Familie

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"Erzählst du mir jetzt endlich, was los ist?" Lady Geminus stand am Fenster ihres Schlafzimmers und blickte ihren Mann den Lord Geminus an, der auf einem Stuhl neben dem Kaminfeuer saß. Es war mittlerweile abends und die Dunkelheit wallte in den Stunden der Nacht. Der Lord hatte ein Glas Whiskey in der Hand, sein Hemd war offen. Er wirkte zerstreut und müde. "Alaina sie kommt mir so bekannt vor." Er sah seine Frau an, die sich auf den Stuhl neben ihn setzte und in die funkelnde Glut blickte. "Woher kennst du sie denn?" fragte sie ihn. "Ich kenne nicht sie, sondern ihre Mutter." Bei diesen Worte blickte seine Frau ihn überrascht an. "Ihre Mutter, woher?" Der Lord nahm einen großen Schluck von seinem Glas und räusperte sich. "Ich hatte vor Jahren eine Beziehung zu einer rizanischen Frau, das ist schon Ewigkeiten her, sechzehn Jahre um genau zu sein." Lady Geminus stand ruckartig auf und blickte ihren Ehemann wütend an. "Ich hätte gedacht, wir hätten uns von unseren vorherigen Liebesgesichten alles erzählt. Ich habe dir doch auch von meinen früheren Verehrern erzählt?" Der Lord blickte sie nur reumütig an. "Es tut mir so Leid, Mila." Er stand auf und nahm sanft ihre Hüften. "Die Beziehung war von kurzer Dauer, sie war eine Heilerin in einem Heereslager, ich habe mich zu der Zeit als ich noch grün hinter den Ohren war wohl in sie verliebt. Dann führte das einen zum anderen und wir teilten gemeinsam das Bett. Jedoch ging diese Liaison bald zu Ende, denn sie zog weiter und ich musste in meine Heimat zurück." "Du hast sie geliebt?" Mila Geminus sah ihren Mann traurig an. "Ja das habe ich, jedoch sind meine Gefühle nach einiger Zeit verschwunden und dann traf ich eine junge Frau in Amherra, die ihre Zeit gerne in Gärten verbrachte und staubige Bücher liest und in diese Frau habe ich mich Hals über Kopf verliebt." Sanft küsste ihren Nacken, wohingegen seine Frau glücklich auflachte. "Du Dummkopf du. Ich verzeihe dir." "Das ist schön zu hören." Er führte sie an den Stuhl zurück und schenkte ihr ein Glas Wein ein. "Und was hat dies nun mit Alaina zu tun?" Er seufzte daraufhin auf und ließ sich ebenfalls in den Stuhl nieder. "Sie schaut aus wie sie, das hat mich das erste Mal geschockt, als ich sie gesehen hatte." "Also ... ist sie ihre Tochter?" zog Lady Geminus die logische Schlussfolgerung daraus. Der Lord nickte nur und nippte an seinem Getränk. Eine kleine Pause entstand zwischen dem Ehepaar, während Lady Geminus die Tatsachen erst einmal begreifen musste. Dann ging ihr plötzlich ein Licht auf und sie keuchte erschrocken auf. "Ihre Augen, ist es möglich?" Sie sprang von ihrem Stuhl auf und lief aufgeregt im Raum umher. "Du meinst, sie ist deine Tochter?" Lord Geminus starrte in das Fackeln der Flamme. "Sie ist sechzehn, sie ist eine Ebenbild ihrer Mutter, ihr Vater ist Amherraner, den sie nie kennengelernt hat und sie hat blaue Augen. Es sind nur Indizien, aber die Möglichkeit besteht." Lady Geminus sank wieder in den Stuhl und blickte ihren Mann an, der sie mit entschuldigenden Augen ansah. "Und was tun wir jetzt?" "Ich habe schon Nachforschungen angestellt, Leute beauftragt, die dies für mich widerlegen oder bestätigen." "Ich meinte eher, was ist wenn sie es ist?" "Ich weiß es nicht." Verzweifelt blickte er seine Frau an. "Ich denke, die Nachricht wird sie nicht gut aufnehmen und ich kann es verstehen, die letzten Jahre waren verdammt hart für so ein junges Mädchen und ich bezweifle, dass sie es mir verzeihen wird, dass ich sechzehn Jahre nicht für sie da war. " Lady Geminus nahm seine Hand, denn sie konnte sehen, wie sehr ihn dieser Gedanke quälte. "Ich habe mir schon immer eine Tochter gewünscht." Sie lächelte ihn an und küsste ihn auf die Stirn. "Falls sie es wirklich ist, dann werden wir uns ihrer annehmen." "Ich hatte Angst, wie du dies aufnehmen würdest, sie ist ja nicht aus deinem Blut." Zerknirscht blickte er seine Frau an, die daraufhin nur heftig den Kopf schüttelte. "Ich mag sie, sie ist tapfer, freundlich und mitfühlend, wenn sie wirklich deine Tochter wäre, dann würde ich versuchen für sie da zu sein, was ich jetzt natürlich auch schon mache. " "Sie ist wirklich ein tapferes Mädchen und ich wäre ein stolzer Vater." Sie blickten sich beide in die Augen in stummer Einigkeit. "Charly sollte bisweilen noch nichts erfahren." mutmaßte Lady Geminus. "Es sollte jetzt noch keiner erfahren, außer uns zwei und den Leuten, welche die Nachforschungen anstellen." "So machen wir es." Somit war es eine beschlossene Sache.

WüstenköniginWo Geschichten leben. Entdecke jetzt