Alba
Ich dachte in meinen Leben würde mich nichts mehr so schnell überraschen und doch stehe ich hier diesem Mann gegenüber, dessen Leben ich zerstört habe. »Wie ist die Luft da unten?« frage ich Pedro. Er grummelt etwas vor sich hin, was ich lachend zu Kenntnis nehme. Genugtuung. Das ist was gerade meinen Körper durchflutet. Was mich elektrisiert und mich ermutigt meinen Plan durchzuführen. »Spar dir deine Witze« sagt er genervt. »Was willst du, Pedro?« er fährt sich mit der Zunge sichtbar über seine strahlend weiße Zähne. »Was weißt du über Hernandez?« seine Frage überrascht mich. Was interessiert es ihn? »Wieso willst du es wissen?« er flucht vor sich hin. Ich muss an den Schmerz denken, den ich in seinen Augen funkeln gesehen habe. »Vergiss es, ich hätte gar nicht kommen sollen.« er dreht sich weg um davon zu fahren, hält dann aber an und dreht sich zu mir. »Das Kind, dass ich getötet habe war nicht Hernandez... Es war mein eigenes. Wenn du also denkst ich würde unter ihrem Tod nicht auch leiden, täuscht du dich.« ich ziehe scharf die Luft ein. Wie bitte? »Was meinst du?« nun funkelt die Genugtuung in seinen Augen. Ich bin wie erstarrt. »Mercedes und ich hatten eine Affäre. Ich habe sie kennengelernt, als ich wegen Amalia bei ihr war. Danach habe ich sie immer öfter besucht, entweder um Amalia abzuholen oder abzuliefern.« er schnalzt mit der Zunge. »Ihr Sunnyboy war auf Reisen. Ich habe Amalia abgeholt und habe sie weinen gesehen, weil sie wegen ihren Gefühlen so durcheinander war.« er reibt sich über das Kinn, bedacht mich nicht aus den Augen zu lassen. »Es scheint dir unmöglich vorkommen, aber ich kannte Mercedes seitdem wir kleine Kinder waren. Wir gingen zusammen auf diese scheiß Schule, die mehr Ratten als Schüler hatte. An der die weiße Farbe an der Wand so gelb war, dass man glaubt man hätte sie in diese Farbe gestrichen. An der das Highlight der Woche die Tage waren, an denen Männer wie Rafael zu uns an die Schule kamen und uns mit Unmengen von Essen und Trinken versorgten, weil Zuhause mal wieder nicht das Geld gereicht hat um den Einkauf zu bezahlen und deshalb gehungert wurde. Mercedes mag zwar eine gebildete Frau gewesen sein, die etwas aus sich gemacht hat, aber sie wurde nicht hochmütig... An diesem Abend haben wir über die Vergangenheit gesprochen es war eines dieser weißt-du-noch-damals- Tage. Wir haben getrunken, viel getrunken, dann kam eins nach dem anderen. Eine Woche vor ihrem Tod hat sie mir gebeichtet, dass sie Schwanger war und das nach dem Zeitpunkt nur ich in Frage käme.« ich bemerke erst jetzt wie gespannt ich mir seine Geschichte angehört habe. Den Schmerz den ich neulich in seinen Augen gesehen habe, höre ich nun in seiner Stimme heraus. »Den Abend bevor sie den Heiratsantrag angenommen hat, haben wir uns noch einmal getroffen um zu reden. Wir wollten darüber sprechen, wie es weitergehen soll... mit uns. Sie wollte es Hernandez erzählen, hatte aber Angst ihn zu verletzten. Dann kam dein Anruf, weil du...« er beißt sich auf die Lippe »komplett besoffen warst und sie sich sorgen um dich gemacht hat.« er schnauft ungläubig auf. »Meine princesa ruft an, hatte sie gemeint, dann hat sie mich einfach stehen gelassen und ist telefonieren gegangen. Kurz danach meinte sie sie müsste los, weil es dir nicht gut ginge.« er dreht sich nun komplett zu mir um. Ich beiße mir auf die innere Wange. So gerne würde ich ihm misstrauen. Ihn zur Hölle schicken und dafür sorgen, dass er dort bleibt. Aber er leidet unter Mercedes Tod genauso wie ich es tue, dass sehe ich in seinen Augen. »Weißt du das sich immer alles um dich dreht?« sagt er nun wütend als hätte ich sie umgebracht und nicht er. »Mercedes sprach ununterbrochen von dir. Rafael tut es, wenn es um deine Leistung geht. Francisco wenn es um seine Familie geht und Manuel wenn er an die zwei Jahre denkt, die ihr miteinander verbracht habt.« ich antworte nicht darauf. »Seitdem du aufgetaucht bist, höre ich deinen Namen wie auf Dauerschleife. Die Kugel sollte dich und nicht sie treffen. Du hättest Tod auf dem Boden verbluten sollen und nicht Mercedes, aber weißt du was?« ich ahne nichts gutes bei der Sache. »Irgendwann wird es soweit sein. Irgendwann trifft dich eine Kugel direkt ins Herz, aber bis dahin sorge ich dafür, dass auch du leiden wirst. Ich lasse nicht zu, dass du gehst und unbeschwert dein Leben weiterlebst. Wenn du dich gleich mit Rafael triffst, frag wer dich angeschossen hat.« gerne würde ich ihn fragen, was sein Problem ist, aber in Grunde kenne ich ihn: Ich. Mein Gehirn versucht noch immer die Masse an neuen Information zu verarbeiten. Mercedes soll Hernandez fremdgegangen sein? Das Kind soll von Pedro gewesen sein? Hat Hernandez das gewusst? Hat er sich deshalb so schnell von der Trauer erholt, weil er in dem Moment erfahren hat, dass sie ihn betrogen hat? Und was meint er mit: Wer mich angeschossen hat? Es kann mir doch egal sein, wer es gewesen ist. Die Kugel hat mich eher von meinen Allmächtiges Gefühl runtergeholt. Er sagt nichts mehr, sondern lässt mich mit meinen Gedanken alleine. Ich atme einige Male heftig durch, bis ich in meine Tasche greife und die Creme heraushole, die heute Nacht mein Leben retten muss.
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Mi enemigo
RomanceAlba Márquez ist die Tochter eines Kartellanführers. Ihr Leben besteht aus Gewalt, Drogen und Gefahren. Oft muss sie mitansehen, wie unschuldige Menschen unter der Gewalt ihrer Familie leiden müssen. Dem Druck nicht mehr standhaltend können, f...