Kapitel 13

1.4K 76 4
                                    

Ein kaltes nasses Etwas trifft mich mitten ins Gesicht. Erschrocken fahre ich hoch und schnappe nach Luft. Alles ist verschwommen. Also kneife ich die Augen zu und mache sie wieder auf.

Langsam erkenne ich meine Umgebung: überall sind Gitterstäbe. Es stinkt nach Schimmel. Und ich bin auf einem Schiff.

Vor mir steht ein Mann mit einem Eimer Wasser in der Hand. Er guckt mich an, grinst hämisch und sagt:"Aufwachen, Junge. Willkommen in der Hölle." Dann geht er davon.

Ich sitze immernoch auf dem Boden und starre dem Mann nach. Ich fasse mich an den Kopf, da ich schreiende Kopfschmerzen hab. Ich fühle getrocknetes Blut an meiner Schläfe. Wo bin ich?!

Angstrengt versuche ich mich an letzte Nacht zu erinnern. Es sind nur Bruchstücke...

Da ist Jack... er spricht mit mir...
Und dann bin ich in der Vorratskammer... 2 Männer stehen dort... ich verstecke mich... und plötzlich erinnere ich mich an das Schiff mit schwarzen Segeln...

PIRATEN! Oh nein! Aber... warum bin ich hier? Warum haben sie mich nicht umgebracht?
Was ist mit den anderen passiert? Und Jack!?

Es sind unendliche Fragen, die mir durch meinen immernoch schmerzenden Kopf gehen.

Ich will aufstehen, doch etwas hindert mich dabei. Verwirrt schaue ich auf meinen Fuß und entdecke eine rostige Fußfessel mit einer Kette dran. Sie ist sehr schwer. Ich zerre verzweifelt an ihr.

"Lass das lieber. Das bringt nichts.", sagt eine Stimme. Ich schaue mich verdutzt um und entdecke einen dunkler Schatten neben meiner Zelle.

"Was? Wer bist du?", frage ich.

"Ist es denn wichtig wer ich bin? Ich war mal Soldat eines Schiffes. Jetzt bin ich Gefangener so wie du.", sagt die Gestalt.

"Was wollen die von uns?", frage ich.

"Keine Ahnung. Als ich hier aufgewacht bin, haben sie mir gesagt, ich werde niemals wieder zurückkehren können."

"Wie lange bist du schon hier?"

"Lange... zu lange... hab irgentwann die Tage nicht mehr mitgezählt..."

Mir stockt der Atem. Was um Gottes Willen wollen die von uns?

Stöhnend setze ich mich wieder. Ich lehne mich an die Wand und schaue mich um. Und ich entdecke noch mehr junge Gefangene. Es sind insgesamt 12. Mit mir dann 13. Die meisten sind so alt wie ich. Manche sind sogar jünger, fast noch Kinder.

Ich fasse mir gedankenverloren in die Hosentasche. Dort spüre ich mit meinen Fingern meine Holzfigur. Ich hole sie heraus und streiche gedankenverloren über das weiße Holz.

"Was ist das für eine Figur?", fragt der Junge neben meiner Zelle.

Dieses mal lehnt er sich nach vorne, sodass ich sein Gesicht sehen kann. Er hat ein sehr hübsches Gesicht mit einer Narbe auf der Stirn und einem Bart. Ich muss schon sagen, er sieht wirklich, wirklich hübsch aus.

"Die ist von meinem Vater. Sie ist nichts besonderes.", sage ich.

Er runzelt die Stirn. "Es gibt eine Legende... wer eine Figur, geschnitzt aus Elefantenzähnen, zur Insel der Toten bringt, dem erlangt unendlich viel Macht und Reichtum..."

Ich fange an zu lachen. "Na klar. Und ich bin ein Seeungehäuer. Die Figur ist nur von meinem Vater, die er von einem Händler bekommen hat. Mehr nicht. Sie ist wertlos. Und sie ist aus Holz."

"Darf ich mal sehen?", sagt er und streckt die Hände durch die Gitterstäbe.

Doch bevor ich sie ihm geben kann, kommt ein Pirat die Treppe hinunter gepoltert und bleibt vor meiner Zelle stehen. Ich verstecke die Figur hinter
meinen Rücken.

Die PiratenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt