Kapitel 5

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Jack sitzt immernoch an der langen Tafel und schlürft seinen Becher leer. Er trinkt nicht viel, da er morgen wieder lossegelt.

Wie sehr er Elsa und ihre Mutter vermissen wird!

Der frisch vermählte Herr Havington liegt auf dem Tisch und schnarcht laut. Er stinkt nach Alkohol. Jack lässt ihn hier unten liegen.

Er macht sich auf den Weg in die Wirtschaft nicht weit von seinem Haus entfernt.

Der rothaarige Junge öffnet die Türe zum Wirtshaus, wünscht allen eine gute Nacht und geht in den obersten Stock.

Als er die Türe zu seinem Zimmer aufmacht, entdeckt er eine dunkle Gestalt, die auf seiner Bettkante sitzt. Sie hat eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen.

Er zieht vorsichtshalber sein Schwert und hält eine Öllampe vor sich hin.

Da erkennt Jack die Gestalt: Es ist Elsa. Ihre roten langen Haare blitzen unter der Kapuze hervor.

Er lässt sein Schwert sinken und geht auf sie zu.

Ihre Haare fallen ihr ins Gesicht.

Er streicht ihr die Kapuze vom Kopf.

Sie hat ein blaues, dick angeschwollenes linkes Auge und eine große Schramme auf der rechten Wange.

Außerdem ist ihr Gesicht dick angeschwollen.

Der Junge begutachtet ihr geschwollenes Gesicht.

"Heilige Mutter Gottes! Was ist passiert? Wer war das?", fragte er fassungslos.

"Ist.... ist nicht so wichtig...", stammelt Elsa.

Ihre Augen sind rot vom weinen.

"Doch, Elsa! Wer hat dir das angetan?"

"Das.... war.... ein Ritter.... ich kannte ihn nicht..... er kam rein.... und.... und...", schluchtzte sie.

"Ist schon gut; kleine Schwester! Ganz ruhig!", versucht Jack sie zu beruhigen.

Als er sie in den Arm nehmen will, zuckt sie zurück.

"Okay Elsa. Ich will dir nichts tun! Ich bins, dein Bruder! Du brauchst keine Angst mehr zu haben! Hier bist du sicher!", sagt Jack.

Elsa nickt nur und legt den Kopf auf die Schulter von ihrem großen Bruder. Er streicht ihr ihre Haare hinter das Ohr.

Dann sagt auf einmal Elsa in die Stille hinein:"Nimm mich mit, Jack!"

"Was?!", fragt er ungläubig.

"Nimm mich mit auf das Schiff, Jack! Bitte!"

"Elsa! Du weißt doch genau, dass soetwas nicht geht!"

"Ich kann mich heimlich draufschleichen!", schlägt Elsa vor.

Doch Jack lacht nur. "Das ist doch bloß ein Scherz, oder?"

"Nein, Bruder."

"Du... du meinst es wirklich ernst? Elsa, du bist meine Schwester und du bist mir wichtig und ich würde alles für dich tun, doch das ist zu viel verlangt!"

"Warum?"

"Weil 1. Du einen Ehemann hast,

2. Du pflichten zu erfüllen hast

Und 3. Weil du ein Mädchen bist! Du würdest auffallen!"

"Ich kann mich verstecken!"

"Genau, und am Ende wirst nicht nur du von Mutter gehasst!"

"Aber...."

"Nein, kein aber! Ich werde dir nicht helfen, auf das Schiff zu kommen! Ich verbiete es dir!", sagt Jack ernergisch.

Als Elsa leise anfängt zu schluchtzen, sagt Jack:"Elsa! Du hast einen Ehemann und hast nun Verantwortung! Ich werde bald wiederkommen!"

Elsa nickt nur. Sie ist verzweifelt. Und hat Angst, die nächste Zeit ohne Jack alleine mit Narbengesicht zu verbringen. Ihr Herz wird ganz schwer davon.

"Los, beruhigt dich wieder. Es wird alles gut werden. Du wirst schon sehen. Du kannst heute bei mir schlafen."

Elsa legt sich hin, doch schlafen kann sie nicht. Kein Auge macht sie diese Nacht zu.

Leise summt sie ein brühmtes Seemannslied:

Wenn das Meer das Schiff und die Crew fast in die Knie zwingt,
Die Wellen an die dicken Holzwände schlagen;
Die Männer schier verzweifelt sind,
Wir halten alle zusammen,
Denn die See ist stark,
Doch wir gemeinsam sind stärker,
Doch wir gemeinsam sind stärker....

Die PiratenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt