Sorry sorry sorry :(
Ich kann mich nicht erinnern, woher ich diese Augen des Mannes kenne. Er sieht mir einfach direkt in die Augen. Ich will mich befreien von dem Bann, doch es geht nicht. Erst bis der Mann selbst den Blick senkt und zu Boden blickt, kann ich seinem Blick entgehen.
"Was macht ihr hier?", fragt der Bettler.
"Wir... sind hier gestrandet...", versucht Will zu erzählen. Alle blicken gebannt hinter den Mann und sperren die Ohren auf, ob sie Schreie hören."Erzählt mir nichts. Morris und sein Auftraggeber sind hier. Wegen den Schatz...", sagt er in einem komisch schrillen Ton.
Ich frage mich langsam, ob der Mann verrückt sei.
Plötzlich hören wir Schreie. Sie haben uns entdeckt! Ein paar schreien leise auf. Andere wollen davonrennen.
"Scccht!!! Seit leise! Kommt mit mir! Ich habe ein sicheres Versteck!", sagt er und winkt hecktisch mit der Hand. Haben wir eine andere Möglichkeit?
Ich denke, alle denken gerade das gleiche. Alle folgen dem leicht verrückten Typen in das Gebüsch. Wir laufen viele viele Meter. Wir klettern riesige Baumwurzeln hoch, waten durch eiskaltes Wasser. Doch irgendwann kommen wir zu einer Höhle.
Der Bettler legt den Finger auf die Lippen und hebt einen dichten Strauch ... hoch. Darunter entdecken wir eine Öffnung.
Leise und ohne einen Mucks rennen wir nacheinander in die Öffnung hinein. Unten angekommen, schauen wir uns neugierig um.
Der Mann hat ein großes Bücherregal an der Wand stehen, zusammengeflickt mit Blättern und Ästen. Darin befinden sich viele Bücher. Eine große Feuerstelle ist mitten im Raum. Auf der linken Seite gibt es einen großen, unbequem aussehenden Sessel. Er sieht aus, als wäre er hier angespühlt worden, denn die Wolle quillt schon überall heraus.
"Setzt euch. Macht es euch bequem.", sagt der Mann freundlich.
"Ähm... Sir? Haben sie vielleicht etwas zum anziehen?", frage ich und erröte dabei leicht.
Die anderen Jungs kichern. Der Bettler schaut kurz irritiert, versteht dann aber und winkt mich zu ihm rüber. "Komm her. Ich habe zwar nicht viel, aber ich denke, das genügt."
Er gibt mir ein großes weites Hemd, das mir zum Glück bis zu den Knien reicht. Er lächelt kurz.
Nachdem alle sich um die Feuerstelle gesetzt haben, fängt der Mann an zu kochen.
Ich sitze neben ihm und schaue ihm zu.
"Wie heißt du eigentlich?", frage ich neugierig."Phillip.", sagt er knapp. Redselig ist er nicht gerade, stelle ich fest.
"Wie bist du hier her gekommen?", fragt diesmal Meth.
"Schiffbruch. Bin 2 Tage mit einem Holzbruchstück übers Meer getrieben. Bin dann hier her gekommen."
"Und wo kommst du her?", frage diesmal ich wieder.
"Aus England. London, un genau zu sein. War Händler."
"Wie lange bist du schon hier?", fragt Meth.
"Keine Ahnung. Lange. zu lange." Er wird schweigsamer.
"Hattest du Familie?", fragt Will.
"Ja. Eine Frau und 3 Kinder...", antwortet er knapp und wischt sich unauffällig eine Träne aus dem Auge.
Nach dem Essen gehen alle schlafen. Sie sind müde und kaputt. Nur ich und Philipp sind noch wach.
"Warum gehst du nicht schlafen?", frage er.
"Bin nicht müde. Und wenn ich nicht müde bin kann ich auch nicht schlafen."
Phillip fängt leise an zu lachen. Es ist ein sehr angenehmes Lachen. "Was ist?""Das hat meine Frau auch immer gesagt."
Ich grinse in mich hinein. Genau wie meine Mutter.
"Vermisst du sie? "
Er nickt und sieht mich mit einem komischen Blick an.
"Ich habe eine Tochter und zwei Söhne. Gott sie müssen gewachsen sein. Haben vielleicht sogar schon Kinder. Und meine Frau..."
"Ich hoffe, du siehst sie bald wieder..", sage ich mit einem warmen Lächeln.
"Naja, meine Tochter ist ihrem Vater viel näher als sie denkt...", sagt er. Die Aussage verwirrt mich etwas. Doch ich entschließe mich, schlafen zu gehen und nicht weiter zu fragen.
Phillip guckt zur Seite. Als ich mich gerade schlafen legen will, sagt er hinter mir:" Gott , du siehst aus wie deine Mutter..."
Dieser Satz lässt mich erstarren. Ich bekomme kaum noch Luft und bemühe mich, ruhig zu atmen. Ich kann mich nicht bewegen. Es trifft mich wie ein Schlag. Vor lauter Schock wird mir speiübel. Zorn steigt in mir hoch. Unzählige Fragen schießen gleichzeitig durch meinen Kopf, sodass ich Kopfschmerzen bekomme...
Kann das wirklich mein all die Jahre totgeglauber VATER sein?? DER Vater, der mir genommen wurde und DER Vater den ich all die Jahre so schmerzlich vermisst habe?
Kann dieser Mann wirklich mein Vater, DER Vater sein, den ich einst vergötterte?
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Die Piraten
Historical FictionElsa lebt mit ihren 2 Brüdern und ihrer Mutter in London. Dann wird sie gegen ihren Willen verheiratet. Nach einem Jahr in der Hölle schafft sie es zu fliehen. Doch dann wird Elsa von Piraten entführt... ACHTUNG! Es kommen auch brutale Gewaltszenen...