Kapitel dreiunddreißig: Ein neuer Anfang

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EINIGE WOCHEN SPÄTER...

CASSIAN

Mit Tränen in den Augen sah er ihr entgegen. Seiner Seelengefährtin. Seinem Leben. Seinem Ein und Alles. Er war so unfassbar stolz auf sie. Das Band leuchtete golden auf, als Cassian ihr seine Emotionen übermittelte. Unmittelbar richtete seine Gefährtin sich auf und drückte die Schultern ein bisschen mehr nach hinten. Kerzengerade stand sie inmitten den Thronsaals; sie wirkte winzig inmitten des schweren roten Umhangs, der sich in weiten Wellen hinter ihr ausbreitete und mit zwei goldenen Spangen an ihrem dunkelgrünen Kleid befestigt war. Er wusste nicht, ob es an ihrer neuen Position als High Lady lag oder schlichtweg daran, dass sie seine Seelengefährtin war, doch alles Licht und jeder Atemzug im Raum schien sich auf sie zu richten. 

Die letzten Wochen waren das reinste Chaos gewesen. Nach Berons Tod hatten sich die meisten seiner Anhänger widerstandslos ergeben; die wenigen übrigen Kampflustigen hatte er zusammen mit Eris und Merowen schnell eines Besseren belehrt. Erst vor einigen Tagen waren sie an der Grenze des Herbstreiches ausgesetzt worden. Ahillea und Eris hatten Milde walten lassen und die Fae lediglich verbannt, anstatt sie zu töten. 

Elia saß seit ihrem Mordversuch an Merowen in einem Verlies im tiefsten Gang des Schlosses; nachts konnte man noch immer ihre Schreie hören. Bei einem seiner vielen Gespräche mit Rhys hatte Cassian herausgefunden, dass Elia während der Schlacht um den Sommerhof in Kontakt mit dem König vom Hybern gekommen war. Seine dunkle Präsenz hatte sie so stark beeinflusst, dass Beron diese negative Energie nur in die Hand hatte nehmen musste, um sie nach seinen Wünschen zu manipulieren. 

Gemeinsam mit dem High Lord der Nacht würde er nach einem Heilmittel suchen, Nesta hatte bereits ihre Hilfe angeboten. Sie besuchte die Gefangene beinahe jeden Tag. Cassian hoffte, dass Nesta durch Elia nicht nur die Illyrianerin, sondern auch sich selbst heilen konnte; die beiden hatten Ähnliches erlebt und Nesta schien sie tatsächlich zu mögen.




MEROWEN

Tief atmete ich die warme Herbstluft ein, die durch die offene Decke strömte. Besonders Ahillea war in den letzten Wochen über sich selbst hinausgewachsen. Sie hatte ihren Turm geöffnet und seit Berons Tod täglich die Fae des Herbsthofes angehört. Mit Hilfe von Eris hatte sie ellenlange Listen von Problemen, Wünschen und Sorgen aller erstellt und versuchte nun Schritt für Schritt, den Herbsthof wieder zu dem wunderbaren Ort zu machen, der er in ihrer Vergangenheit bereits gewesen war. 

Bald schon hatten sich die Neuigkeiten vom Machtwechsel am Herbsthof wie ein Lauffeuer im gesamten Reich herumgesprochen. Viele Fae, die unter der Herrschaft der Teleri  meinem Großvater treu gedient hatten und sich aus Angst vor den Vanserras versteckt gehalten hatten, waren zurück an den Hof gekommen. Ahillea hatte mit jedem Tag, den sie einen weiteren alten Bekannten in die Arme schließen konnte, ein bisschen mehr von ihrem alten Ich und sonnige Gemüt zurückgewonnen. Ich war so glücklich für meine Mutter. Und heute würde ich sie stolz machen. 

Lächelnd trat ich näher an Ahillea heran, die die Krone des Herbsthofes in den Händen hielt. Das filigrane Diadem war riesig; bisher war es ausschließlich von Männer getragen worden. Doch dieser Hof war bereit für eine Frau an seiner Spitze. Ich spürte es an den freudigen Wellen von Energie, die die Magie in meinem Blut knistern ließen. Diese Lebensfreude, DAS war es, wofür der Herbsthof einst geliebt worden war und wofür er gestanden hatte. Bisher war nur ein Hauch davon zurückgekehrt, doch ich konnte es nicht erwarten, meine Heimat wieder aufblühen zu sehen. 

Heimat. Dieses Wort war immer noch ungewohnt und fühlte sich unbeholfen an, sobald ich es aussprach. Die letzten 10 Jahre hatte ich keine gehabt. In Windhaven hatte ich mich nie richtig zu Hause gefühlt. Und doch.. ich drehte meinen Kopf in Cassians Richtung. Mein Seelengefährte begegnete meinem Blick mit einer Intensität, die mir das Blut in die Wangen steigen ließ. Und doch war gleichzeitig eine so unendlich tiefe Liebe darin zu erkennen, dass ich es kaum erwarten konnte, sie zu entdecken. Alles zu entdecken. Mit IHM.






Tales of Wings and Fire (ACOTAR fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt