Capitulo 23

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Amalia
Ich war nie der sportliche Mensch. Überhaupt nicht. Dennoch dachte ich mir, es würde mich eventuell motivieren, wenn ich mir Sportkleidung kaufe. Vor allem wenn Alba mir Selbstverteidigungen beibringt, sollte ich etwas bequemes tragen. Jetzt stehe ich seit gefühlt zwei Stunden im Sportgeschäft und nichts davon gefällt mir. Diego hat sich nicht gemeldet, vielleicht Interessiert er sich nicht mehr für mich. War ich wirklich nur Ballast? War der Kuss wirklich nichts weiteres als nur ein Kuss?
Ich vertreibe den Gedanken, zumal ein anderes Gesicht vor mein inneres Auge auftaucht. Ein Mann den ich nur noch wage in Erinnerung habe. Aber ich erinnere mich an seine Haselnussbraune Augen und sein kantiges Gesicht. Oh Gott, ich habe mich gestern wirklich blamiert. Ich traue mir zu, dass ich genau deshalb eben angehauen bin und nicht wegen der Verfolgung. Immerhin stört es mich im Grunde nicht, es sei denn ich kaufe mir gerade Unterwäsche, dann muss es wirklich nicht sein.
»Nein, das ist es auch nicht.« sage ich zu der Verkäuferin, nachdem ich aus der Kabine getreten bin. Ich trete sofort zurück, als ich den drei Männer von vorhin dabei zusehe wie sie den Laden betreten.
»Zu spät, Kleines, mein Name ist Amalia.« okay, diese Spitze habe ich verdient. Ich trete beschämt nach draußen.
»Ich wusste nicht das ihr mich verfolgt.« antworte ich ausweichend.
»Versuchs nochmal und lüg diesmal besser.« seine Begleiter beginnen zu lachen und ich fühle mich gedemütigt.
»Keiner hat von euch verlangt, dass ihr mich begleitet! In einem Sportgeschäft sollte ich wohl kaum angegriffen werden.« und selbst wenn, würde ich auf dem Boden liegen bevor ich es überhaupt bemerke.
»Was suchst du hier überhaupt?« fragt er und geht nicht auf meine Bemerkung ein. Ich verschränke meine Arme vor der Brust.
»Einkaufen!« fauche ich. Wieso geht er nicht einfach? In meinen Erinnerungen hatte er irgendetwas reizendes an sich, gerade aber gar nichts. Lag es an dem Alkohol?
»Komm wir bringen dich in ein Sportgeschäft, dass weniger wie eine Boutique aussieht.« er wartet keine Antwort ab, sondern rechnet schon damit das ich ihm folge. Und das tue ich auch mit einem entschuldigenden Blick in Richtung der Verkäuferin. Hier werde ich auf jeden Fall nicht mehr herkommen.
»Du hättest nicht gleich so unverschämt sein müssen. Die Verkäuferin hat sich wirklich Mühe gegeben.« murmle ich ihm hinterher.
»Merk dir eines Schneewittchen, die besten Geschäfte sind nicht die, in denen die Touristen einkaufen.« ich bin bei seinem Spitznamen für mich steckengeblieben. Schneewittchen. Meine Haut ist nicht schneeweiß wie die im Märchen, aber die Haarfarbe passt. Hat er mich deshalb so genannt? Mein Leben war auf jeden Fall eingeschneit. Sollte ich es bereuen, Juan in Ruhe gelassen zu haben? Gerade wird mir bewusst, dass ich Alba gar nicht treffen möchte. Niemals. Nie wieder. Wie konnte ich nur so über sie denken?
Chico bringt mich zu seinem Auto. Unschlüssig wo ich einsteigen soll, bleibe ich einfach stehen. Er öffnet mir die Beifahrertür. Ich weiß, dass er gerade einen spöttischen Witz auf der Zunge hat, aber er schweigt. Er selbst setzt sich auf die Fahrerseite und seine beiden Begleiter sitzen auf die Rückbank.
Ich räuspere mich. »Das ist nicht nötig. Ihr könnt mich auch einfach zum Hotel zurückfahren. Es war sowieso eine schlechte Idee.« den letzten Satz sage ich leise.
»Wieso? Was hattest du vor?« fragt Chico. Seine Begleiter geraten in Vergessenheit. Ich atme tief durch und lehne mein Kopf gegen die Lehne.
»Mich ablenken.« ich versuche meine Augen nicht zu schließen, bevor mich wieder diese Bilder heimsuchen.
El Clavo von Romeo Santos dröhnt von den Boxen des Autos. Ich drehe die Lautstärke etwas leiser. Sofort liegen drei Augenpaare auf mir. Chicos Griff um den Lenkrad spannt sich an, sein Brustkorb hebt und senkt sich rasch, aber er sagt nichts, beißt die Zähne zusammen und hält den Blick auf die Straße gerichtet. Nervös führe ich meinen Daumenspitze in den Mund und beiße kurz darauf. Eine dämliche Angewohnheit. Mein Handy vibriert in der Tasche. In freudiger Erwartung Rafaels Stimme zu hören, die mich von dieser Peinlichkeit befreit ziehe ich es aus der Tasche. Diego. Ich atme tief durch, blicke aber noch immer auf das Handy.
»Willst du nicht dran gehen? Die Vibration nervt!«
Ich zögere, lehne aber den Anruf ab.
»Es ist zu laut im Auto.« begründe ich meine Tat.
»Du rechtfertigst dich oft grundlos.« bemerkt Chico. Ich sollte mich bei ihm bedanken, aber nicht vor den anderen. Dazu sage ich nichts, sonst würde ich deine Aussage bestätigen.
»Wer seid ihr eigentlich?« frage ich niemanden bestimmten.
»Mich kennst du bereits. Der Rest ist unwichtig« ich drehe mich in meinem Sitz um. Beide Männer sehen mich so an, als wäre ich nur ein störrisches Kind auf das sie aufpassen müssen. Als wären sie die Bodyguards eines vierzehnjährigen reichen Mädchens.
»Ich... Ich glaube ich möchte doch lieber ins Hotel.« auf jeden Fall wäre ich dort gerade lieber und keiner müsste sich mit meiner Anwesenheit rumschlagen. Er ignoriert mich und fährt einfach weiter. Wir sind schon längst aus der Touristen Zone raus, dennoch fährt er weiter. Mein Handy beginnt wieder zu vibrieren. Dieses Mal ist es mein Bruder.
»Hallo?«
»Hola, Mäuschen. Wir sind heute Abend verabredet, Kauf dir ein schönes Outfit.«
»Wohin gehen wir?« ich versuche nicht auf Chico zu achten oder auf einer der anderen beiden Männer. Immerhin war es mir eben noch ›zu laut‹ um ein Gespräch anzunehmen.
»Leandro lädt uns zu einem seiner Clubs ein.« ich lehne mich zurück. Wie komme ich da jetzt am besten raus? Ich will wirklich keine Zeit mit Leandro verbringen. Er macht mich immer fertig oder ignoriert mich.
»Ich habe... heute schon was vor.« ich kneife die Augen zusammen.
»Zu spät, sag es ab. Du wirst abgeholt.« das von wem kann ich mir sparen. Ich seufze und ergebe mich. Wir verabschieden uns und ich lege auf. Genervt stöhnend lehne ich mein Kopf nach hinten.
»Ich soll mir ein Kleid kaufen.« sage ich und kneife mir dabei die Augen zusammen. Es war doch schöner als Rafael mich vergessen hat.
»Für ein Date?« fragt einer der Jungs hinter mir.
»Kann man so sagen.« ich sehe erst gar nicht in Chicos Richtung. Die Männer wissen zweifellos wofür das Kleid ist. Den Witz hinter seiner Frage ist nicht zu mir durchgedrungen. Zumindest glaube ich, dass seine Frage eher höhnisch gemeint war.

Mi enemigoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt