Kapitel dreiundzwanzig: Sei mutig wie ein König!

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MEROWEN

Mit einer flüssigen Bewegung zog ich das Schwert aus seiner Halterung und betrachtete es im Schein der wenigen Leuchtkugeln, die die Waffenkammer erhellten. Es war meisterhaft geschliffen, scharf und lag gut in der Hand. Kurzerhand steckte ich die illyrianische Waffe zurück und schlang den Waffengurt quer über meinen Rücken. Langschwerter konnte ich bei meiner Größe leider nicht an der Hüfte tragen, sie behinderten mich aufgrund ihrer Länge zu sehr beim kämpfen. Mit ein paar routinierten Griffen hatte ich alle Gurte festgezogen und überprüfte nochmals den Rest meiner Kleidung. Meine Haare hatte ich geflochten und dann mit einem Lederband zu einem strengen Dutt in meinem Nacken geschlungen; meine Lederhose klebte wie eine zweite Haut an meinem Körper und die leichte, mit Metall verstärkte Weste lag schützend über meinem Oberkörper. Ich war bereit. Zumindest redete ich mir das ein. 


"Ich bin fertig.", teilte ich den beiden Fae mit, die mich bei Sonnenaufgang abgeholt und seitdem nicht aus den Augen gelassen hatten.

Wortlos verbanden sie mir die Augen und griffen nach meinen Ellenbogen. 

Sogar mit meiner Zimmerwand habe ich schon bessere Gespräche geführt.


Beron wollte offensichtlich kein Risiko eingehen, indem er mich mehr als nötig sehen ließ. Diese Mühe hätte er sich sparen können; meinen Orientierungssinn hatte ich wie es mir schien bereits vor Monaten am Eingang des Herbsthofes zurückgelassen. Ich unterdrückte ein nervöses Kichern und konzentrierte mich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Immer Schritt für Schritt, das war mein Plan. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich wäre frei von Angst, doch ich würde das hier durchziehen. Erst einmal musste der High Lord mir eine Aufgabe stellen. Was es auch sein mochte, davor fürchten konnte ich mich später auch noch.

Mit einem unsanften Ruck bedeuteten mir die Wachen, stehenzubleiben; dann hörte ich das Geräusch von Metall, das über Stein schrammte. Es erinnerte mich an die schweren Türflügel der Bibliothek.

Die Augenbinde wurde mir heruntergerissen und ich blinzelte geblendet gegen das helle Licht. Dann sah ich mich um.



Ich befand mich in einer Art riesigen Arena aus dunklem Stein, deren Decke ich selbst mit in den Nacken gelegtem Kopf nur undeutlich erkennen konnte. Außer dem Zugang hinter mir konnte ich keinen Ausgang entdecken; die meterhohen Wände zu allen Seiten waren glatt und boten kaum Schutz. Links von mir war eine Tribüne aufgebaut, auf der sich bereits eine große Menge versammelt hatte. Auch sie war so hoch gebaut, dass ich nur die obersten Ränge sehen konnte. Beron schien aus meiner Prüfung ein großes Spektakel machen zu wollen. Und wollte sich gleichzeitig selbst in Sicherheit wissen.

Feigling.


Plötzlich trat eine Gestalt vor und gebot mit einer herrischen Bewegung Ruhe. 

"Meine lieben Freunde, heute werdet ihr Zeuge eines ganz besonderen Ereignisses.", die Stimme des High Lords dröhnte durch die Arena.

Neben ihm sah ich Cassian und Nesta an den Rand treten; Sorge spiegelte sich in ihren Gesichtern wieder. Dennoch konnte ich nicht verhindern, dass mein Herz beim Anblick des Illyrianers einen kleinen Sprung machte.

Machst du dir etwa Sorgen?

Cassian lächelte und griff sich mit einer Hand an die Brust. Dann verdrehte er die Augen und sank theatralisch nach hinten; Nesta bekam ihn in letzter Sekunde am Arm zu packen.

Tales of Wings and Fire (ACOTAR fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt