Kapitel 15

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Rafael

»Also, hermano, was hast du für mich?« Frage ich aufgeregt. Ich fühle mich wie ein kleiner Junge an Weihnachten.
Bevor er antwortet, klopft es an meine Tür. Ich öffne sie und blicke auf einen wütenden  Pedro. Fast wäre ich in Gelächter ausgebrochen. »Warte mal kurz«, sage ich zu Francisco.
»Pedro, mein Freund« versuche ich die Wogen zu glätten.
»Du hast mich vergessen!« Ja, das habe ich »ich habe zwei Stunden auf dich gewartet!« Ich kneife die Augen zusammen und kräusle die Nase.
Franciscos Lachen dringt durch das Handy und Pedro senkt seinen Kopf zu Seite »Ist das Francisco?«
Ich stelle auf Laut, damit wir beide mithören können. »Hey, seit wann bist du in Puerto Rico?« Anscheinend hat Pedro niemanden von seinem Trip erzählt.
»Ich bin vor zwei Stunden gelandet, aber RAFAEL hat vergessen mich abzuholen« er brüllt meinen Namen.
»Tja. Wie dem auch sei. Ich habe tatsächlich etwas herausgefunden. Nicht besonders viel, aber vielleicht hilft es euch beiden dennoch.« Beginnt er. Ich tausche noch einige Blicke mit Pedro aus, die so viel bedeutet wie immerhin. »Es gibt nicht viel über das Mädchen. Ich kann euch aber versichern, dass es nicht die Tochter von Alvaro ist.« Letzteres flüstert er schon fast.

»Wieso bist du dir da so sicher?« Fragt Pedro. »Weil ich es weiß, Alvaro hat nur einen Sohn.« Seine Stimmlage lässt keinen Zweifel zu. Ich meine sogar so etwas wie Schmerz herauszuhören. Gedanklich mach ich mir eine Notiz ihn später darauf anzusprechen.

»Die wenigen wissen überhaupt das sie existiert. Na ja, eigentlich wissen es nur der engere Kreis, deshalb hat es etwas gedauert bis ich etwas gefunden habe. Wie sie genau zu den Lobos steht, ist noch unbekannt. Es heißt, sie hätte etwas mit Suarez.« 

»Also ist ihre Freundschaft mit Alberto doch tiefgründiger.« Sagt Pedro

»Leider nicht, mein Freund. Wenn die Gerüchte stimmen, ist Alberto ihr Schwiegersohn.« Für einen Moment sind wir sprachlos, bis Francisco beginnt weiterzuerzählen. »Es heißt man hätte sie adoptiert, deshalb trägt sie auch den Nachnamen Márquez. Zu der Prüfung habe ich Folgendes herausgefunden: Sie soll nächste Woche stattfinden. Der Ort wird immer erst einige Stunden vor Beginn der Prüfung mitgeteilt. In diesem Fall ist es aber nur so eine Art Prüfung, ein Schein, nichts weiter.«  

»Was meinst du mit so eine Art?« Fragt Pedro deutlich interessierter, während ich mich frage, wieso man ihre Existenz geheim hält?
»Es...« Francisco atmet tief durch »Es soll eher eine Hinrichtung sein. Man erwartet nicht, dass sie überleben wird.«
»Besser für uns, oder nicht?« Meint Pedro.
»Wieso eine Hinrichtung? Wenn man nicht erwartet, dass sie überlebt, wieso lässt man sie daran teilnehmen und tötet sie nicht gleich, anstatt sie Leiden zu lassen?« Frage ich.
»Na ja, so wie ich es verstanden habe, soll es so eine Art Ritual sein, deshalb sagt auch keiner etwas dagegen. Ich weiß nicht genau, was es mit der Prüfung auf sich hat« antwortet Francisco.» bisher waren die Prüfungen aber immer sehr blutig und es kommt nur einer lebend heraus.« Fügt er hinzu.
»Tja, die Kleine wird es garantiert nicht sein, also lass uns unsere Taschen packen und sofort wieder verschwinden.«
»Pedro!« Ermahnt ihn Francisco und ich muss mir leider eingestehen, dass Pedros Art gerade wirklich unsensible ist, selbst wenn sie es verdient hat. Ja, ich möchte sie tot sehen, aber vor allem möchte ich wissen, wie sie von Amalia erfahren hat. Wie konnte sie den Kontakt zu ihr aufbauen, ohne dass wir es mitbekommen haben?
Pedro schaut abwechselnd zu mir und dem auf das Tisch liegende Handy, dann seufzt er und verlässt das Zimmer.

Alba

Der Keller ist kalt und feucht. Ich rüttle an meine Armen und Beine, rüttle an die Ketten, die mich an die Wand fixieren. Versuche mich in meine Gedanken zu flüchten. Denke an Manuel. Denke an Mercedes und irgendwie auch an Rafael. Was wäre passiert, wenn ich in jener Nacht nicht nach Hause gegangen wäre? Wenn ich auf Manuel gehört hätte? Mich niemals mit Alberto getroffen hätte? Oder wenn ich über meinen Stolz gesprungen wäre und Alberto geheiratet hätte? So viel hätte, letztendlich habe ich es nicht getan, also hilft mir das hätte nicht.

Mi enemigoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt