Zurück im Krankenhaus gilt meine Aufmerksamkeit der Uhr. Manolo wird jeden Moment auftauchen. Ich sollte jetzt mit Diego sprechen, ihm erzählen was ich mit Manolo ausgemacht habe, aber ich darf es nicht riskieren. Rafael darf nichts erfahren und dennoch bitte ich meinen Freund hinaus. Diego begleitet mich in das Wartezimmer. Hier ist es laut, weswegen unser Gespräch keine weiteren Zuhörer haben sollte. Ich beginne damit ihm von meinem Plan und Manolos Aufgabe zu erzählen, anschließend von meinem Verhältnis mit Juan. Nicht alles, sondern nur wie er für mich da war und unsere verschiedenen Erziehungen. Zuletzt erzähle ich ihm von dem Abschied meines Vaters.
»Und jetzt, was glaubst du jetzt?« fragt er, nachdem ich mit der Erklärung des Abschiedes beendet habe.
»Ich denke... ich bin zu Naiv. Mein Vater hat mich nicht geliebt und er wollte mich auch nicht als Nachfolgerin, sonst hätte er mich nicht ein Tag vor der Prüfung gequält. Sonst hätte er mich nicht auch dann gedemütigt, wenn nur wir beide im Raum waren. Er hätte die Ehe oder Vergewaltigung nicht zugelassen. Es war einfach nur ein Traum den ich noch immer nicht ganz niederringen konnte.«
»Es tut mir leid für dich, dass du so viel leiden musstest.« ich erwidere nichts. Das war nicht der Grund, weswegen ich ihm davon erzählt habe.
»Wie heißt die Mutter von Luna?« frage ich unvermittelt.
»Marina. Marina Peréz.« ich überlege ob der Name mit etwas sagt, aber Nein. Da klingelt absolut gar nichts bei mir. »Was ist mit Rafaels Schwester? Wieso verhält sie sich dir gegenüber so komisch?«
»Komisch?«
»Als wärst du ihre Göttin. Vorhin war sie am lachen, sie hat mir von ihren Vorlieben erzählt und einiges über ihre Familie. Dann bist du hier aufgetaucht und es war, als müsste sie auf eine Erlaubnis von dir warten, um auch nur zu atmen.«
»Ach Mmmh, das... Ja... Das war das Werk meines Bruders. Vor zehn Jahren hat mein Vater Experimente mit Prostituierten durchgeführt. Er hat sie versucht so zu manipulieren, dass sie für den Mann, den sie bedienen wirklich alles tun.« selbst sterben »Was der Klient erwartet. Einige Männer waren brutal und unbarmherzig. Sie schlugen die Frauen bis zur Bewusstlosigkeit, während sie sich dabei eine runtergeholt haben. Die Frauen wollten lieber sterben, als weiter diesen Schmerzen ausgesetzt zu werden, also musste eine neue Geschäftsidee her. Mein Vater hat mit den verschiedensten Drogen herumexperimentiert, bis er eine entwickelt hat, die er ›prisionera‹ (Gefangene) nannte. Diese Drogen wirken wie K.O Tropfen, nur... extremer. Sie lassen die Frau alles spüren, schalten nur das Denken ab, sodass sie wie willenlose Zombies oder Puppen benutzt werden.«
»Diese Frauen werden vergewaltigt?« fragt er schockiert .
»Nicht ganz. Sie spüren zwar alles, aber sie vergessen es auch und wenn sie sich daran erinnern, glauben sie es selbst gewollt zu haben. Die Droge wirkt am besten, wenn die Frau sich vorher verliebt.« ich stocke, schließe die Augen und bemerke selbst das ich nur ein Experiment war.
»Bei dir war es Alberto« schlussfolgert er.
»Alberto war alles für mich. Mein Held. Mein bester Freund. Mein Wächter. Er hat mich gelehrt mich zu verteidigen.«
»Und Amalia?« fragt er vorsichtig, unsicher ob er es überhaupt fragen darf.
»In Juan.« er macht ein angewiderten Laut. Irgendwie verspüre ich den Drang meinen Bruder zu verteidigen, lasse es aber.
»Was passiert dann mit den Frauen? Nach den Drogen?« ich schnaufe.
»Wie gesagt, sie sind wie willenlose Puppen. Warme Körper an denen sich die Männer bedienen können. Ich würde mich ja als Beispiel nennen, aber das kann ich nicht. Ich war nutzlos für meinen Vater. Mehr noch, weil ich anfing meine Liebe für Alberto zu verleugnen, weil er sich in seine Verlobte verliebt hat.« ich hoffe, dass ich keine allzu schlechte Freundin bin, als ich Amalia als Beispiel nehme. »Während die Frauen mit den Drogen vollgepumpt sind, empfinden einige Frauen die entgegengesezte Wirkung. Eine Nebenwirkung. Sie sind zwar noch immer willenlose Puppen, aber sie erinnern sich an den Akt als das was es war: eine Massenvergewaltigung. Bei solchen Nebenwirkungen wird der Fehler genutzt um die Frau zu manipulieren. Amalia hat man eingeredet, dass ihr Leid dann enden wird, wenn sie mich glücklich macht. Wenn ich wirklich gestorben wäre, wie sie es geplant hatten und der Bann vorher nicht gebrochen wurde, dann wäre sie ihr lebenslang in eine Art Starre geblieben. Erst durch mich hat sie angefangen sich wieder Männer zu öffnen, weil sie glaubt es macht mich glücklich.«
»Was meinst du mit Massenvergewaltigung?«
»Orgien. Eingeleitet durch die Person die man liebt. Dadurch kriegt es etwas persönliches. Die Frau wird daran erinnert, dass es ein Fehler war auf ihr primitives Herz zu hören. Eine Bestrafung eingraviert in dein Gehirn. Sie erinnern sich in der Dunkelheit der Nacht an jede Berührung, an ihren Atem, an jeden Stoß.« ich merke wie ich zum Ende hin eher von mir spreche.
»Woher weißt du das alles, wenn dir das nicht passiert ist.«
»Erstens: Ich musste oft zusehen, wenn Emilio gerade eine prostituierte einarbeitete. Zweites: hatte ich bereits Orgien hinter mir und drittens: Alberto.« viertens Männer prahlen von ihren Erfolgen.
Er schweigt, offenbar hat es ihm die Sprache verschlagen.
»Wieso arbeitet Pepo mit Juan? Wusste er wer ich war?« er schüttelt seinen Kopf.
»Glaub mir Cayetana: Keiner von uns hatte gewusst, dass du die Schwester von Juan bist. Ich dachte wie gesagt, dass du die Tochter des Dienstmädchen wärst. Pepo hatte dich in seinem ganzen Leben bisher einmal gesehen und das als Cayetana Riveras.«
»Wann?«
»In Panama. Dein Akzent ließ ihn daraus schließen, dass du Puerto Ricanerin bist. Deine Kampfkunst und Narben machten ihn stutzig, also hat er Juan angerufen und ihn um Hilfe gefragt.«
»Juan meinte etwas von wegen, das wäre der Preis dafür, dass ihr sein dürft?«
»Es stimmt. Pepo hatte mit ihm ausgemacht, dass sobald du- also Cayetana - gefunden wirst, mein Bruder dich erzieht. Du solltest lernen deine Kampfkunst gegen die Feinde auszurichten ohne Fragen zu stellen, sobald das erledigt wäre, würden sie dich teilen.«
»Das ergibt kein Sinn. Wieso sollte ich dann zur Feier wenn ihr wusstet wer ich war?«
»Pepo hat sein Fehler bemerkt, aber es war zu spät. Er musste liefern sollst hätten die lobos uns angegriffen. Wir sind mächtig, aber gegen die Lobos hätten wir keine Chance.«
»Was hat sich geändert.« ein Lächeln umspielt seine Lippen.
»Azucena. Mit-« eine Explosion ist zu hören.
Ein penetrantes Piepen im Ohr lässt das Geschrei nur halb zu mit durchdringen. Ich versuche meine schweren Lider offen zu halten, doch der Rauch vernebelt mir die Sicht. Das Geschrei wird lauter. Der Schwindel stärker. Ich versuche mich aufzurappeln, versuche irgendetwas zu erkennen, da ertönt die nächste Detonation. Kinder schreien nach ihren Müttern. Verdammt, wie kann man ein Krankenhaus angreifen?! Meine Stimme ist kratzige als ich nach Diego rufe. Im nächsten Moment packt mich eine Hand an meinem Arm. Diego. Ich atme erleichtert durch. Zu früh wie ich feststelle. Ein Lappen wird mir gegen das Gesicht gepresst, dann sehe ich schwarz. Es war nicht Diego.
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Mi enemigo
RomanceAlba Márquez ist die Tochter eines Kartellanführers. Ihr Leben besteht aus Gewalt, Drogen und Gefahren. Oft muss sie mitansehen, wie unschuldige Menschen unter der Gewalt ihrer Familie leiden müssen. Dem Druck nicht mehr standhaltend können, f...