Elsa wacht durch ein Geräusch auf. Es ist schon mittag. Sie sieht sich um. Sie ist immernoch in Jacks Zimmer. Doch etwas ist anders. Ja.
Jacks Sachen sind weg! Das Zimmer ist leer.
Das Mädchen springt auf, reißt sich die Decke weg, schlüpft in ein paar Kleider, die sorgfältig neben dem Bett liegen und rennt zum Hafen. Doch das Schiff ist schon weg. Nur das Segel sieht sie noch auf dem weiten Meer.
Langsam sinkt sie zu Boden.
Warum hat er mich nicht geweckt?! Ich wollte mich doch noch verabschieden!
"Bitte Jack! Lass mich jetzt nicht alleine! Nicht jetzt!", flüstert sie immer wieder vor sich hin. Sie beginnt leise zu schluchtzen.
Zusammengekrümmt sitzt sie auf dem Boden und weint bitterlich.
Am Nachmittag steht sie auf und macht sich auf den Weg in ihr neues Haus.
Sie hat furchtbare Angst vor Narbengesicht. Wird er sauer sein wenn er bemerkt hat, dass sie nicht in ihrem Bett war?
Zittrig öffnet Elsa die schwere Holztüre des Hauses.
Drinnen steht noch die lange Tafel, doch sie ist schon abgedeckt. Diener und Mägde rennen hecktisch umher und tragen Sachen nach draußen.
Oben an der Treppe steht ihre Mutter und schaut sie mit einem halb entsetzten Blick an. Elsa läuft auf sie zu.
Die zwei Frauen sehen sich an. Ihre Mutter mustert ihr angschwollenes Gesicht, doch sie sagt nichts.
"Dein Ehemann erwartet dich drinnen.", sagt sie nur trocken und geht davon.
Elsa geht in das Zimmer. Als sie das Bett entdeckt, zieht sich ihr Brustkorb zusammen und sie bekommt kaum noch Luft. Sie muss immer an gestern Abend denken.
Narbengesicht steht am Fenster und starrt hinaus. Er hat die Arme auf den Rücken verschrenkt.
"Guten Morgen, Elsa.", sagt er.
"Guten morgen.", sagt Elsa leise und macht einen Knicks.
"Verzeih mir bitte, ich hatte gestern wohl ein wenig zu viel des guten Weines.", sagt er und kichert leise.
Elsa atmet innerlich aus. Also hat er von alldem nichts bemerkt.
"Ich muss für ein paar Wochen fort. Ich weiß, ich hätte länger bleiben sollen angesichts unserer Hochzeit, doch mein Termin lässt sich leider nicht verschieben.
Ich hoffe, du verstehst das.
Doch ich will nicht, dass du alleine bist. Also hab ich Alfred beauftragt, dich zu beschützen. Ich stelle ihn dir gleich vor."
Elsa nickt leicht. Sie ist neugierig, wer dieser Alfred ist.
Dass Narbengesicht für ein paar Wochen weg ist, stört sie nicht. Er macht ihr Angst. Also freut sie sich auf die Wochen ohne ihren Ehemann.
"Elsa. Ich möchte dir einmal was sagen. Ich weiß, du fürchtest dich vor mir. Doch ich schwöre dir, ich werde dir niemals wehtun! Du wirst es gut bei mir haben.", sagt er fast liebevoll.
Elsa senkt leicht den Kopf. Sie weiß nicht, ob sie ihm vertrauen kann.
Da öffnet sich die Türe des Zimmers mit einem lauten Rumms.
Elsa läuft es eiskalt den Rücken runter. Ihre Beine werden wackelig, sodass Elsa denkt, sie geben gleich nach.
"Ah! Alfred! Da bist du ja! Alfred, das ist meine Frau Elsa. Elsa, das ist Alfred, mein Ritter und dein Beschützer."
Nein! Das ist doch alles bloß ein Albtraum! Das kann nicht sein! Unmöglich!
Es ist der Ritter von gestern Nacht.
Er zwinkert Elsa hämisch zu.
Elsa senkt schamvoll den Blick.
"Ich muss gehen! Alfred, achte gut auf sie.", sagt Narbengesicht und verschwindet aus dem Zimmer.
Der Ritter und Elsa bleiben zurück.
Alfred legt den Finger auf die Lippen und grinst Elsa an. Sein Blick ist voller Gier. Dann schreitet auch er aus dem Zimmer.
Elsa steht nun alleine im Zimmer und will am liebsten sterben oder im Boden versinken.
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Ich werd wahrscheinlich im nächsten Kapitel einen Zeitsprung machen :)
Vielen dank an alle Leser :D
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Die Piraten
Historical FictionElsa lebt mit ihren 2 Brüdern und ihrer Mutter in London. Dann wird sie gegen ihren Willen verheiratet. Nach einem Jahr in der Hölle schafft sie es zu fliehen. Doch dann wird Elsa von Piraten entführt... ACHTUNG! Es kommen auch brutale Gewaltszenen...