Capitulo 22

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Amalia
Der Scham kriecht in mir hoch wie kochend heißes Wasser. Sie sehen mich hier alle als das verletzte kleine Bambi, weil Juan mich angeblich vergewaltigt hätte und Alba gestorben ist.
Albas Tod ist tragisch und reif für die Hollywoodbühne, aber es trifft mich nicht. Ich liebte sie wie eine Schwester und sie hat mir auch viel geholfen, aber was würde es mir bringen? Die einzigen um die ich mich sorge sind Rafael und... Juan.
Mein Juan. Mein Álvaro Juan Lobo Márquez. Mein Peiniger und meine erste große Liebe und eben deshalb schäme ich mich. Diego ist freundlich und fürsorglich, aber er ist nicht Juan. Ich LIEBE diesen Mann. Ich bin ihm wortwörtlich verfallen.

»Woran denkst du?« fragt mich Diego. Ich lasse Hernández Hand los, die ich bis eben gehalten habe.
»Ich geh kurz auf die Toilette« weiche ich seiner Frage aus.

Ich schließe die Tür hinter mir und öffne die letzte Nachricht.
Wo bist du? Tippe ich ein.
Vermisst du mich schon? Antwortet Juan. Ich beiße mir auf die Unterlippe.
Du kennst die Antwort. Mein Herz schmerzt vor lauter Sehnsucht.
Ich bin mit Lara gerade unterwegs. Sofort ändert sich meine Miene von strahlend auf bitter ernst. Als hätte man einen Schalter betätigt.
DU BIST IMMER MIT IHR! Wann kommst du wieder zu mir?!
Dein Bruder wird mich töten, wenn ich auch nur an dich denke.
Bitte, AJ, ich brauche dich. Ich fühle mich genauso verzweifelt wie sich die Worte anhören.
Heute Nacht. Komm an den Hintereingang.
Ich schließe meine Augen und lege vor Erschöpfung den Kopf in den Nacken.

Zurück im Zimmer, kann ich nicht aufhören an das letzte Mal im Zoo zu denken. Dieses eine Mal hat die Wunden aufgerissen, die ich solange versucht habe lo zu verstecken. Prompt werden die Gedanken an das letzte Mal von den Gedanken meines ersten Males überschrieben.

»Also? Wo brauchst du Hilfe?« frage ich Juan und versuche meine roten Wangen zu verstecken.
»Hier, kommst du?« er bringt mich in einen Raum. Alles hier ist komplett dunkel und abgelichtet. Das wenige Licht, welches im Raum scheint kommt von der offnen Tür.
»W-Wo bin ich?« frage ich ihn stottern. Ich brauche kein höheren Abschluss um zu verstehen, dass etwas hier nicht stimmt.
»Vertraust du mir?« raunt er mir ins Ohr. Ich nicke beschämt. Die Schmetterlinge in meinem Bauch wirbeln herum wie ein Sturm und lösen die verschiedensten Gefühle in mir aus. Er reicht mir eine Augenbinde.
»Soll ich oder willst du?« ich rege mich nicht.
»Ich dachte du brauchst meine Hilfe bei der Vorbereitung?« wispere ich fragend. Meine Beine fühlen sich an wie Pudding.
»Ja.« haucht er mir ganz dicht ans Ohr. Ich sehe ihn nicht mehr, sondern fühle ihn nur noch. Seine starke Präsenz hinter mir. Juan ist anders als die Männer bei meinem Bruder. Er ist nicht ganz so muskulös, aber dennoch sehr athletische. Auch die Art wie er mit mir spricht ist anders. Ehrfurcht, aber nicht wegen meinem Titel, sondern wegen mir. Weil er mich begehrt. Wegen meiner Person. »Eine Vorbereitung, aber nicht die der Quinceañera. Darum kümmert sich mein Vater.« er packt mich an den Schultern und eskortiert mich in eine Richtung.
»Entspann dich.« seine ruhige Stimme bringt mich um. Er setzt mich auf einen Bett.
»Bist du noch Jungfrau?« dieses Mal spricht er normal mit mir. Kein Geflüster. Kein Raunen. Kein Hauchen. Diese vier Worte lassen mich aus meiner Starre erwachen. »Bist du's?« ich nicke gezwungen.
»Ich sehe dich nicht, Mäuschen« ein Lächeln ist in seiner Stimme zu hören.
»Ja.« hauche diesmal ich. Wieso fragt er mich sowas?
Sein ›Gut‹ kriege ich nur am Rande mit. Er drückt mich langsam nach hinten, damit ich auf die Matratze falle. »Egal was jetzt passiert: du bist still.« in meinen Kopf bilden sich einige Szenarien die ›passieren‹ könnten. Eine Hand zerrt an meine Hose. »Juan?«
»Keine Sorge, Kleines, ich bin hier.« und genau das, ist die Sorge. Er ist hinter mir, also wer...?
Hände, mehrere. Nicht zwei, sondern mindestens sechs. Mehr als drei Personen sind also im Raum. Noch schlimmer, ist Juan einer dieser Männer oder sind es vier? Ich will protestieren, da wird mir etwas in den Mund geschoben. »Ich habe dir gesagt du sollst leise sein.« er drückt mir den Mund zu. Was auch immer sie mir in den Mund geschoben haben: es schmeckt nach Kirschen. Die Tablette löst sich auf. Im ersten Moment passiert gar nichts. Die Tablette hat mich von meiner Misere abgelenkt, weil ich mich darauf eingestellt habe, dass sie scheußlich schmeckt. Alles dreht sich um mich herum. Gelächter ertönt.
»Das soll Cifuentes Schwester sein?« fragt ein anderer Mann.
»Ich brauche sie ganz Jungs!« Spottet Juan.
Ich will etwas erwidern. Will schreien und um mich treten, doch... ich kann nicht. Das etwas hat mich gänzlich betäubt. Ich sehe noch immer nichts und gerade bin ich wirklich dankbar dafür. Weitere Hände zerren an meiner Kleidung wie hungrige Tiere. Ausgemagert. So fühle ich mich. So benehmen sie sich.
Ein Bartstoppeln kratzen an die Innenseite meiner Oberschenkel. Hände befinden sich auf meine Brüste und Lippen auf meine Wange. Drei Männer. So viele habe ich bisher gezählt. Sie spielen mit mir. Lecken mich: meine Brust, meinen Hals, meinen Bauchnabel und schließlich auch meine-

Mi enemigoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt