Kapitel 15

1.4K 76 4
                                    

Den restlichen Tag kann ich mich nicht beruhigen. Immer wieder flüstere ich Wills Namen. Doch er ist immernoch nicht wach. Zumindest atmet er noch. Wenigstens etwas. Ich habe Angst wie er reagieren wird, wenn er wach ist. Wird er sauer oder gar böse auf mich sein?

Ich schäme mich so... warum muss ich immer so tollpatschig sein?! Es hätte MICH treffen sollen!! Und nicht IHN! Aber er hat sich vor mich gestellt... er hat mich beschützt... er wollte mir die Schmerzen ersparen... er hat alles auf sich genommen und alles über sich ergehen lassen...
Ich bin ihm sehr sehr dankbar dafür.

Ich sitze an der Wand und starre ins Leere. In diesem Moment regt sich Will. Er setzt sich stöhnend vor Schmerz auf und schaut sich um, bis er mich erblickt. Er schaut mich eindringlich mit seinen umwerfenden braunen Augen an. Ich versuche, seinem Blick standzuhalten, doch ganz schaffe ich es nicht und unterbreche den Blickkontakt.

Auch er schaut weg.

"Danke.", flüstere ich leise.

"Was?"

"Ich sagte: Danke."

Will nickt mir zu. Er lächelt dabei. Dabei blitzen seine weißen Zähne hervor.

"Ich bin dir was schuldig.", sage ich in die Stille hinein.

"Nein. Nein, das bist du nicht. Das war selbstverständlich. Vergiss es einfach."

Ich starre ihn halb belustigt, halb irritiert an. Ich soll es vergessen?! Er bekommt diese Hiebe wegen mir und ich soll es vergessen?

"Du musstest herhalten für meine Tollpatschigkeit. Ich kann nicht so tun, als wäre nichts passiert. Tut mir leid. Ich kann es nicht auf mir sitzen lassen. Ich KANN es nicht vergessen.", sage ich entschieden.

Will schaut mich von der Seite an.
"Du bist und bleibst mir ein Rätsel.", erwiedert er dann.

Bevor ich mich wehren kann, geht die Türe auf und ein Pirat kommt herein. Im Schlepptau hat er ein Junge. Fast noch ein Kind. Er ist höchstens 14.

Der Pirat stößt ihn in die Zelle neben mir und bindet ihn an. Der Junge ist ganz starr vor Angst. Er ist kreidebleich im Gesicht.

"Ein Glück, dass wir dich aus dem Wasser gefischt haben. Hat gezappelt wie ein Fisch. Wieviele Gefangene haben wir jetzt?", sagt der Pirat.

Er zählt sie mit dem Finger.

"Es sind jetzt 14. Wir sind vollzählig."
Der Pirat grinst komisch. In seinen Augen blitzt es. Verwirrt schüttle ich den Kopf. Vollzählig für was?!

Meine Abenteuerlust und Neugier kommt wieder in mir hoch. Was genau haben diese Piraten mit uns allen vor? Es wird höchste Zeit, das herauszufinden. Irgentwie muss ich die Gespräche der Piraten belauschen.

Ich versuche erstmal, den kleinen Jungen neben mir zu beruhigen. Dieser ist nun wieder aufgewacht aus seinem Schock und schreit herum. Er ist völlig hysterisch vor Angst.

Irgendwann kommt der Pirat herein und brüllt den Jungen an:"RUHE! Wenn du jetzt keine Ruhe gibst, binde ich dich an den Masten und du musst bei dem Regen die ganze Nacht draußen verbringen!!!"

Das wirkte. Der Junge verstummte augenblicklich und schaute verschüchtert den Piraten an. Dieser brummte mürrisch etwas und stolzierte nach draußen.

Der Junge setzte sich in die Ecke und zog die Knie dicht an seinen Körper. Er schluchzt leise vor sich hin.

"Hey. Wie heißt du?", frage ich ihn ruhig.

Er schaut überrascht auf und schaut mich mit großen Augen an.

"Ich... ich heiße Matthew. Aber... man nennt mich auch nur Meth."

Die PiratenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt