Triggerwarnung (Vergewaltigung)
Alba
Ich sitze gerade mit Luna im Garten und spiele mit ihr, während Pepo ein wichtiges Treffen hat. Er hat mich darum gebeten und obwohl es mir nicht leicht fällt, habe ich zugestimmt. Jetzt flechtet die Kleine mir gerade die Haare, was echt weh tut weil sie ständig daran zieht, aber ich sage nichts. Ich habe weitaus schlimmeres erlebt, als das Haare ziehen.
Ich höre Schritte auf uns zu kommen. Mein Rücken ist zur Tür gewandt, deshalb weiß ich nicht wer gerade kommt.
»Und ich habe mir sorgen um dich gemacht?« ich erstarre, ungläubig drehe ich mich um und sehe in braun-grüne Augen.
»Amalia?« sie kommt auf mich zu, hält aber inne als sie die Kleine neben mir sieht. »Woher wusstest du wo ich bin?«
»Rafael... Er trifft sich gerade mit den Panamaern. Da ich wusste das du in Puerto Rico bist und du im letzen Anruf von Panamaern gesprochen hast, habe ich eins und eins zusammen gezählt.« ich sage nichts mehr, springe auf und werfe ihr meine Arme um den Hals. Amalia Cifuentes. Wer hätte gedacht, dass ich mich jemals freuen würde sie zu begegnen? Nachdem Alberto mir das Ultimatum gestellt hatte, dachte ich eigentlich das es mir schwer fallen würde, sollte ich sie jemals sehen. Ich dachte, dass ich in ihr nur das Mädchen sehen würde, für die meine Familie mich verraten hatte. In den vier Wochen der Trauer, die Zeit nach dem Krankenhausbesuch hat mir gezeigt, dass ich es wenigstens versuchen muss Amalia zu vertrauen.
Rafael, er trifft sich gerade mit den Panamaern. Plötzlich wird mir bewusst, dass Rafie hier ist. Mein Herz schlägt schneller. Ich darf ihn nicht begegnen, er weiß nicht das ich hier bin. Amalia, die meine Gedanken gelesen zu haben scheint, legt mir beruhigend ihre Hand auf den Oberarm. Schlagartig wird mir bewusst, wieso ich angefangen habe der Schönheit mir gegenüber zu vertrauen. Sie ähnelt Alberto- ob gewollt oder ungewollt. Nicht in ihrem Aussehen, sondern an ihrem Charakter. Die guten Seiten, die an denen ich an manchen Tagen noch immer denken muss. Ich verbanne den Gedanken aus meinem Kopf. Alberto wird mir nicht mein Leben und meine Ziele kaputt machen. Nicht schon wieder. »Amalia, das ist Luna« stelle ich die Kleine vor, die sich wieder ihren Puppen gewidmet hat. In dem Moment kommt Diego ins Haus. »Ladys« Amalia dreht sofort ihren Kopf zu mir, sodass sie mit dem Rücken zu ihm steht. Ihre Wangen färben sich leicht rosa. Belustigt beobachte ich das Szenario. »Amalia das ist Diego.« stelle ich ihr nun auch meinen neuen... Freund? vor. Es ist eigenartig zu Diego empfinde ich keine Hemmungen wie bei Rafael am Anfang. Vermutlich liegt es an unsere zweite Begegnung, an der ich nur in Unterwäsche bekleidet vor ihm stand, oder - und ich glaube, dass ist der wahre Grund- es liegt an der Tatsache, dass ich bei ihm Cayetana Riveras sein kann. Alba Márquez hat in diesem Haus kein Platz und somit auch nicht meine Furcht oder Vergangenheit. »Danke, wie hatten bereits das Vergnügen.« sagt Diego, lässt den Blick aber nicht von Amalias geröteten Wangen. Für mich steht fest, dass ich in nächster Zeit meine langweile damit vergeude, diesmal wirklich Amor zu spielen. Die traditionelle, mythische Form davon. »Amalia, ich wohne zurzeit bei Diego. Er ist Hernández Halbbruder.« und dass ich die nächste Zeit damit verbringen werde herauszufinden, ob er wirklich Single ist. »Hernández? Dein Hernández?«
»Lage Geschichte, ich erzähle es dir wann anders.«
»Kann ich euch was zu trinken anbieten, Ladys?« sein Handy klingelt und unterbricht seine Gastfreundlichkeit. Er verlässt für das Telefonat seinen Wohnzimmer, in dem wir uns befinden.
Schneller als irgendwer von uns reagieren kann, steht er wieder vor uns. Sein Blick mitleidig. »Amalia du wirst gerufen. Ihr geht.« ich bemerke wie bei seinen Worten ein Stich durch meine Magengrube fährt. Abschied. Schon wieder. Aber ich weiß, dass ich, dass wir, stark bleiben müssen. »Und du. Pepo ruft dich.« am liebsten würde ich sagen, dass er warten soll und das ich noch Zeit mit Amalia verbringen möchte, aber da klopft es schon wie wild an der Tür. Ich nehme Luna und verstecke mich in den Garten, gerade rechtzeitig, denn einer von Rafies Männer betreten das Haus und begleiten Amalia nach draußen. Pepo hat mich darum gebeten die Kleine vor den Augen seiner Geschäftspartner zu verstecken und auch wenn es Rafael ist, halte ich mein Wort. Auch jetzt, wo ich weiß das er es ist.
Gerade als ich den Garten verlasse und wieder in das Haus eintrete, Mustern mich drei Paar Augen. Ein blaues und zwei graue. »Hey Jungs.« gebe ich etwas hilflos wider, weil ihre Blicke mich leicht verunsichern. »Wir müssen uns unterhalten.« kommt es von Pepo, der auf den Platz ihm gegenüber zeigt. Ein Moment huscht mein Blick zum Fernseher, darunter befindet sich immer noch die Spielekonsole, dass heißt ich bin immer noch bei Diego zuhause. Etwas in den Blicken der Männer sagt mir, dass mir nicht gefallen wird, was ich gleich zuhören bekomme.
»Rafael Cifuentes war eben hier.« ich versuche erst gar nicht ein überraschtes Gesicht aufzusetzen. »Er hat uns bereits vor einigen Tagen kontaktiert um ein Deal mit uns abzuschließen, dass das Kartell deines Vaters in den Hintergrund drängen würde. Dadurch, dass wir uns zeitweise in Puerto Rico positioniert haben, sollten wir dein Vater ausspionieren, seine Geschäftspartner an Rafael verraten und von Panama aus einige spezielle Waffen anfertigen lassen. Dafür hat er uns 40% seines Gewinns versprochen.« ich höre die Worte, aber der Sinn dahinter erreicht mich nur dumpf. Rafael weiß doch, dass ich das Kartell übernehmen werde. Sehr bald sogar. War es ihm egal? Wollte er, dass ich meine Rache nur beschränkt bekomme? Und überhaupt: ausspionieren? Er hätte mich dich fragen können, wenn er etwas wissen wollte. »Wir haben den
Deal abgelehnt, aufgrund der Meinungsverschiedenheiten zwischen dir und Pedro. Nun wollen wir, dass in deiner Hand liegt ob wir den Deal zustimmen oder nicht.« in meinem Kopf schwirrt nur eine Frage: »Wo ist er?«
»Er wird später wiederkommen.« ich weiß, dass sich gerade ein Interessenkonflikt aufbaut. Ich könnte jetzt einfach Nein sagen. Nein, ich möchte nicht das ihr mit ihm Zusammenarbeit, aber was hätte ich davon? Ich gehöre nicht zu dieser Familie und wenn Sie durch Rafael einen Gewinn erzielen habe ich kein Recht dazu.
»Was ist wenn ich dem zustimme? Was wollt ihr im Gegensatz dafür?« darauf läuft es doch schließlich hinaus oder?
»Deinen Beitritt. Vollständig.« mein Blick huscht zu Diego, der ebenso überrascht wirkt. Meinen Beitritt, mit anderen Worten den Verlust von azucena. Der Traum eines eigenen Kartells. Was wiegt mehr? Träume oder Liebe? Sollte ich meinen Traum für die Liebe zu Francisco und Amalia aufgeben? Wegen einer Verliebtheit zu Rafael, von der ich nicht mal weiß ob es wirklich Liebe ist? Ohne Frage hat Pepos Symphatie mit einem Mal abgenommen. Er sieht mich nur als eine Beute, ein Werkzeug das er mit jeder Kraft zu bekommen versucht. Vollständig.
Ich schließe schmerzerfüllt die Augen, weil es mir so vorkommt als hätte ich mich nun auch selbst verraten für etwas, von der ich keine Sicherheit habe. Flieg Engelchen. »Okay. Ich... werde mich deinem Kartell anschließen, unter einer Bedingung.« jeder im Raum hält den Atem an, keiner hätte mit meiner Fürsprache gerechnet- einschließlich mir. Die Worte haben meinen Mund verlassen, bevor mein Gehirn es wirklich registrieren konnte. Aber Träume hatte ich schon genug, es war das Gefühl der Liebe, wonach ich mich sehne. »Sollte Rafael sich jemals dazu entscheiden mich zu... heiraten, dann verlasse ich das Kartell.« meine Stimme ist leise, gebrochen. Genauso wie meine Träume. Ein stolzes Strahlen liegt auf Pepos Lippen. »Sehr schön. Dann freue ich mich dich, Cayetana Riveras, in meinem Kartell begrüßen zu dürfen. Heute Abend wird der tätowierter kommen und dir die Plaka stechen. « es scheint als wäre Pepo der einzige, dem diese Tatsache Freude bereitet. Hernández und Diego schauen mich nur fassungslos an. Ich erwidere nichts zu Pepos Verkündung, sondern laufe nur an ihm vorbei in mein Zimmer und schließe die Tür hinter mir. Langsam lass ich mich an die Tür hinunter sinken und überdenke alles. Stütze meine Arme auf meine Knien ab und halte mir den Kopf. Ich kann nicht fassen, dass meine Freiheit nun eine Ehe sein wird. Eine die es vermutlich niemals geben wird. Diesmal weine ich nicht, selbst wenn meine Augen brennen. Ich bleib einfach an die Tür gelehnt, bis irgendwann ein leichtes Klopfen an meiner Tür erklingt. Ich rutsche einige Meter nach links. »Herein.« meine Stimme ist kratzig. Die Tür knarzt leise, als sie sich öffnet und Diego herein kommt. Don Diego, Patrón, Señor Santos... alles Namen mit denen ich ihn bald ansprechen muss, weil auch er ein Anführer ist. Mein Anführer. Der Gedanke wieder gefangen zu sein treibt mir die Tränen nun wirklich in die Augen. Ich habe es gewusst, schon in der Höhle: Pepo nimmt sich was er möchte. Die Wahl die er mir gestellt hat ist zu vergleichen wie die von Alberto, selbst wenn sie vermutlich nicht so böse gemeint war. Ich hätte ohnehin verloren. Wie hätte Rafael reagiert wenn er wüsste, dass ich dagegen gewesen war? Er hätte mich vermutlich gehasst, wie damals.
»Wieso?« fragt nun Diego und setzt sich zu mir auf den Boden.
»Ist das nicht eigentlich meine Frage?« flüstere ich fragend.
»Mal im Ernst. Vor wenigen Stunden hast du mir noch verraten, dass du dein eigenes Kartell gründen willst und jetzt sagst du doch zu. Wieso?«
»Weil ich nie dafür gelebt habe um glücklich zu sein, Diego. Wenn ich mich nach meinem Glück richten würde, dann wäre es nicht nur egoistisch, sondern ich würde auch Leute damit schaden, die mir etwas bedeuten. «
»Ich will es dir nicht ausreden, Cayetana, aber wieso glaubst du, dass die Menschen weniger in dich sehen werden, als wenn du egoistisch bist? Du hättest das Potenzial dein eigenes Kartell anzuführen.«
»Ich habe mich schwach gemacht durch die Gefühle zu einer Person, von der ich nicht einmal weiß ob ich sie wirklich liebe. Mich zu lieben ist wie die Dunkelheit zu lieben. Ich bin kein Stern, kein Mond, keine Sonne. Ich bin die Dunkelheit die drumherum herrscht.« Diego sagt nichts dazu was sollte er auch?
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Mi enemigo
RomansaAlba Márquez ist die Tochter eines Kartellanführers. Ihr Leben besteht aus Gewalt, Drogen und Gefahren. Oft muss sie mitansehen, wie unschuldige Menschen unter der Gewalt ihrer Familie leiden müssen. Dem Druck nicht mehr standhaltend können, f...