Alte Bekanntschaften

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"Soria." flüsterte Alaina atemlos und blickte die alte Frau an, die im Schein der Fackeln, welche an der Wand befestigt waren, stand. Ihre Silhouette bewegte sich aus dem Schatten in die Helligkeit der Flamme und sie konnte ihr altes Gesicht erkennen und die listige Augen, die so oft in Anwesenheit von Lord Roben in der Villa die Augen verdreht haben. "Erbärmlich." meinte sie nur und reichte ihr die Hand, die Alaina zögerlich ergriff. "Was machst du hier?" fragte Alaina ihre alte Freundin atemlos und ging auf sie zu. "Meine Güte Mädchen du hast vielleicht eine Fahne, ich hätte gedacht du bist mit dem Lord weggelaufen?" Alaina zuckte zusammen, als hätte die alte Frau sie geschlagen, es war auch fast wie ein Schlag in ihr Gesicht. "Ich.. ja, eine lange Geschichte." Sie blickte zu der Frau, die einst ihre nun ja fast Freundin gewesen ist. Auf jedenfall hatten sie gemeinsam bereits einiges erlebt. Erst jetzt beim näheren Betrachten fiel ihr auf, wie edel sie gekleidet war, die Juwelen, die sie sich aus der Villa geschnappt hatte, hatten sich jetzt wohl bezahlt gemacht. "Ich leite eine Firma hier, mehrere um genau zu sein." Sie nahm Alaina an der Hand und führte sie mit sich. "Eine Geschäftsfrau sozusagen, kein Mann?" Soria schnaubte nur und verdrehte die Augen. "Bitte ich brauche keinen Mann, um erfolgreich zu sein, eher im Gegenteil, die sind mir nur ein Klotz am Bein. Ich besitze mehrere Firmen hier und auch in andere Städten. Die Juwelen von Roben haben mir wirklich geholfen. Komm ich lade dich auf ein heißes Getränk ein, aber kein Alkohol." Sie drohte mahnend mit dem Finger und Alaina schaffte es ein müdes Lächeln an den Tag zu legen. "Danke." Die alte Frau tätschelte nur ihre Wangen und zog sie immer weiter, bis sie vor einem großen Gebäude angekommen war. Bewundert hob Alaina eine Augenbraue und Soria zuckte nur unberührt mit den Schultern. "Ich habe ja gesagt, ich bin erfolgreich." 

"Also hat er dich verlassen?" Alaina hatte ihr alles erzählt, von der Schlacht bis hin zu dem Moment der Trennung, wobei Soria ebenfalls schon etwas über sie wusste. Ihre Geschichte hatte sich in ganze Amherra bekannt gemacht, sie war wirklich zu einer kleinen Berühmtheit geworden. Die Betonung lag auf war. "Nein, ich habe ihn verlassen." murmelte Alaina und nahm einen großen Schluck von dem warmen Tee, welchen ihr eine Dienstbotin vorhin gebracht hatte. Überrascht hob Soria eine Augenbraue und biss sich auf die Lippen, um nicht zu lächeln. "Ich bin stolz auf dich." "Stolz schau mich an, ich bin erbärmlich." "In der Hinsicht ja, aber du hast deinen Wert erkannt und du hast dich nicht auf die Abmachung von ihm eingelassen, seine Mätresse zu sein. Die Männer glauben wirklich, dass sie sich alles gefallen lassen können." "Ich wünschte ich hätte es angenommen, dann wäre ich bei ihm. Ich vermisse ihn so schrecklich." Alaina schluchzte auf und blickte mit tränenden Augen zu Soria, die nur mitfühlend nickte. "Ich weiß mein Kind, aber wärst du glücklich, wenn du als seine Mätresse in jeder Nacht zur Verfügung stehen müsstest. Wenn eine ganz andere Frau, die dich obendrein beleidigt hat, seine Hand halten darf im Tageslicht?" zählte Soria die nüchternen Fakten auf und Alaina schluckte. "Nein wäre ich nicht." Eine Stille entstand und Soria stand auf, um sich zu strecken. "Das ist noch nicht alles." Soria hielt inne und blickte die junge Frau an. "Es gibt noch mehr?" "Ja, ich habe meinen Vater gefunden. Es ist Lord Geminus, er hat es mir kurz nach dem Streit mit James gesagt." "Das ist heftig." "Er wusste es auch schon länger und hat es mir verschwiegen, ich fühle mich von allen hintergangen." "Wahrscheinlich musste er erst einmal selbst damit klarkommen." "Ich weiß Soria und ich weiß, dass ich das verstehen sollte, aber ich .... wenn er es gewusst hätte, hätte mein Leben ganz anders ausgesehen, ich hätte nicht so viel erleiden müssen, ich wäre keine Sklavin gewesen, ich wäre frei gewesen und hätte ein Leben in Wohlstand gehabt." "Aber er hat es nicht gewusst oder?" "Nein, hatte er nicht. Er ist ein guter Mann. Die letzten Monaten hat er über mich geschaut, dass ist mir erst später bewusst gewesen, er wollte Zeit mit mir verbringen, ich .... er ist sicherlich ein guter Vater, aber ich habe Angst, dass es zu spät ist." "Für Verzeihen ist es nie zu spät." Soria sah der jungen Frau tief in die Augen. 

"Überlege dir gut, wie es mit dir weitergehen soll, denn das, was du jetzt machst, ist keine Lösung. Du solltest in dir gehen und überlegen, wie du weitermachen sollst." Alaina nickte und schloss krampfhaft die Augen. Sie schämte sich für ihr Verhalten in den letzten zwei Wochen. Sie musste sich endlich damit auseinandersetzten und das Gespräch mit Soria hat so gut getan. Sie sah die Dinge endlich, wie sie wirklich sind. Sie und James würden nicht mehr zusammenkommen, es war eine Traumvorstellung und selbst als Mätresse wäre sie nicht glücklich geworden. Sie musste sich der Tatsache stellen, dass es zwischen ihnen ein für alle Mal aus sei. Aber die Sache mit ihrem Vater, das konnte sie noch hinbiegen. "Danke." Sie stand auf und blickten der alten Frau in ihre weisen Augen, die ihr nur zulächelten. "Jera ist in Luna." Überrascht blickte sie Soria an. "Was?" "Ich hatte sie auf ihrer Durchreise getroffen." "Ich hatte sie nicht gefunden, sie ist nicht in dem Melderegister." "Sie hält sich im Untergrund, das sollte sie dir selber erzählen. Heute darfst du noch erbärmlich sein, morgen will ich die alte Alaina wiedersehen, die mutige Alaina. " Mit diesen Worten verließ sie den Raum und ließ Alaina alleine mit ihren Gedanken zurück. 

"Der Lord." Die junge Frau, in die James in Zira hineingelaufen war, sah ihn erschrocken an. "Koja." James erwiderte den Blick und William warf den beiden einen warnenden Blick zu, denn die Wachen beobachteten sie bereits. Schnell nahm James die junge Frau am Arm und dränge sie in die enge, in Schatten gefüllte Gasse, wo er sie gegen die Wand drückte und schlussendlich los ließ. "Was machst du hier? Alaina hat mir erzählt, du würdest zu deiner Familie am Land gehen?" Koja schluckte nur und blickte ihn und William verängstigt an. "Alles gut wir tun dir nichts." Beruhigend legte ihr William den Arm über und blickte leicht verärgert zu James, der sie entschuldigend anblickte. "Verzeih mir, ich dachte du ... ach egal. Was machst du hier?" "Ich ... meine Familie hatte Schulden und die rizanischen Wachen haben mich hierher geschleppt, ich soll die Schulden im Schloss als Küchengehilfin abarbeiten ." "Das tut mir Leid Koja." Sie nickte nur und die beiden Herren blickten sich betroffen an. "Was ist mit Alaina. Geht es ihr gut?" James zuckte zusammen drückte seine Hände krampfhaft zu einer Faust. "Sie hat mich verlassen." "Nein nicht möglich, ihr seid füreinander geschaffen, sie liebt dich so sehr James, das ist nicht möglich, nein." "Ich habe ihr genügend Gründe dafür gegeben. Kurz gesagt, ich kann sie nicht heiraten, ich muss eine andere nehmen, ich hätte ihr einen Platz als meine Mätresse angeboten, aber..." "Sie wollte ihn nicht." beendete Koja den Satz und blickte ihn kopfschüttelnd an. "Kein Wunder." James spannte sein Kiefer und nickte nur. Er wusste, dass dies falsch war doch zu diesem Zeitpunkt erwies es sich als optimalste Lösung. "Ich weiß. Doch nun ist sie weg." "Nicht alles hat sich nach der Villa zum Besseren geändert. Was machst du überhaupt hier. Ihr plant doch nichts oder?" William und James sahen sich nervös an, was Koja zum Gehen bewegte. "Nein, ihr könnt doch keine Menschen hier umbringen. Was wollt ihr?" Panisch wollte sie weglaufen, doch William hielt sie fest. "Hör zu, wir tuen niemanden Unschuldigen was, das alles soll die Tyrannei beenden. Ja wir planen etwas, doch nur wenige werden zu Schaden kommen und du kannst frei sein. Das willst du doch oder?" Koja schaute zögerlich von James zu William, der sie eindringlich musterte. "Er hat Recht." "Dann will ich euch helfen." Koja reckte ihr Kiefer und blickte die Männer erwartungsvoll an. "Das können wir nicht von dir verlangen, das ist zu gefährlich." verneinte James. "Das ist meine Entscheidung. Wenn ihr dem ein Ende setzten wollt, dann könnt ihr meine Hilfe gebrauchen. Also wie ist der Plan?" Stirnrunzelnd sahen sich die beiden Herren an und James begann schlussendlich zu erzählen. 

WüstenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt