. Hinter ihr reihten sich nun auch die anderen ein und als sie aus dem Zimmer hinaustraten, warteten auch schon Charly, George, Lord Geminus und Lord Orion auf sie. Ebenso war noch ein Mann mittleren Alters unter ihnen, der wohl der Vater von Ella war, der Herzog Amoula. Dieser lächelte Alaina zu und George konnte sich ein Kommentar offenbar nicht verkneifen. "Fast wie eine Lady." Charly gab ihm einen Schubs in die Rippen, worauf dieser auflachte. "Wie eine Lady." Doch dem jungen Lord blieb nicht viel Zeit für Schabernack, denn sein Blick fiel auf Ella, die in ihrem regenbogenfarbenen Kleid wirklich sehr herausstach, doch es passte zu ihr und Alaina bewunderte ihren Mut zu sich selber. "Ella, du siehst sehr ... hübsch aus." brachte George stammelnd hervor. Die anderen blickten sich mit hochgezogenen Augenbrauen an, denn George war nur selten sprachlos. "Ich weiß." meinte Ella nur selbstbewusst und hielt ihrem offensichtlichen Verehrer den Arm hin, den dieser sogleich erfasste. "Na dann wollen wir mal." Lord Orion nickte allen auffordernd zu und die Truppe setzte sich in Bewegung. Alainas Herz raste, sie war so schrecklich nervös, es passiert ihr sicherlich etwas Dummes, dass sie stolperte oder sich nicht angemessen verhalten würde. Sie war kein Mensch für solche Auftritte. "Alles wird gut." Beruhigend streichelte James ihre Hand und sogleich verflog die Angst, er hatte eine immense Auswirkung auf ihre Gefühle, er war der einzige, der in solchen Momenten, die Ruhe in ihr wiederherstellen konnte.

Die Musik wurde immer lauter, je näher sie dem Saal kamen und es drang Gelächter durch die Tür. Sie blieben vor einer großen goldenen Tür stehen, die fein verschnörkelte Muster aufwies. Dann ging sie auf und Alaina bliebt der Mund offen stehen. Noch nie hatte sie so etwas Faszinierendes erblickt. Der riesige goldene Ballsaal, mit den funkelnden Kronleuchtern war überfüllt mit Menschen in den prachtvollsten Kleidern. Darüber hinaus spielte eine wunderbare Musik, mit dem herrlichsten Violinklang Tanzlieder und in der Mitte des Saales wurden die Frauen von den Männern in den Anzügen an das Parkett geführt. Die Kleider, die sich anmutig durch die Bewegungen der Ladys drehten, bildeten eine bunte Vielfalt. Ihr Blick fiel zu dem Thron, an dem der König saß. Rechts neben ihn blieb der Stuhl leer, er gehörte der verstorbenen Königin. Keiner durfte sich hinaufsetzten, bis ein neuer Herrscher gekrönt wurde. Dieser besagte neuer Herrscher saß auf einem kleineren Thron unterhalb seines Vaters und beobachtet die tanzende Menge unter ihm. Er wirkte noch blässer als vor ein paar Wochen, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, sie wollte James gerade fragen, als Leopold sie zu sich herwinkte und so schritten die Lordschaften an den anderen Adeligen vorbei, die diese freudig begrüßten. Alaina bekam jedoch keinen Gruß ab, sie wurde nur angestarrt. Sie war die Sensation, die Neuigkeit, eine Sklavin, die Amherra gerettet hatte. Eine Untergebene in einem prächtigen Abendkleid. "Meine Freunde." Der König erhob sich und sie alle sanken in einen tiefen Knicks. Bei offiziellen Angelegenheiten gingen sie immer förmlicher miteinander um, im Privaten lachten sie miteinander und erzählten die außergewöhnlichsten Geschichten, so hatte James es ihr berichtet. Er deute ihnen, sich wieder aufzurichten und blickte in die Menge seiner Untertanen. "Hört her." Sofort war es mucksmäuschenstill im Saal und jeder lauschte begierig den Worten ihres Herren. Auch die Musik setzte aus und selbst die Bediensteten, welche Getränke und Essen den Lords servierten, blieben stehen, um den König zuzuhören. "Heute feiern wir, denn wir haben die Niederträchtigkeit besiegt, welche sich in unserem Land breitgebracht hat. Lord Roben oder jetzt nur Roben, der sich mit den Rizaner verbunden hatte und auf schändlichste Art unser Heimatland und die wichtigsten Menschen umbringen wollte, ist diese Niederträchtigkeit. Er wird für seine Taten hängen." Er setzte eine Pause an und blickte machtvoll auf seine Untergebenen. "Doch der Grund wieso er nicht siegen konnte, wieso Lord James Orion und seine Familie, sowie die Lordschaften Ares und Geminus nicht gestorben sind, der Grund wieso die Schlacht in den Bergen Ilurias gewonnen wurde, der Grund wieso, Lord Roben nicht noch weitere Morde verantworten würde, dieser Grund meine Freunde ist eine junge Frau, die den Mut gehabt hatte, sich der Tyrannei zu stellen, eine junge Frau voller Tatendrang, die uns alle gerettet hat." Bei jeder seiner Worte wurde Alainas Atem hektischer und hektischer, sie wusste, worauf dies hinaussollte und sie war absolut nicht dafür bereit dafür. "Alaina." rief der König ihren Namen und er hielt ihr seine Hand hin, die sie zitternd ergriff. Aufmunternd blickte James ihr zu. Sie trat an die Seite des Königs und blickte nun mit ihm auf die Adeligen dieses Landes hinab. "Wir verdanken ihr viel." Ein Jubeln ertönte in der Menge und die Adeligen stimmten ein und klatschen ihr zu. Ein Keuchen durchfuhr, alle Adeligen, die reichsten der Welt klatschen ihr zu, zumindest die meisten. Eine Reihe von Menschen verzogen nur verdrießlich das Gesicht, doch davon ließ sie sich nicht abbringen, denn die meisten schenkten ihr ein freundliches Lächeln. Ein berauschendes Gefühl durchdrang sie.

WüstenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt